würdest du uns bitte auch erläutern, welche unterschiede zwischen thais und chinesinnen denn "systembedingt" bestehen? ist jetzt nicht ironisch gemeint, interessiert mich wirklich!
Wenn man schon mehrere Thais und Chinesinnen kennengelernt hat, sei es für die unverbindliche Dauer einer halben Stunde, sei es für Wochen, Monate oder Jahre, stellt sich irgendwann die Frage des Vergleichs, die zwar kaum jemand mit wissenschaftlichem Ernst angehen wird, reizvoll ist sie aber dennoch, also unternehme ich den Versuch, in der Hoffnung, dass ein besserer Kenner der Materie sich findet, der meine Ausführungen gerne konkretisieren, korrigieren, gendertheoretisch dekonsturieren etc. darf.
Vorausschicken sollte man, dass die beiden Sphären nicht so getrennt sind, wie es von außen scheinen mag, gerade in Bangkok oder Phuket trifft man auf Schritt und Tritt auf chinesische Gesichter und Familiengeschichten, auch wenn diese Thai-Chinesinnen meistens seit Generationen nicht mehr mit China verbunden sind und auch die Sprache nicht mehr sprechen. Trotzdem mag man mit etwas gutem Willen ein paar Grundmuster erkennen: Die Thai-Chinesin ist womöglich eine Nuance intelligenter, beherrschter, im besten Fall charmanter, aber auch berechnender und alles in allem nicht so naturwüchsig wie die etwas dunklere Kollegin aus den fernen Provinzen. Es ist aber auch egal. Das Gros der Thais, die in die Fänge von uns Farangs geraten, sind ohnehin die Nachfahren von verschleppten Laotinnen, die bis zum Boom Pattayas in den Mu Baans des Isaans jahrhundertelang ein eintöniges und nicht sehr lukratives Dasein gefristet haben. Was für eine Verschwendung!
Was man über die Thaichinesin sagen kann, gilt in gleicher Weise für die Festlandchinesin, allerdings kommt dort noch ein politisch-geschichtliches Element dazu, die Erfahrung des Kommunismus, bzw. was man in China darunter versteht. Die einfachen Thaifrauen leben in einem geradezu archaischen gesellschaftlichen Konsens: Sie lieben – oder liebten bis vor kurzem – ihren König, sie sind religiös und kulturell gefestigt und ehren Vater und Mutter, während die Chinesin in ihrer Entwurzelung geradezu westlich anmutet. Sie glaubst an nichts und niemanden außer an die Macht des Geldes. Das schlägt sich auch in der Sphäre des Amourösen nieder. Sie ist eher submissiv als anschmiegsam, und es fällt ihr schwer, ihre Gleichgültigkeit zu überspielen. Man wird mit der Chinesin nicht so recht warm. Herzlichkeit, so sie überhaupt auftritt, wirkt oft gekünstelt. Chinesinnen stehen uns Westlern viel skeptischer gegenüber, es ist nicht leicht, mit ihnen ungezwungen zu sein, sich gesellig an einer Bar zu betrinken und Spaß zu haben. Sie sind in solchen Situationen reserviert, verschlossen, während das Barmädchen aus dem Isaan uns mit ihrer Fröhlichkeit das Herz wärmt wie ein uralter Whiskey. Ok, Geld und – noch mehr – Thong (Gold) lieben sie beide, aber vielleicht ist die Thai nicht immer sehr geschickt im Gebrauch, den sie davon macht, auch ist sie durch Gott- und Geisterglaube dazu angehalten, die Spuren des materiellen Glücks, das ihr widerfahren ist, durch Verschwendung und Großzügigkeit raschestmöglich zu verwischen. Die Thai lebt im Augenblick und lebt dem Genuss, und darin ist auch das Sexuelle eingeschlossen. Sie ist die Grille in der Fabel von La Fontaine, die Chinesin hingegen die Ameise.
Es sei aber nicht nur das Trennende hervorgehoben: Was Thai und Chinesin verbindet, heute mehr den je, ist die grenzenlose Liebe zu ihren Mobiltelefonen, die bei den Thais vielleicht noch einen Tick überschwenglicher ausfällt, man mutmaßt, dass dieses Land derzeit weltführend ist in der täglichen Zeitverschwendungshitparade mit Facebook, Line, Youtube, etc., und so wie die Technik uns alle graduell ähnlicher macht, so wird sie mit der Zeit auch die genannten Unterschiede vollständig abschleifen. Vorurteile und Gerede ich weiß, aber eben auch das, was ich in den paar Zeilen zu dem Thema beitragen kann.