Beziehung = ausgewogene Spielregeln?

Da bin ich anderer Meinung. Ich kann eine Beziehung nicht nur nach meinen Vorstellungen führen und ich kann meinen Partner auch nicht nach meinen Vorstellungen formen. Ich finde, dass Kaini da schon Recht hat, wenn man sich verliebt und sehr rasch eine Beziehung eingeht (und jetzt bitte nicht mit dem Argument kommen: "Man sollte sich eh Zeit lassen, bevor man eine Beziehung eingeht, daa ist nicht der Punkt), kann man noch nicht wissen, ob der Partner zu einem passt, ob die Vorstellungen des Partners zu den eigenen Vorstellungen passen. Wenn ich mir Kinder wünsche und der Partner will auf keinen Fall Kinder, was für einen Kompromiss schließt man dann? Dein Beitrag klingt so, als könnte man eh mit JEDEM Menschen auf dieser Welt als Partner glücklich werden, was keinesfalls so ist! Nur weil man bereit ist, an einer Beziehung zu arbeiten, heißt das ja icht, dass sie dadurch automatisch gut (oder besser) wird, da muss einfach viel mehr zusammenpassen, es reicht nicht, wenn man bei belanglosen Dingen einer Meinung ist und bei Dingen, die die Zukunft betreffen, hat man dann vollkommen verschiedene Meinungen, Anschauungen und Vorstellungen... da kann man so viel Engagement zeigen wie man möchte, es wird wohl nichts bringen.
Ich glaube beide Sichtweisen haben ihre Wahrheit. Nehmen wir an ich finde meinen perfekt Match (das auch zu viel an Gemeinsamkeiten oft wieder die Anziehung killen lasse ich komplett außer acht). Super, ganz tolle erste Jahre, Kinder.

Zehn Jahre später - snapshot - die Kids sind mittlerweile 5 und 7 Jahre alt. Jetzt überlegen wir uns mal was sich in 10 Jahren an Bedürfnissen, Ansichten und Meinungen ändern kann. Jeder Mensch entwickelt und ändert sich und mittlerweile haben wir eine Beziehung, die eben weit weniger Gemeinsamkeiten hat.

Was also tun? Den nächsten Match suchen, sich trennen - die Kinder wird's freuen... Oder doch an der Beziehung arbeiten, Kompromisse eingehen. Wenn das gelingt, heißt das dann nicht auch, dass es mit einem Partner gehen würde, in den ich mich verliebe, der aber auf den ersten Blick gar nicht so optimal zu mir passt? Klar, dass das innerhalb von gewissen Grenzen sein muss. Wie sieht diese Beziehung dann in 10 Jahren aus? Vielleicht ist man sich sogar näher, als das erste Paar, weil man früh gelernt hat, mit bestimmten Problemen umzugehen?

Klar ist das theoretisches was-wäre-wenn ... doch woran scheitert es? Für mich meistens am Willen. Es ist viel einfacher jemand neuen zu finden, mit dem ich momentan keine Probleme habe und wenn sie kommen wird aus "Date" einfach "next". Tragisch für die Kinder, die nicht nur leiden sondern auch gleich lernen wie man Konflikte löst. Wen wundert es, dass Scheidungskinder sich doppelt so oft selbst scheiden lassen...

Eine der Gründe warum ich vorhabe mich scheiden zu lassen:

Für Nochmann ist/war nie etwas dabei wenn er einige Tage fortgefahren ist ohne mich (hat mir auch getaugt mal Haus allein für mich) und wenn ich fortging allein oder gar ein paar Tage weg war die Hölle los .... daher hab ich nun ein Lokal gepachtet und bin somit 5 Tag die Woche abends sowieso net da :mrgreen:

Und das ständige Klammern - mein Gott, i kuschle wirklich gerne, aber net 24 Stunden am Tag - er hatte echt Angst ich würd davonlaufen wenn er net ständig seinen Arm um mich hat ....

Konsequenz: Trennung
Für mich klingt das nach einem Mann, der sehr an dir hängt. Klar, wenn du raus strebst, spürt er das umso mehr und klammert erst recht. Würdest du ihm Sicherheit vermitteln, wäre das eine andere Situation. Dir scheint aber nicht mehr sehr viel an ihm zu liegen...


Die einen klammern zu viel, den anderen ist es nach einer Zeit egal... warum gibt es keine gute Zwischenlösung ?
Die Bedürfnisse nach Nähe sind vielleicht gar nicht so verschieden. Ein paar Gramm mehr auf der einen Seite und die Waage schlägt ordentlich aus. Der Eine drückt weg, der Andere klammert instinktiv.
 
Zurzeit liegt mir wirklich nicht mehr sehr viel an ihm ... es ist zuviel vorgefallen was ich hier nicht erörtern möchte. Diese Dinge haben viele Risse in unsere Beziehung gebracht.

Und jetzt akzeptiert er auch nicht meinen Wunsch mal auf Abstand zu gehen, wir sind nun übereingekommen nicht sofort die Scheidung einzureichen sondern mal ein paar Monate getrennte Wege zu gehen um zu sehen ob doch noch Gefühle da sind, wenn ja wie tief ... leider gibts keine rechte Wohnmöglichkeit für ihn auf die Schnelle, somit haben wir das Haus aufgeteilt, er oben, ich unten. Durch unsere Arbeit wär das an und für sich kein Problem da wir recht unterschiedliche Arbeitszeiten haben.

Aber Abstand kennt er nicht, heute Rosen, morgen Liebesbrief, übermorgen kocht er für mich .... ich MUSS aber mal einen klaren Gedanken fassen, das geht so halt nicht. Ich will die Ehe ja nicht einfach wegschmeissen, schon gar net wg. Kind. Aber ich brauch mal Luft ....
 
Zurzeit liegt mir wirklich nicht mehr sehr viel an ihm ...
Und das spürt er. Ihm liegt dagegen sehr viel an dir, daher reagiert er instinktiv so:
Aber Abstand kennt er nicht, heute Rosen, morgen Liebesbrief, übermorgen kocht er für mich .... ich MUSS aber mal einen klaren Gedanken fassen, das geht so halt nicht. Ich will die Ehe ja nicht einfach wegschmeissen, schon gar net wg. Kind. Aber ich brauch mal Luft ....
Somit erreicht er mit seinem Verhalten eher das Gegenteil von dem was er sich wünscht. Doch du kannst es ihm nicht vorwerfen, er tut es aus Angst dich zu verlieren.

Ich treibe mich ja viel auf Singleplattformen herum und rede mit Frauen, die die Trennung hinter sich haben (die meisten davon haben auch Kinder). "Viel vorgefallen" und "Risse" höre ich immer und sehr oft "wenn er sich wenigstens bemüht und um mich gekämpft hätte". Das scheint deiner zu tun. Mein Gefühl sagt mir: Gib ihm eine Chance und finde wieder zu ihm, versucht die Probleme in einer Paartherapie zu lösen, schließlich geht es nicht nur um euch beide.
 
Ja ich nehms ihm nicht übel, versteh ihn auch. Ich weis dass er mich über alles liebt. Aber es ist einfach zuviel vorgefallen und er kann froh sein dass ich nicht schon früher größere Konsequenzen gezogen habe.

Bis dato hab ich halt gekämpft mit mir, mit den Gefühlen und weil eben ein Kind auch noch da ist. Aber wenns darauf hinauslaufen sollte nur wg. Kind zusammenzubleiben, nönö, das geht nicht gut.

Seit Monaten gibt es zwischen uns auch keine Zärtlichkeiten, Sex mehr, geht mir extrem ab, aber von ihm will ich mich auch nicht anfassen lassen, da gruselts mich .... und ob sowas wieder zu beheben ist? Ich denk eher nicht. Die Trennung jetzt tut mir mal richtig gut, wenn er sich doch auch nur etwas zurückhalten könnte.
 
.... und ob sowas wieder zu beheben ist?
Natürlich, wenn man es will und wollen tut man's wenn es einem gelingt wieder die positiven Dinge am Partner zu sehen (die dann natürlich überwiegen sollten).Oft scheitert das an der vorhandenen Emotionalität, negativ und positiv, die dann die Gräben noch tiefer werden lässt. Abstand ist hier sicher nicht verkehrt.

Du kannst ihn nicht objektiv sehen, ebenso nicht das, was hinter seinen begangenen Fehlern steckt, wenn du gleichzeitig sauer auf ihn bist. Die Emotionalität sollte auf beiden Seiten runterkommen (leichter gesagt als getan). Wenn es euch gelingt zu einem vorwurfsfreien hier und jetzt zu kommen sind manche Dinge gar nicht mehr so schwer.

Grundsätzlich - wenn ich liebe und jemanden nicht verlieren mag, bin ich im höchsten Maß bereit zu verändern und zuzuhören. Meist macht die Enttäuschung hier einen Strich durch die Rechnung.

Habt ihr schon mal eine Paartherapie gemacht?

Aber wenns darauf hinauslaufen sollte nur wg. Kind zusammenzubleiben, nönö, das geht nicht gut.
Das ist auch der falsche Weg. Kinder leiden auch an permanenter Disharmonie. Die Beziehung müsste also wieder glücklich und harmonisch werden, sonst bringt das nichts.

Auch wenn du dich entschließt es noch mal zu versuchen, wäre eine Begleitung gut. Schließlich gilt es zu verhindern, dass man auf alte, negative Gleise kommt.

Jede Krise ist die Chance auf Veränderung - der Leidensdruck ist dafür der Motor. Wenn man das gemeinsam übersteht, kann man daraus lernen, der längere Atem kann sich auszahlen - "kann", wenn man es richtig macht. Ich kenne durchaus auch Paare, die nach so einer Krise wieder zusammen gefunden haben, wieder glücklich waren und es bis heute sind. Die anderen lernen eben nichts dazu und geraten so in die nächste Krise.
 
Paartherapie no net.

Agressionstherapie hat er gemacht und seitdem (1 Jahr) ist Ruhe, also da hat er sich gewaltig verändert. Jedoch wie scho gesagt, Riss ist da.

Und jetzt will ich einfach mal Ruhe. Ganz und gar Abstand, keine Emotionen austauschen. Sehen ob ich ihn wieder vermissen kann, Gefühle sind ja noch da, er ist ja kein grundschlechter Kerl, bei weitem net.

Aber jetzt brauchts die Auszeit um weiterzusehen, sich weiterzuentwickeln, ev. wieder zueinanderfinden oder Schlussstrich. Und die Sachen gehen nicht von heut auf morgen. Für Paartherapie bin ich auch, er zurzeit noch nicht. Aber das hat Zeit. Jetzt erst mal will ich nix.
 
Danke! Werd ma scho schaun dass es so oder so gut ausgeht, allein wg. Zwerg.
 
Ich mag Beziehungsdebatten ;)

Denn irgendwie gibt es bei dem Thema nur ExpertInnen, die gleichzeitig alle schon mal an die Wand gefahren sind und vielleicht auch noch mal werden.

Vieles Kluge wurde schon geschrieben. Ja, manche lassen sich keine Zeit, bezeichnen sich sofort als Paar. Das kann gut sein und passen (siehe Matteo und Sunny), das kann nur kurz gut sein und bald wieder in die Brüche gehen (siehe viele andere hier, auch ich hab diesbezüglich so meine Erfahrungen gemacht :lalala:).

Heute sehe ich eine Beziehung als das Einfachste und gleichzeitig das Komplexeste überhaupt. Das Gefühl muss passen, die Lebensziele und -wünsche müssen halbwegs ähnlich sein, der intellektuelle Austausch muss passen, die Art und Weise wie man Sexualität leben will (offen, halboffen, monogam, gar nicht), die Frage nach Kinder, beruflichen Wünschen und und und.

Und ja: viele Beziehungen gehen daran zu Grunde, dass die Beteiligten zu egoistisch sind.
Ich wage aber auch zu behaupten: noch mehr Beziehungen gehen daran zu Grunde, dass sich die Personen ihre Individualität, ihre Einzigartigkeit, ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht behalten (getrauen) und sich zu schnell mit falschen Kompromissen abfinden, ja, sich sogar selber aufgeben.

Nichts unerotischer und unanziehender als ein Mann, der sich selber sukzessive aufgibt und dann - bewusst oder unbewusst - auch noch seiner Frau die Schuld dafür in die Schuhe schiebt.
Nicht unerotischer und abturnender als eine Frau, die sich nach und nach aufgibt und zu der wird, die sie weder ist, noch sein will.

Nichts trauriger, als Menschen, die sich in einer Beziehung nicht trauen, der oder die zu sein, die sie sind und sein werden. Denn nur wer weiß, wie er/sie ist, kann sich auf ein Gegenüber wirklich und ernsthaft einlassen.
 
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