... habe mich nach dem querlesen dieses threads entschlossen, meine erfahrungen und ansätze zu diesem thema zu formulieren:
... das offenkundig spannungsgeladene verhältnis "sexworking - menschen mit behinderung" ist eines, welches gerne tabuisiert wird, da es teils von der einen, teils von der anderen seite mangels "popularität" bzw "attraktivität" unter den tisch gekehrt wird ...
... ich selber bin bis dato drei, viermal mit diesem thema konfrontiert gewesen, wobei mich zwei erfahrungen prägten, die anderen schlussendlich nicht von relevanz waren:
- zum einen bin ich von einem user kontaktiert worden, der eine pn an mich richtete, wo er offen auf seine behinderung hingeweisen hat. da dies zum damaligen zeitpunkt der erste diesbezügliche kontakt war, gab es mal so etwas wie eine nachdenkphase, an deren schluss - von persönlichen erfahrungswerten und einstellungen bestimmt - eine von mir ausführlich formulierte ablehnung des gewünschten treffens stand. auf verständnis hoffend, wurde ich aber enttäuscht, weil dann doch zwei, drei mails folgten, die teils untergriffig und teils vorwurfsvoll formuliert waren ... obwohl (und das könnt ihr mir glauben) ich sehr offen über meine situation geschrieben und um verständnis dafür gebeten hatte! aber ok ...
- zum anderen gab es später die anfrage eines anderen users, dem ich quasi selbiges als antwort gegeben hatte ... und von dem dann ein ganz tolles antwortmail kam: verständnis für meine argumente, dass ich mit einigen situationen meine schwierigkeiten habe! das wiederum freute mich sehr, da es gelungen ist, in beiderseitiger offenheit einen gemeinsamen nenner zu finden, auch wenn ein teil davon dennoch enttäuscht wurde ...
... das thema "behinderung" und "sexworking" ist wie gesagt ein schwieriges, aber auch eine sexworkerin hat das recht, ihre meinungen und ansichten mit konsequenz und dabei jedenfalls mit absoluter ehrlichkeit zu vertreten. nur so schafft sie es meines erachtens, nicht in teufels küche zu geraten und ihr selbstwertgefühl für ein paar euro mehr oder weniger zu verraten ... und dies ist ebenso zu akzeptieren wie umgekehrt ...
... dazu kommt für mich persönlich noch folgendes argument bzw folgende frage: wem würde es mit einer sexworkerin tatsächlichen spass machen, wenn sie sich "überwinden" muss einen kunden zu besuchen, der ob seiner behinderung oder ob anderer umstände, zu ihrem persönlichen "no way" oder so zählt ... ich bitte euch jedenfalls auch diese sichtweise zu berücksichtigen, denn die ansprüche und anforderungen beim sexworking sind nun mal keine "einbahnstrasse" ...
... desweiteren denke ich schon, dass es möglich sein muss, sich wechselseitig mit respekt und anstand zu behandeln - sowohl von seiten der sexworkerin als auch von seiten des kunden ... und dabei ist es wiederum wichtig, meinungen zu respektieren und zu akzeptieren, auch wenn sich der eine oder andere ab und an unfair behandelt fühlt ...
... auch ich nehme mir immer wieder das recht heraus, interessierten männern abzusagen, wenn es beispielsweise mit der "guten kinderstube" hapert oder aber, wenn von vornherein weder chemie noch sexuelle vorlieben harmonieren ... und das hat noch lange nichts mit "behinderten" zu tun, denn "jeder ist wie er ist" und wenn es wo nicht passt, dann sollte dies auch offen und mit respekt gesagt werden ...
... denn eines gilt im sexworking ebenso wie in all den anderen bereichen des täglichen lebens: auf das "wie" kommt es im umgang zwischen uns menschen an ...
in diesem sinn - yvonne