Ein Geheimtip (war vor kurzem erst wieder im Fernsehen), der Rene Clement-Film "Der aus dem Regen kam" ("Le Passager de la Pluie"). Darsteller: Marlene Jobert, Charles Bronson, Jill Ireland; Musik von Francis Lai.
Der Trick mit der Nuss und der Fensterscheibe: wirft man sie gegen jene, und zerbricht die Scheibe dann, so ist man wohl verliebt... Das Ticken der schweren Pendeluhr, die dunklen Erinnerungen an die Kindheit begleiten Melancolie, doch sie kann die Zeichen wohl nicht deuten.
Melancolie wird von einem Einbrecher vergewaltigt. Noch als er im Haus verbleibt, kann sie eine Schrottflinte laden, tötet ihn, und wirft ihn ins Meer. Bald darauf taucht ein geheimnisvoller Amerikaner bei ihr auf, Harry Dobbs. Dieser ist schwer auszunehmen, bedrohlich, teilweise sogar brutal, dann wieder fast freundlich, aber nie wird deutlich, was er will. Er scheint mehr zu wissen, als Melancolie lieb ist. Sie vermag es nicht, sich gegen den Druck zu wehren, den er aufbaut. Sie fürchtet diesen unbekannten Mann, weil er immer neue Andeutungen an den Mord macht, den sie begangen hat, und er sie in der Hand zu haben scheint. Sie fühlt sich aber auch auf seltsame Art zu ihm hingezogen. Er beginnt ein grausames Spiel mit ihr, eigentlich würde man das, was er mit ihr tut, Foltern nennen, doch wie er mit ihr umgeht ist zwiespältig. Als sie erschöpft am Sofa einschläft, deckt er ihren schlafenden Körper geradezu zärtlich und behutsam mit einer Decke zu. Auch wenn nichts klar zu sein scheint, offenbar war Dobbs auf einer Art Jagd nach diesem getöteten Mann aus dem Regen (bzw. nach dem Geld in seinem Besitz). Gemäß eigenen Worten, um den Mann selbst zu töten. Doch in Wirklichkeit ist dann alles ganz anders... Das wird sich aber erst zeigen, nachdem der Zuseher immer tiefer in ein verwinkeltes Labyrinth von Geheimnissen, Verbrechen oder anderen Gefahren gezogen wurde.
Marlene Jobert war eine der geheimen Stars des französischen Siebziger-Kinos, uns ist ihre Tochter heute viel bekannter als sie (durch die Rolle als Bond-Girl, und von den "Träumern"). Wenn sich Marlene Jobert die Strümpfe auszieht, ist das heisser als ein Karton voll Pornos und die Frau war eine der unterschätztesten Schauspielerinnen der Siebziger. Charles Bronson kennt jeder, aber nur in ein paar Szenen am Schluß des Filmes kommt er gemäß seines Klischees zum Einsatz. Den Rest des Filmes erfährt man, was der Filmwelt dadurch verloren gegangen ist, dass dieser Mann zu Lebzeiten nur als Actionheld wahrgenommen wurde. Shit happens. In einer Nebenrolle kommt auch Jill Ireland vor, jene Frau, die im wirklichen Leben Mrs. Bronson war, die Lebensliebe und der Lebensmensch des Actionstars, deren Tod den alten Bronson später in eine tiefe Krise stürzen sollte. Francis Lai lieferte die Filmmusik zum "Passager de la Plui", und man sollte sich den Genuß gönnen, in dieses dichte, geheimnisvolle Netz aus Rätseln (und 70er-Reminiszenzen
) einzutauchen.
http://fr.wikipedia.org/wiki/Le_Passager_de_la_pluie
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