Es ist ja leider ein altbekanntes Problem, daß in den Bezirken, welche vor den 50-er/60-er Jahren bebaut wurden auf den Faktor Auto schlichtweg nicht gedacht wurde, weil keiner eines hatte. Wenn man sich Fotos vom Wien der frühen 70-er Jahre anschaut, dann sind die Strassenränder ziemlich auto-frei, und gerademal an den "Hotspots" wie Süd-, Westbahnhof oder den Einkaufsstrassen herrschte Parkplatznot.
Ab den 80-ern wurde bei div. Wohnbauprojekten ein Autostellplatz pro Wohneinheit in die Keller-Garage eingeplant, aber da konnte noch keiner wissen, daß der Trend 20 Jahre später zum Zweit- und Dritt-Auto geht.
Wo setzt man also den Schlusstrich? Gesteht man jedem Wiener einen Auto-Platz zu? Ist das in kleinen Bezirken wie den innerhalb des Gürtels liegenden überhaupt möglich?
Aber auch abseits der Parkplatz-Problematik muss man sich fragen, wie es zukünftig wohl weiter gehen wird (müssen)...
Die Spritpreise von anno 2004, wo der Liter Super95 gerademal 0,85€ gekostet hat, wird es einfach nie mehr geben, also werden wir über den Spritpreis gezwungen, sparsamere (was nicht zwangsläufig gleichbedeutend sein muss mit "kleinere") Autos zu fahren, alleine um die Kosten in einem vernünftigen Rahmen zu halten.
Gerade von den vielgepriesenen E-Autos halte ich in der Stadt nichts, denn nehmen wir an, ich wohne in Alt-Erlaa, oder von mir aus in der supertollen See-Stadt, welche gerade im 22. errichtet wird... Soll ich dann ein 150m Verlängerungskabel aus meiner Wohnung im 4.Stock raushängen, damit ich mein Auto anstecken kann? Und wenn ich a-A-d-W parke?
E-Autos mögen eine nette Alternative sein, für Firmen oder Privatpersonen, welche Kurzstrecken fahren und eine eigene Garage besitzen, aber für den Grossteil der Wiener bietet sich einfach keine Infrastruktur, um das vernünftig zu betreiben.
Ausserdem wo soll der ganze Strom herkommen? Bereits seit den späten 80-ern muß Österreich aus dem Ausland Strom zukaufen, weil wir unseren Bedarf nicht mehr selbst decken können: Daher wird er zugekauft aus Tschechien, Deutschland, Polen und dgl.... natürlich nur den "sauberen Strom"... aus "erneuerbarer Energie"... Jeder der sich schon mal diesen Energie- und Zertifikatshandel genauer anschaut, merkt, daß es schwer bis praktisch unmöglich ist "...dem Strom ein Mascherl zu verpassen" und ich möchte nicht wissen, wieviel Strom aus dubioser Quelle uns als (sauteurer) Ökostrom verkauft wird....
Aber auch die Verteilung ist so ein Kapitel:
Ich glaube die EVN hat mal überschlagsmässig ausgerechnet, daß wenn nur 50% des österreichweiten Strassenverkehrs elektrisch betrieben werden würden, sich der Stromverbrauch nahezu verdreifachen würde, was mit unserer derzeitigen Infrastruktur von Freilandleitungen, Umspannwerken und dgl. nicht bewältigbar wäre... Also müsste fast das gesamte Stromnetz massiv ausgebaut werden, was nicht zuletzt auch Auswirkungen auf den Strompreis hätte.
Wir werden daher wohl oder übel in Zukunft unseren Individualverkehr stark einschränken müssen, wenn nicht sogar ganz darauf verzichten, weil es zumindest von den Kosten her schlichtweg für die breite Masse zu teuer werden wird, und natürlich werden wir versuchen, diesen Zeitpunkt so lange als möglich hinaus zu zögern.
Versteht mich nicht falsch, ich bin jetzt sicherlich kein grün-alternativer Baumfreund aus der Holzschlapfen-Sektion. Was uns alles in letzter Zeit unter dem Deckmantel des "Umweltschutzes" verkauft wird, und letztendlich eine reine Geldbeschaffungsaktion ist, ist Verbrechen genug.
Aber auch wenn`s weh tut: Wir werden uns von unserem verschwenderischen Lebensstil zumindest teilweise verabschieden
müssen.
Denn seien wir uns doch mal ehrlich: So oft man sich im morgendlichen Verkehr ein wenig umschaut, sitzen in 10 Autos, vielleicht 11 Leute.
Natürlich ist es im eigenen Auto, mit meiner Musik und wo ich mir jederzeit eine anrauchen kann lustiger als z.B. in der Strassenbahn
Aber dieser Komfort ist Luxus, denn letzendlich werden für den Transport einer Person ein komplettes Auto, ~3 Liter Sprit und ein kompletter Stellplatz am Zielort blockiert.
Hier würde sich ein Roller, Fahrrad oder dgl. anbieten, aber ich weiß eh: In Österreich haben wir ein Jahresmittel von 5 Grad und ausserdem regnet es an knapp 100 Tagen....
Ich wohn auch im 21. und fahr jeden Tag mit dem
in den 1.Bez.
Braucht die Hälfte von meinem Auto, Kurzparker interessieren mich nicht und ich bin um gute 5-10 min schneller als mit dem Auto. Ist zwar mitunter ein wenig frisch, und manchmal ein bisserl naß, aber wenn`s wirklich anständig kübelt oder im Winter -20Grad hat, na dann fahr ich halt mit der Bim. Und wenn der Sprit irgendwann einmal so teuer ist, daß ich mir auch einspurig nicht mehr leisten will, dann werd ich mich halt um Alternativen wie E-Antrieb oder die Öffis umschauen