Ich nehme mal an, das Allerschlimmste was einem der Tod nehmen kann, ist das Kind, dann - bei einer intakten Verbindung - denjenigen, mit dem man in Liebe in einer Partnerschaft verbunden ist. Dass die Eltern und Großeltern vor einem sterben, ist hingegen "normal" im Sinne von Teil des natürlichen Kreislaufs und somit irgendwie leichter zu verkraften, außer man ist noch ein Kind, wenn ein Elternteil stirbt, das ist ein anderes Kaliber.
Darum gibt es für mich keinen allgemeinen Zugang, nur einen individuellen und der sagt - es hängt stark davon ab, wer stirbt, davon betroffen ist und genauso wie es passiert. Ich finde so kopflastige Überlegungen aber im Grunde entbehrlich, auch wenn ich selbst dazu neige, aber jemanden zu verlieren, darauf kann man sich nicht vorbereiten und man kann es sich auch nicht schöndenken oder weichzeichnen. Wenn der Verlust eintritt, ist er da und konkret und muss man ihn bewältigen und zu integrieren versuchen, alles was davor ist an Gedanken und Überlegungen, ist graue Theorie. Darum versuche ich die Beschäftigung damit auf ein Mindestmaß zu reduzieren und spare die Energie für den Moment auf, wo es dann tatsächlich erforderlich ist, mich dem Thema zu stellen.
Der Tod kann ab und zu sogar ein Geschenk sein im Sinne der Erlösung von einem langen und zermürbenden Leidensweg. Für mich ist ganz klar, dass ich wenn es um mein eigenes Dasein geht, Angst vor einer qualvollen und langen Krankheit habe, von der man schon weiß, dass sie unweigerlich mit dem Tod endet, wo es somit einerseits nichts bringt zu kämpfen und es keinen Horizont im Sinne von "mögliche Heilung" gibt, aber es trotzdem nicht schnell zu Ende ist. Das ist zermürbend und mutet für mich irgendwie sinnlos an, aber man kann es auch nicht ändern, wenn es einem widerfährt, jedoch würde ich mir in so einem Fall für mich wünschen, dass dann bereits Sterbehilfe legal ist und ich wenigstens den Zeitpunkt meines Abtretens noch selbst bestimmen darf, der Rest wird einem dann ja ohnehin genommen. Der Gedanke, dass mir so etwas widerfahren kann, ist für mich der unerträglichste.
Tot zu sein stelle ich mir hingegen ganz okay vor, davor habe ich keine Angst, aber ich bin definitiv lieber lebendig und da, das ist schon die leiwandste Sache von allen, besonders in so einem schönen Land wie Österreich und wenn man gesund ist.