Eigene Gedichte der Forumsmitglieder

Leichenschmaus

Heut fressen sie - oh Graus -
der Leiche die Organe raus.

Herz,Milz und Lunge
zergehen auf ihrer Zunge.

Nur das ungeputzte Ohr schmeckt streng
doch sie sehen das nicht so eng.

Der Oberarm ist ein Genuss
und der Vorderfuss ein Muss.

Selbst das Schulterblatt nicht zu verachten
und die Leber lässt sie schmachten.

Jetzt fragt gleich wer: Wer sind denn 'sie'?
Maden, Würmer, kleines Vieh.
 
Die Dunkelheit hat mir jede Hoffnung genommen
Doch ist sie zu meinem besten Freund Geworden
Das leben verwelkt wie Blätter im Herbst
Und jede Freude vergeht wie des Sommers wärme

Langsam scheint die Zeit zu kommen
Die Zeit der Wölfe und des 100 Jährigen Winters
Die Zeit der Ewigen Finsternis
Und bald wird unsere Zeit kommen

Ist der Winter zu ende
Und kein Mensch mehr am leben
Wird die Natur erwachen
Und die Ära der Wölfe wird Beginnen
 
Beziehungslernen

sich kennen lernen
sich öffnen lernen
sich berühren lernen

sich lieben lernen

sich streiten lernen
sich verzeihen lernen
sich versöhnen lernen

sich ganz ehrlich kennen lernen

sich öffnen lernen
sich vertrauen lernen
sich vergeben lernen

sich verabschieden lernen

(c) junkbuster
 
liebesdenken

dich ganz nahe denken
dich zu küssen denken
und dich zu lieben denken

dich am morgen denken
dich am abend denken
dich sogar im traum denken

dich nur denken
macht mich müde

dich sehen wollen
dich berühren wollen
dich küssen
und spüren wollen

dich ganz einfach nur
lieb haben wollen

(c) junkbuster
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Gegenfühlen

Ich fühle mich klein
weil du dich groß fühlst

Ich fühle mich schwach
weil du dich stark fühlst

Ich fühle mich verloren
weil du dich geborgen fühlst

Ich fühle mich einsam
weil nur du dich aufgehoben fühlst

Ich fühle den Abschied
weil du mich nicht fühlst.

(c) junkbuster
 
Worte

Schnell gesprochen,
auf Papier gekritzelt.
Verworfen, neu gewählt,
verbindlich, flüchtig,
ahnungslos verletzend.

Stumm gesagt
wie Drahtseile
an der Wirklichkeit
geben sie Halt
für diesen Moment.

(c) 2011, meins
 
geben und nehmen

nur geben
nur nehmen
kein geben und nur nehmen
nur nehmen und kein geben

das hält keine Liebe aus

(c) Junkbuster
 
ebbe und flut



sinne weit offen, empfangsbereit, phantasien
von wassern die dich wiegen.
lass dich fallen in mich, spür meine berührung und träum
ganz in mir zu sein. ich trag dich weit, weit hinaus
zu den meeren der leidenschaft.

sinne weit offen, sehnend, warme haut
wartet auf hände, die sie kost.
lass mich spüren deine sehnsucht und tauch ein in
meinen leib. wir fliegen hoch, weit hinauf
zum universum der leidenschaft.

sinne weit offen, aufgebrochen, wartend auf dich
dunkle erde, ursprung des lebens.
leg dich zu mir, wühl dich ein in die wärme
meiner furchen. lass uns säen die frucht
in den boden der phantasie.

sinne weit offen...


(c) 2003, meins
 
Nacht

Dunkle Felder, von schwarzen Bäumen gesäumt.
Büsche, wie drohende Wolken
vereinzelt über die Äcker verstreut.
Feuchtkalte Luft streift die Wangen. Der Mond
täuscht Unendlichkeit vor mit fahlem Licht.
Mein Auge erkennt die Grenzen nicht
die Horizont vom Universum trennt.

Meine Füße gehen stetig über nassen Asphalt.
Vereinzelt Lichter, die glitzern,
fremder Motor aus der Ferne hallt.
Raum dehnt sich in mir, wächst unendlich groß
gleich dem Himmel über mir. Bloß
der Sterne weit droben glänzendes Licht
find´ ich in meinem Inneren nicht.

Flügelschlag plötzlich, ein verirrter Schrei
schwarzer Schatten fliegt an meiner Seele vorbei.
Legenden vom Tod werden plötzlich wach,
spüren versunken geglaubten Träumen nach und
der Duft feuchter Erde lockt. Ich bin
wie der Wanderer auf der Suche nach dem ewigen Sinn.


(c) meins, 2002
 

Wunderschön ausgedrückt fritzie ... auch ohne Deine Lebensgeschichte bis jetzt näher zu kennen, läuft mir doch beim Lesen eine Gänsehaut über den Rücken.

Ich habe mal ein ähnliches Gedicht geschrieben und hier auch irgendwo gepostet. Hoffentlich war es in meinem - jetzt leider gelöschten - Blog "Wortbilder", damit ich nicht in den Verdacht des Doppelpostens komme :).

November-Blues

Jedes Jahr um diese Zeit,
wenn Stürme an den Fenstern rütteln,
von lichten Bäumen welke Blätter weh'n
und Nässe trieft von schwarzen Ästen ...

Wenn Raben auf den Feldern heiser krächzen,
am Himmel Regenwolken flieh'n
und feuchte Kälte frösteln lässt,
wenn alles stirbt und leidet ...

Wenn Nebelschwaden über Wiesen zieh'n
und das Grau nicht weichen will,
wenn auf Rilkes Wegen die Gedanken wandern
und Einsamkeit sich in die Seele frisst ....

Schenk mir das Lächeln deiner Augen,
deiner warmen Hände Druck,
lass mich an deiner Schulter lehnen,
halt mich im Arm und hör mir zu.

Wenn es dich gibt, sag, wo bist du?


(C) DW 23.10.05
 
Guten Morgen Mockingbird - selbst wenn, dein Gedicht ist so schön, daß es ruhig mehrfach gespostet werden dürfte.


Um diese Jahreszeit schreien nachts wieder die Graugänse, wenn sie in ihre Winterquartiere fliegen, das weckt Erinnerungen.
 
Wir haben uns zu Göttern gekoren,
Wir versuchten die Welt zu verändern,
Die Natur für immer zu unterjochen,
Aber doch besiegte jeden der Tot.

Wir haben das Wasser vergiftet
Die Wälder längst verbrannt
Den Himmel schwarz gefärbt
Und unseren verstand verkauft

Nun sind die Tage gekommen
Das Ende der Sterblichen Götter
Die Menschheit ist nicht mehr
Und die Natur erobert alles zurück


Ist mir gerade so eingefallen.
 
Müde Kriegerin

Verliere an Bissigkeit, geballte Fäuste werden weich.
Fühlt sich schutzlos an. Müde gekämpft.
Der Schutzschild hängt immer öfter vergessen in der Waffenkammer,
seine Kerben verstauben, ein paar Mottenlöcher sind dazugekommen.

Hätt' nicht gedacht, daß die wachsende Nähe zu mir sanft sein würde.
 

Müde gekämpft ... aber doch auf dem Weg, den Kampf zu gewinnen ... jedenfalls wünsche ich Dir das, weil ich denke, es überrascht Dich vielleicht, aber Du kannst es doch selbst auch nur mögen, oder? :)
 
Schattengestalten

Kennst du das Ziel dieser Figuren,
die gleich herbeieilenden Schatten,
das Licht der Gegenwart verhängen,
in eine runde Nische zwängen?
Welche dir niemals mehr gestatten,
den Rand der äußeren Konturen,

anzusehen. Ich hör dich sagen,
“Was würde jener Zweck dir nützen?
Sei froh um dieses Harz das bindet,
behutsam deine Seele windet,
um dich vor blankem Weiß zu schützen,
und allen ungesagten Plagen.”
 
Lachende Wehmut

Hörst du ihn rufen?
“Weh ihr losen Begrifflichkeiten!
Wie könnt ihr fordern,
Ohne zu füllen!”

Mal klagend:
“Könntet ihr nicht beizeiten,
Emporziehen,
Und nicht verhüllen!”

Dann lachend:
“Möget ihr auch entfliehen!
Die Erde bleibt erfüllt,
Mit Wein und Abend.”
 
Zurück
Oben