So, heute kochen wir Pasta; ohne Pasta macht das Leben schließlich keinen Spaß.
Und zwar fangen wir mit DER mantovanischen Spezialität an:
Tortelli di zucca (Kürbis-, naja, sagen wir halt: -ravioli)
Da brauchen wir zuerst einmal, zur Vorbereitung, eine
mostarda mantovana; die kann man (in Italien zumindest, oder hierzulande in SEHR guten Feinkostgeschäften) auch im Glas kaufen, und für die Tortelli di zucca reicht das auch; aber an sich schmeckt sie (wie alles) selbst gemacht natürlich besser, und das geht so: nicht zu reife Äpfel (oje, schon wieder kein Rezept für diese Jahreszeit...) schälen, putzen und in Scheiben schneiden, mit Kristallzucker bedecken (40 dkg auf 1 Kilo Äpfel) und 48 Stunden stehen lassen; gelegentlich umrühren. Dabei verwandelt sich der Zucker in Sirup; man fischt die Apfelscheiben heraus, kocht den Sirup 5 Minuten und gießt ihn kochend über die Äpfel. Dieselbe Operation noch zwei oder drei Mal wiederholen, schließlich alles gemeinsam noch in der Pfanne erhitzen, bis ganz wenig Sirup übrig ist. Auskühlen lassen und - Achtung, feierliche Fanfare: im Mörser (lieben Gruß an sissisfranzl) gestoßene Senfkörner dazugeben, nach Geschmack; es soll im Ergebnis die Süße durch eine zarte, aber deutliche scharfe Note untermalt sein. (Man kann auch fertigen - scharfen - Senf nehmen, aber Senfkörner stoßen ist vorzuziehen.)
Und jetzt zur Hauptsache, den Tortelli: Einen Kürbis (am besten eine Butternuß, die gibt's jetzt gerade noch gelegentlich) vierteln, Kerne entfernen, ins heiße Rohr, bis er ganz weich ist; Fruchtfleisch aus der Schale kratzen, mit der Gabel zerdrücken (nicht pürieren, wir wollen keine ganz homogene Masse draus machen). Jetzt kommt dazu ein bisserl mostarda mantovana, ebenfalls zerdrückt - oder auch ein bisserl mehr: Menge kann man nicht angeben, weil es darauf ankommt, wie süß der jeweilige Kürbis von sich aus ist. Außerdem (wenn der Kürbis ungefähr ein Kilo hatte) eine bis eineinhalb im Mörser gestoßene Bittermandeln (wieder so was, was es in Österreich nicht gibt, ist hier allen Ernstes verboten - wie ist das bei Euch in Deutschland, mister-x?), die hat man entweder aus Italien selber mitgebracht, oder man muß sich halt mit dem hier üblichen Bittermandelaroma behelfen, auch wenn's etwas artifiziell schmeckt, Salz (sparsam dosieren!), ein bißl Semmelbrösel zum Binden (jetzt setzt mein Bundesdeutsch aus: Semmeln heißen bei Euch Brötchen, aber Semmelbrösel? keine Ahnung, also halt fein geriebene, altbackene Brötchen - pane grattugiato, falls wir uns auf Italienisch leichter verstehen sollten) und viel frisch geriebenen Parmesan (bitte immer nur Reggiano, niemals Grana, denn Grana verhält sich zu richtigem Parmesan wie Löskaffee zu neapolitanischem Espresso). Das Ergebnis muß im Geschmack so ausgewogen sein, daß man nicht sagen kann, ob es sich um eine Süßspeise oder eine pikante Speise handelt - beides zugleich, gewissermaßen. Über Nacht ruhen lassen, und dann in einen Eiernudelteig füllen (1 Ei pro 10 dkg Mehl - Fülle reicht für 30 bis 40 dkg Mehl) und, wenn's schnell gehen soll, Ravioli machen; im Original sollten die gefüllten Nudeln die Form eines Hutes haben, und zwar eines Zweispitzes, wie man sie aus Mantel-und-Degen-Filmen kennt (Zweispitz, nicht Dreispitz) - ist aber für den Geschmack nicht wichtig.
Al dente kochen und mit reichlich gebräunter Butter servieren, in der ein paar Salbeiblätter mitgeschmurgelt worden sind -
eines der verblüffendsten Geschmackserlebnisse, die ich je hatte (und das bei einem rein vegetarischen Essen!, wo ich's doch nicht so sehr mit der vegetarischen Ernährung hab'...)
Guten Appetit
Franco