Eine sexuelle Belästigung wäre was anders. Und auch wenn mir jeder hier unterstellt ich bin nicht ganz dicht, aber den Unterschied zwischen sexueller Nötigung / Belästigung (Berührungen, obszöne Worte oder Aufforderungen zum GV, da ist deutsches Recht auch eindeutig) kenn ich schon noch. Und was Böses hab ich bisher nicht gemacht. Nur einem zu sagen das man viel an einen Denkt und mal einen Kaffee trinken möchte, dann müsstest vielen sowas unterstellen.
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Nach einigen längeren Postings von dir und einigen genaueren Erklärungen kann man dich soweit einschätzen, dass man annimmt, dass du auf keine sexuelle Nötigung aus bist. Das formuliere ich absichtlich so, weil ich dir damit klar machen will, dass es nicht allein darauf ankommt, was du denkst, oder du möchtest. All dein Handeln, alles was du tust und sagst gegenüber deiner (unterstellten) Mitarbeiterin geht aus der Hülle deines Körpers raus, tunnelt durch die Luft und geht dann in die Hülle ihres Körpers wieder in Form einer Wahrnehmung hinein. WIE DIESE WAHRNEHMUNG DANN AUSSIEHT, das unterliegt dann nicht mehr deiner Kontrolle. Sie ist eine Angestellte, sie hat als Sekretärin möglicherweise vierzig Bewerbungen abgeschickt und es gibt vemutlich zehn verschiedene Möglichkeiten, warum sie am Morgen lächelt, wenn du rein kommst. Ich zähle einmal ein paar auf:
- "Wow, mit dem möchte ich ins Bett!"
- "Wow, hat sich gar nicht so übel gehalten für sein Alter"
- "Ich grins einmal schön ab, weil da ists nicht gar so schlimm, wie in den drei Firmen davor"
- "Mein Gott ist das ein Trottel, aber es ist die Gnade von uns Frauen, auch jetzt lächeln zu können"
- "Bin ich froh, dass heute meine Menstruationsbeschwerden schwächer geworden sind!"
- "sehr sympatisch, wär eine Fall für meine Schwester"
- "sehr sympatisch, vielleicht versuch ich ihn, mit meiner Mutter zu verkuppeln"
- "jeder in der Firma weiss, dass er ein Auge auf mich hat, villeicht kann ich heute früher raus, wenn ich lächle"
- "jeder in der Firma weiss, dass er ein Auge auf mich hat, ich lächle einmal, ein falscher Griff von ihm, und ich klag ihn durch Sonne und Mond"
Da man üblicherweise in der Firma bemüht ist, weniger sexuelle Signale zu setzen, als z.b. am Samstag in der Disco, wirst du sehr, sehr schwer wissen, was wirklich los ist. Bei einer Kommunikation geht es nicht nur darum, WAS DU SAGEN WILLST, sondern auch darum, WAS SIE LETZTLICH VERSTEHT. Die Botschaft von dir tritt aus deiner Welt heraus, und trifft dann in ihre. Wird dort gefiltert durch ihre Erfahrungen, ihre Erwartungen, Ängste, Pläne. Und dann kann sehr leicht etwas GANZ GANZ ANDERES werden, als du denkst. Sie hat vielleicht Angst, ihren Job zu verlieren, versucht eine gute Basis mit dir zu behalten, weiss nicht, wie sie mit Avancen oder Briefen o. ä. umgehen soll. Und wenn es am Ende knallen sollte, dann sitzt sie möglicherweise am längeren Ast als du UND KEINEN WIRD ES INTERESSIEREN, OB DU ES ERNST GEMEINT HAST. Du hast vielleicht treuherzig einen Liebesbeweis abliefern wollen, aber für sie war es eine Phase der Angst um ihren Job und der Unsicherheit, in der sie nächtelang nicht schlafen konnte, weil sie darüber nachdachte, wie sie sich dir gegenüber verhalten soll, um nicht gekündigt zu werden.
Mir ist aber auch inzwischen klar, dass es einfach nicht geht und das sieht man an der Reaktionen hier. Als AG hat man schon die Aufgabe seine Mitarbeiter zu schützen und es scheint wohl so, dass hier kein Platz für Liebe sein kann.
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Liebe im Job kommt vor, und wenn sie passiert, ist sie manchmal sogar sehr dauerhaft, aber es ist definitiv keine einfache Sache. Früher war es in erster Linie für die (meist untergebene) Frau eine Gefahr, heute ist es aber (im Grunde völlig zurecht) auch für den meist (vorgesetzten) Chef ein mögliches Problem.