Aber meiner Meinung nach sollten grade die, welches sich häufig auf ihren höheren Bildungsanspruch berufen können/wollen in der Lage und vor Allem dazu bereit sein, sich möglichst für Alle klar und verständlich auszudrücken, ohne darüber das Gespräch oder das ganze Thema an sich zu reissen.
Mein Großvater hat immer gesagt: mehr sein als scheinen. Das war ihm sehr wichtig, so wichtig, dass er es zu seinem Lebensmotto gemacht hat. Wahrscheinlich hätte er, den schon lange die Erde deckt, mit der Entwicklung der letzten Jahre oder Jahrzehnte keine große Freude gehabt.
Noch weniger Freude hätte er gehabt mit der Entwicklung, welche die Sprache in den letzten Jahrzehnten genommen hat. Wie viel an Kauderwelsch, an Anglizismen, an Sinnverdrehungen, und vor allem an unnotwendig gebrauchten Fremdwörtern da im Umlauf ist. Und alles letzten Endes, um einen Schein zu wahren. Nein, mein Großvater hätte keine Freude damit gehabt.
Gerade er, ein umfassend gebildeter Mensch, hat es als seine Aufgabe gesehen, sein Wissen nicht belehrend sondern helfend auch anderen Menschen zur Verfügung zu stellen, und das in einer Sprache, welche seinem Gegenüber verständlich ist und in diesem nicht den Eindruck erweckt, intellektuell oder menschlich unterlegen zu sein. Mag sein, dass er deshalb ein so guter und geschätzter Lehrer war.
Da hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert, und sicher nicht zum besseren. Natürlich ist es klar, dass gerade das Internet als eine virtuelle Welt dazu verleitet, sich eine Nummer größer zu machen, und es ist auch nachvollziehbar, dass ein Forum wie unseres dazu animiert, sich in besonders gutem Licht zu zeigen. Man sieht es ja an den Nicks, an den Avataren, und nicht zuletzt an den "Forumstiteln" und Signaturen. Superlative jagen einander.
Mehr sein als scheinen.
Bildung - um Deine ursprüngliche Frage aufzugreifen - ist mit Sicherheit niemals ein Hindernis, weder in Diskussionen, noch im zwischenmenschlichen Gespräch. Von einigen meiner Freunde weiß ich gar ned, welche Schulbildung sie haben, weil's mir schlicht wurscht ist. Ich weiß aber, welche Herzensbildung sie haben, weil mir das nicht wurscht ist.
Allgemein habe ich eine Abneigung gegen Eigenbefunde. Was immer einer sein will - wenn er's wirklich ist, braucht er nicht selbst darauf hin zu weisen, weil es sich im Laufe der Zeit von selbst erweist. Das ist auch hier im Forum nicht anders. Bei vielen erweist sich halt nix, wenn auch noch so viel Zeit vergeht. Und am wenigsten erweist sich oft bei denen, welche mit Pauken und Trompeten verkünden, was sie nicht alles sind und können ...
Mehr sein als scheinen.
Ich versteh' in gewisser Weise Deinen Ärger, wenn Du wegen des einen oder anderen Rechtschreibfehlers "gerügt" wirst, auf der anderen Seite bin ich in sprachlichen Dingen sehr sensibel, und kann mich über Rechtschreibfehler
auch furchtbar aufregen. Mehr allerdings nerven mich der übertriebene Gebrauch von Fremdwörtern, und die immer mehr grassierende Verdrehung der Sprache, wie sie vor allem, aber nicht nur, auf politischer Ebene eingesetzt wird. Das unbedingt positiv formulieren zu müssen, um gut da zu stehen, das beginnt bei suboptimal und endet bei Minuswachstum.
Und die Modewörter, welche auch hier im Forum ein fröhliches Treiben veranstalten. Unsere Guten, die aus dem Reflektieren gar ned mehr herauskommen, so durchgeistigt sind sie, und natürlich alle aufgeschlossen, selbstverwirklicht, weiterentwickelt ..... ja, und natürlich tolerant bis zum geht nicht mehr. Oder jedenfalls so lange, bis sie auf jemanden stoßen, der von ihnen nicht bedingungslos beeindruckt und hingerissen ist, oder gar ihre Meinung nicht teilen will. Aber dann geht's los.
Und natürlich wäre es naiv, zu glauben, dass sich eine solche Geisteshaltung gerade in Diskussionen nicht erkennen lassen sollte. Gerade da! Da helfen dann auch die schönsten Worte nicht mehr, wenn's noch so süß her geht ... der Ungeist, der dahinter steht, lässt sich nicht mit Worten übertünchen.
Mehr sein als scheinen.
Zur Nachahmung empfohlen.
Der Steirer war's