Eine Ergänzung zu meinem Vorschlag einen Stellplatznachweis bei Autokäufen vorzuschreiben:
Auch wenn ich meinen Vorschlag landesweit gemeint habe, ist völlig klar, daß er sich vor allem auf die großen Städte bezieht, da am Land faktisch jedes Auto einen Stellplatz auf privatem Gut besitzt (damit ein Nachweis völlig ohne Probleme und derzeit rein formal wäre) und auf öffentlichem Gut nur Ortsfremde, Besucher, ... parken.
Der Hintergrund meines Vorschlags ist, daß ein Stellplatz, wirtschaftlich gesehen, ein knappes Gut ist und nach den Regeln der Ökonomie etwas kostet. Der Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage, wobei psychologische Faktoren einen erheblichen Einfluß auf die Problemwahrnehmung haben.schaffen das
Der Preis für den Stellplatz wird derzeit defacto wie folgt entrichtet: 1) Zeitkosten für die Stellplatzsuche, 2) Autokosten für die Stellplatzsuche, 3) Kosten für Parkscheine bzw. Pickerl, 4) Wegzeitkosten für die Distanz Auto-Zielort. Also: je knapper die Stellplatzanzahl ist, desto länger die Stellplatzsuche,..... die dann, wenn es eine Gebühr für die Stellplätze gibt, plötzlich wieder kurz wird. Der einzelne zahlt also als Bewohner einen Teil der Parkplatzsuchkosten nicht mehr der Mineralölwirtschaft, sondern der Stadt und bekommt binnen kurzem einen zielnahen Stellplatz. Der Pendler zahlt dies (wenn er wirtschaftlich denken kann) dem jeweiligen P+R-Betreiber und nicht der Mineralölwirtschaft.
Das eine Ziel meines Vorschlags ist, daß das Problem des "allzuknappen Gutes" eines Stellplatzes nur durch Stellplatzmehrung oder Preiserhöhung beizukommen wäre. Eine Stellplatzmehrung auf öffentlichem Gut ist aber faktisch nicht 2mehr möglich ohne die Flächen für die Bewegung einzuschränken, also in der Praxis Stau zu produzieren. Daher erhöht sich der Preis, und zwar solange, bis es auf privatem Gut eine Mehrung von Stellplätzen gibt.
Folge eines verpflichtenden Stellplatznachweises bei Fahrzeugkauf wäre, daß bei einer angenommenen Gebrauchsdauer eines Fahrzeugs von 5-10 Jahren der Großteil des Problems nach 5 Jahren beseitigt wäre und das Problem nach 10 Jahren völlig verschwunden wäre. Dann gäbe es logischerweise auch keine Parkpickerln. Das Problem wäre2 also nicht adhoc und in Form eines ökonomischen Schocks "gelöst", sondern mit einer Übergangszeit eines Jahrzehntes. Das wäre eine Zeitspanne, in der für diese Änderung die Finanzierung möglich wäre und die Umbauten vorgenommen werden kön2nten, also ein sinnvoller Wirtschaftsimpuls, der Arbeitsplätze sichert oder schafft und im Endeffekt durch Verbesserung der städtischen Umwelt allen zugute käme.
Nun zum Grundsätzlichen:
Aufgabe der Öffentlichen Hände ist es aber nicht Lagerflächen für Nutzer kostenfrei zur Verfügung zu stellen, sondern den aktiven (sich bewegenden) Verkehrsteilnehmern Möglichkeiten zu geben ihre Ziele zu erreichen.
Aufgabe der öffentlichen Hände ist es aber - noch wichtiger - auch, all jene Aktivitäten auf öffentlichem Gut zu ermöglichen, die die Bewohner, Anrainer, Geschäftsleute, Besucher, Touristen,.... entfalten wollen und nur dort entfalten können und den ökologischen Zustand unserer Umwelt (Senkung des Feinstaubs und des Ozons, Verminderungen der versiegelten Flächen, Verbesserung des lokalen Kleinklimas, Erhöhung der CO2-bindenden Bepflanzung,...) endlich so zu verbessern, daß er als gut bezeichnet werden kann.
Was wäre also der Vorteil meines Vorschlages?
1) Ausreichend Stellplätze wären vorhanden - wenngleich auch nicht kostenfrei.
2) Der aktive Verkehr (aller Arten) wäre flüssiger, da die nicht mehr benötigten Stellplätze leicht für eigene Fahrspuren für öffentlichen Verkehr und Radfahrer genutzt werden können und somit nicht nur diese, sondern auch der PKW-Verkehr auf seinen Spuren schneller vorankäme.
3) Der Platz für die oben genannten Aktivitäten und die Verbesserung der Umwelt wäre auch wieder vorhanden bzw. wäre dies oft auch zurückgewonnen, wenn ich an die in den 70er/80er/90er-Jahren gefällten Alleen denke, die wieder gepflanzt werden könnten.
4) Die Stellplätze auf privatem Gut müssen natürlich nicht in Abwesenheit des Hauptnutzers leer bleiben, sie könnten zwischenzeitlich (stundenweise) vermietet werden. Ein intelligentes Management von bezirksteilsweisen zentralen Bewohnergaragen macht das heute leicht möglich und senkt die Kosten für die Bewohner.
Dazu ergänzend:
Das, was heute in den Wiener Bauvorschriften (Bauordnung, Garagengesetz) vorgeschrieben ist, nämlich pro Wohnung 1,5 Stellplätze im selben Haus oder in 300m Umkreis zu errichten (bzw. zu kaufen oder verbindlich auf Jahrzehnte dauerzumieten) ist wirklich extrem teuer und ungemein blöd.
Unabhängig davon ist es völlig logisch, daß in dicht verbautem Gebiet ein Massenverkehrsmittel das Mobilitätsbedürfnis in den allermeisten Fällen wesentlich effektiver und kostengünstiger befriedigt, als jeglicher individuelle PKW das kann. Das haben seit den hohen Benzinpreisen auch bisher fast alle eingefleischten Autofahrer gelernt. Deswegen muß der öffentliche Verkehr noch besser ausgebaut werden, die Intervalle kürzer werden und vor allem das Streckennetz verdichtet werden. Für Pendler wird ein gut ausgebautes P+R-System (mit Kombi-Preisen für Stellplatz und Netzkarte) sicher die allerbeste Lösung sein.
Automobile sollten nur dafür verwendet werden, wofür sie wirklich gut geeignet sind: Für das Transportieren von Lasten und für Fahrten an Orte ohne öffentlichen Verkehr.
Zukunftsperspektive für Wien:
Wien wächst derzeit ziemlich rasant, in den nächsten Jahren dürfte es 10% mehr Bewohner geben, das heißt aber auch 10% mehr Verkehrsteilnehmer der verschiedensten Art - nur die öffentlichen Flächen werden (außer in Neubaugebieten) nicht mehr. Die vorhandenen Flächen müssen also besser genutzt werden und das ist sicher nicht dadurch gegeben, daß die Anrainer-PKW zu 92% ihrer Zeit auf öffentlichem Gut stehen. Die durch das Wachstum der Stadt entstehenden Sachzwänge werden Maßnahmen erzwingen, wenn man nicht wieder Stau in den Straßen (samt allen negativen Umweltfolgen bis zur Abwanderung aus der Stadt) wie vor 10-40 Jahren haben will.