Wie würden sich die Zahlen ohne der Kontrolluntersuchung entwickeln !?
Im Posting oben wurden zwei Szenarien für Sexworker und Freier verglichen: A) AO-Verkehr, dafür 100% Einhaltung der Kontrolluntersuchung, und als Gegenrechnung B) Safer Sex, völlig ohne Kontrolluntersuchung: Szenario A führt unter den AO Freiern zu einer HIV Epidemie, während bei Szenario B die HIV-Durchseuchung während der nächsten 100 Jahre stabil bleibt.
Selbstverständlich wäre ein weiteres Szenario C in der Modellrechnung am schlechtesten, nämlich AO-Verkehr ohne Kontrolluntersuchung ... in 100 Jahren pendelt sich dann eine katastrophale Infektionsrate von 95 bzw 80% bei den AO Anbieterinnen und 32 bzw 24% bei den AO Konsumenten ein, wenn mit AO-AV bzw AO-nur vaginal gerechnet wird (wie oben: 5 Akte pro Tag bei den Anbieterinnen, 3 Akte pro Woche bei den Konsumenten).
Aber: Ohne Kontrolluntersuchung wäre anzunehmen, dass der AO-Markt schon von der Nachfrageseite her rasch einbricht, weil dann jeder Freier bewusst ein höheres Risiko mit AO eingehen müsste. Bei einer Modellrechnung im Szenario C1 = keine Kontrolluntersuchung, AO vaginaler Sex, und Rückgang auf 3 Akte pro Tag bei den Anbieterinnen, 1 Akt pro Woche bei den Konsumentinnen zeigt sich: C1 wäre im Effekt vergleichbar zu Szenario A.
Dieser Rückgang tritt nicht ein, so lange es Kontrolluntersuchungen gibt, weil dann AO-Freier von der Annahme ausgehen, dass das Risiko von Amts wegen begrenzt ist ... und offenbar für AO-Freier akzeptabel: In deren Risikoabschätzung macht die Untersuchung der Sexarbeiterin Kondome überflüssig, mehrfachen Schutz lehnen sie ab. (Vergleichbar ist die Beobachtung, dass Gurtenpflicht zu mehr Unfällen führen kann, weil genügend viele Fahrer das geringere Todesrisiko durch einen todesmutigeren Fahrstil kompensieren.)
Übrigens kann jeder die Modellrechnungen A, B, C mit Tabellenkalkulation (Excel, Open Office) selbst leicht programmieren: In jeder 3-Monats-Periode (Abstand zwischen HIV-Tests) wird berechnet, wie hoch der Anteil der HIV+ Sexarbeiterinnen und Freier ist. Ausgehend von einer Annahme über das jeweilige Sexualverhalten wird dadurch das Ansteckungsrisiko für die HIV- Personen während der Periode errechnet. Die neu angesteckten HIV+ Sexarbeiterinnen sind im Fall der Kontrolluntersuchung in der folgenden Periode sexuell aktiv (diagnostisches Fenster) - danach aber nicht mehr. Bei den Freiern (und den Sexarbeiterinnen, falls es keine Kontolluntersuchung gibt), scheiden pro Periode 2,5% der HIV+ aus (entspricht einer 10-jährigen Latenzperiode).