Staaten rollieren ihre Schulden, d.h. sie verschulden sich für die Tilgung auslaufender Anleihen an den Kapitalmärkten neu. In den nächsten 3 Jahren werden mehrere vom Bund begebene Anleihen zur Tilgung fällig. Einer dieser Stichtage war beispielsweise der 15. Juli diesen Jahres. Mit diesem Tag war ein seit 15 Jahren laufender Kredit der Republik, begeben in Form von Staatsanleihen, ausgelaufen, in Summe 15 Milliarden Euro. Das Kapital wurde zu einer Zeitpunkt aufgenommen, als die Zinsenkupons für österreichische Staatsanleihen weit höher waren, im konkreten Fall bei etwa 4%. Heute notieren 10jährige österr. Staatsanleihen bei etwa 0,2%. Allein durch diese Refinanzierung sinkt der Zinsendienst für die geborgten 15 Milliarden von bisher rund 600 Mio. Euro pro Jahr auf gerade einmal 30 Mio. Euro p.a. Dieser Umstand führte bereits in den letzten 10-15 Jahren dazu, dass trotz steigender Staatsverschuldung die Kapitalkosten sowohl in absoluten Zahlen aus auch im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung rückläufig waren. Und wie bereits erwähnt werden in den kommenden Jahren einige dieser Refinanzierungen anstehen und damit der Zinsendienst trotz steigender Staatsverschuldung weiter zurück gehen.
Die Zahlen sind natürlich mit Unsicherheiten behaftet. Aktuell sind die Zinsen niedrig. Bei Anleihen bis zu einer Laufzeit von sieben Jahren sind sie sogar negativ. Das muss natürlich nicht so bleiben, doch derzeit spricht wenig für ein Ansteigen des Geldzinses. Die FED hat bereits in ihrer Forward Guidance mehrfach betont, dass das Zinsniveau wohl für die nächsten 5 Jahre auf einem derart niedrigen Zinsniveau verharren wird. Die EZB wird dem mit großer Wahrscheinlichkeit folgen.
Und noch ein weiterer Aspekt: ein Teil der aktuellen Zinsausgaben des Bundes landen erst recht wieder beim Staat, da ein nicht unerheblicher Teil der Staatsanleihen von der EZB selbst gehalten werden und diese befindet sich im Eigentum der nationalen Notenbanken, welche wiederum den Nationalstaaten gehören. Allein heuer dürfte die EZB österreichische Staatsanleihen im Wert von 20 Milliarden Euro kaufen.
Die Chancen stehen somit recht gut, dass zusätzlich viele Milliarden an Euro in Form von Wirtschaftshilfen in die Wirtschaft gepumpt werden können, ohne dass das zu allzu großen Mehrbelastung führen wird.