Die EU war von Beginn an konzipiert als Wirtschaftsbund, ursprünglich von Robert Schuman zur Überwindung des europäischen Hegemonial-Dualismus (vulgo "Erbfeindschaft") Frankreich-Deutschland ausgedacht.
Und? Schlecht?
Mit dem rein wirtschaftlichen Konzept steckte bereits der Keim des Untergangs in der EU, sobald diese mit Nationen erweitert wurde, welche durch das Nord-Süd- und Ost-West-Wohlstandsgefälle sich und die EU in konjunkturelle Schwierigkeiten brachten (die EU quasi als Golfclub, der Mangels zahlender Mitglieder Mittelstandangehörige aufnimmt, die sich den Club jedoch nicht leisten können), da Wirtschaft heute nicht mehr funktioniert, wie zu Schuman-Plan-Zeiten (1950, damals Stahl-Kohle Wirtschaftsmotor, heute Börsenspekulationen ohne Substanzwerte, wodurch jene Krisen ausgelöst wurden, welche die reichen Clubmitglieder ohne Probleme bezahlen konnten, für die ärmeren jedoch in wesentlichem Substanzverlust resultierten).
Ich gebe Dir Recht, dass v.a. die Osterweiterung der EU viel zu rasch und zu ausgedehnt passiert ist. Ebenso war die Aufnahme Griechenland in den Euro mit gefälschten Zahlen natürlich ein Fehler. Ich sehe aber keinen Untergang der EU.
Spekulationsblasen gab es aber schon weit vor Schuman. Man denke nur an die "Tulpenmanie" im 17.Jahrhundert.
x) Es fehlt(e) dem "Europäischen Gedanken" die ethische Idee, ein ideell übergeordnetes Leitbild.
Halte ich nicht für notwendig. Die Idee hinter der EU und ihren Vorgängerorganisation war genial einfach: Man hat das Streben des Menschen nach Geld und Wohlstand ausgenützt, aber im Gegensatz zu früheren Epochen so, dass keine Kriege gefördert wurden, sondern dass der Versuch eines Krieges durch die enge wirtschaftliche Verflechtung dazu führt, dass man sich selbst sehr weh tut.
x) Es wurde/wird von "Europa" gesprochen, wobei von Beginn weg sich einzelne Staaten Sonderrechte aushandelten.
Das ist sicher ein Problem. Andererseits hielte ich gewisse Sonderrechte für sinnvoll, z.B. ein nachhaltiger Transitvertrag für Österreich. Randländer wie Finnland können leicht vom freien Warenverkehr sprechen, sie müssen nicht an den hochfrequentierten Transitrouten leben wie in Österreich. Dass man hingegen UK Sonderrechte bei den Nettozahlerbeiträgen - auf Kosten Deutschlands u.a. - gewährt hat, ist MMN nicht nachvollziehbar.
x) Die europäischen "Großmächte" haben wie eh und je, in bester Tradition des 19. Jhdt., Hegemonialbestrebungen über Europa, resp. über europäische Kleinstaaten.
Mag sein. Aber erstens hatten Kleinstaaten wie Österreich die Wahl. Niemand hat uns gezwungen, der EU beizutreten, die schon damals von D und F dominiert war. Ausnahmsweise durfte hier sogar das Volk abstimmen - und das war in praktisch allen Beitrittsländern so.
Zweitens: Was ist die Alternative?
x) Die Angst vor einem Abfall, - ebenso vor einem Ausschluß -, eines Staats begründet sich in der Erkenntnis, daß ein Präzedenzfall geschaffen würde, dem andere Staaten folgen könnten: Die Instabilität der EU ist latent den Führungskräften bewußt.
Ein freiwilliger Austritt ist seit dem Vertrag von Lissabon jederzeit möglich. Noch hat es niemand probiert, also offenbar ist die EU doch nicht dem Untergang geweiht
. Ein Ausschluss wurde politisch noch nie betrieben, er wäre auch vertragsrechtlich nicht ohne Zustimmung des betroffenen Landes möglich. Auch Griechenland möchte man eigentlich nicht aus der EU ausschließen, sondern nur aus dem Euro, weil ja genau die Mitgliedschaft zur Währungsunion diese andauernden Probleme verursacht.
x) Am Vakuum des zusammengebrochenen griechischen Wirtschaftsraums verdienen einzelne europäische Staaten nicht zuwenig, sodaß sogenannte Lösungsmöglichkeiten/-vorschläge/-diktate sich eher wie der Versuch darstellen, den griechischen Konkurrenten längerfristig wirtschaftlich zu sedieren.
In welcher Branche ist Griechenland ein ernstzunehmender Konkurrent?
Da man europaseits bemüht ist, die griechischen Konsumenten zu ruinieren, ruiniert man damit die griechische Wirtschaft.
Bei allem Respekt, aber das ist Blödsinn. Griechenland ist ein Nettoimportland, daher würden sich die Staaten, denen Du den Vorsatz unterstellst, GR ruinieren zu wollen, selbst ins eigene Fleisch schneiden. Wenn man das machen wollte was Du vermutest, müsste man nur alle Hilfspakete ab sofort abstellen.
Perspektiven sind von Standpunkt zu Standpunkt verschieden, aber um jemanden auf den Schädel sch***** zu können, muß man "oben" sein.
Den hellenischen Klogang hat der oxidierer ins Spiel gebracht, als Reaktion auf meine Frage, warum Pallas_Athene Herrn Tsipras dankbar ist für das, was er in der EU ausgelöst hat. Diese Frage ist im Übrigen nach wie vor unbeantwortet.