Eure Lieblingsgedichte/Texte

Gegenwärtig mein Lieblingstext:
Aus dem Roman "Alle Sieben Wellen" von Daniel Glattauer, in dem es um die E-Mail Beziehung zwischen Emmi Rothner und Leo Leike geht.
30 Minuten später
AW:
Ich denke an diejenige Emmi, die sich mit Fingerspitzen, die so zart sind, als würden sie ihr davonfließen, alle halben Minuten imaginäre Haarsträhnen aus den Augen hinters Ohr streicht, als wolle sie auf diese Weise ihren Blick vom Schleier befreien, um die Dinge endlich auch einmal so scharf und klar zu sehen, wie sie sie längst schon beschreiben kann. Und ich frage mich immer wieder und immer wieder, ob diese Frau wohl glücklich ist in ihrem Leben.

Zehn Minuten später
RE:
Lieber Leo, jeden Tag so eine E-Mail, und ich wäre die glücklichste Frau der Welt.

Drei Minuten später
AW:
Danke Emmi. Aber leider setzt sich Glück nicht aus E-Mails zusammen.

Eine Minute später
RE:
Sondern? Woraus setzt sich Glück zusammen? Sag es mir, ich würde es zu gerne wissen!!!

Fünf Minuten später
AW:
Aus Geborgenheiten, Vertrautheiten, Gemeinsamkeiten, Zuwendungen, Erlebnissen, Eingebungen, Ideen, Vorstellungen, Herausforderungen, Zielen. Und die Liste ist garantiert unvollständig.

Drei Minuten später
RE:
Huuuch, das klingt nach purem Stress, nach modernem Zehnkampf, nach Sportwochen des Glücks mit einer Leistungsschau der zugrunde liegenden Tugenden und Funktionen.
Da lieber täglich eine E-Mail von Leo mit einer kleinen imaginären Haarsträhne. Verbringe einen schönen Abend! Fein, dass du mich noch nicht vergessen hast. Wangenkuss. Emmi.

Daniel Glattauer, Alle Sieben Wellen, Deuticke, S.42f.

Dieser Text enthält alles was für mich grandioses Schreiben ausmacht: subtile Erotik, Tiefgründiges, Witz&Humor, gute Sprachbeherrschung. :)

wunderschöne geschichte, klang .... DANKESCHÖN!!!!

Dem möchte ich mich anschließen. :daumen:

sordain
 
Gegenwärtig mein Lieblingstext:
Aus dem Roman "Alle Sieben Wellen" von Daniel Glattauer, in dem es um die E-Mail Beziehung zwischen Emmi Rothner und Leo Leike geht.

Danke, Sordain, wunderwunderschön.....irgendwie erinnert mich das an eine vergangene Liebe.....:)
 
"Ich bin ein Kind - ein deppertes, in meinem Hirn - da scheppert es..."

*keine Ahnung von wem*
 
Ich mag dich wegen dem / der "Brust". :mrgreen: :bussal:

Du bist dir nur des einen Triebs bewußt,
O lerne nie den andern kennen!
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen.
Johann Wolfgang von Goethe, Faust - Erster Teil
 
Ich möchte hier im Folgenden gerne einen Text posten, der mir ob seiner subtilen Wahrheit sehr gefällt.
Sollte er in diesem Thread schon vorkommen, so bitte ich um entschuldigung, dann habe ich ihn übersehen.

VON DEN KINDERN

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch.
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken.
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen.
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts,
noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende
Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem
Pfade der Unendlichkeit. Und
ER spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Lasst euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein.
Denn so wie ER den Pfeil liebt, der fliegt,
so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

(Khalil Gibran, "Der Prophet")


@sordain: Der Text von Daniel Glattauer gefällt auch mir sehr gut!
 
"Ich bin ein Kind - ein deppertes, in meinem Hirn - da scheppert es..."
*keine Ahnung von wem*

na ur originell....

Brust, ich mag Dich gerade wegen scheppern und deppern. :mrgreen:

gleich und gleich gesellt sich gern.

Ich mag dich wegen dem / der "Brust". :mrgreen: :bussal:

Aus dem Stillzeitalter bist offenbar no net draußen.... sonst wärst a bissl stiller ...

Wär net notwendig gewesen, einen wertvollen thread zu verwässern.... wollt's euch net an privaten separee-schmuse-thread eröffnen?
 
Die Texte mit denen ich mich befasse sind zu 95% von Songs, manch einer mag sie deshalb künstlerisch nicht so wertvoll betrachten, aber ich finde doch immer wieder welche die mich faszinieren :p

Deshalb fang ich gleich mal an mit einem song der mich begeistert in jeder Hinsicht seid er erschienen ist vor ein paar Jahren:

"Chasing Cars"

We'll do it all
Everything
On our own

We don't need
Anything
Or anyone

If I lay here
If I just lay here
Would you lie with me and just forget the world?

I don't quite know
How to say
How I feel

Those three words
Are said too much
They're not enough

If I lay here
If I just lay here
Would you lie with me and just forget the world?

Forget what we're told
Before we get too old
Show me a garden that's bursting into life

Let's waste time
Chasing cars
Around our heads

I need your grace
To remind me
To find my own

If I lay here
If I just lay here
Would you lie with me and just forget the world?

Forget what we're told
Before we get too old
Show me a garden that's bursting into life

All that I am
All that I ever was
Is here in your perfect eyes, they're all I can see

I don't know where
Confused about how as well
Just know that these things will never change for us at all

If I lay here
If I just lay here
Would you lie with me and just forget the world?



Was finde ich so genial? Jeder weiß was der Text sagt, ohne dass der Text dezidiert davon erzählt. Er verzichtet darauf die Kernaussage auch nur ein einziges mal auf den Punkt zu bringen, stattdessen werden dutzende Metaphern verwendet, eine intressanter und schöner als die andere.
Manch einer wird es als blöd drumherum abstempeln, ich finde es aber schlechtweg großartig was hier gemacht wurde.

Für mich DER LOVE-SONG der letzten Jahre, sowohl von der Melodie als auch (was wohl für den thread hier interessanter ist) vom text


lg

friendly
 
"Mein ganzes Leben habe ich unter Liebe eine Art selbstgewählter Sklaverei verstanden. Ich habe mich getäuscht. Freiheit gibt es nur dort, wo Liebe ist. Wer sich vollkommen hingibt, wer sich frei fühlt, liebt am meisten. Und wer am meisten liebt, der fühlt sich frei.”
(aus: Elf Minuten, P. Coelho)

Als ich diesen Roman las, habe ich mir auch gedacht, dass sich viele Passagen als solche gut als Zitate eignen würden.

Als Gesamtes hat mir das Buch aber nicht gefallen. Viel zu schwammig, unklar, undurchsichtig in seiner Aussage. Coelho relativiert immer wieder für mich unmotiviert Positionen, kein wirklich roter Faden erkennbar.
Es ist auch bisher der einzige Coelho, den ich gelesen habe.

Allerdings, "unaushaltbar" war er für mich ned, der Coelho, nein, so weit würde ich nun mal ned gehen.....
http://www.erotikforum.at/forum/showpost.php?p=1019449&postcount=579

:mrgreen:

sordain
 
Ein Mensch erlebt den krassen Fall:
es menschelt deutlich überall -
und trotzdem merkt weit und breit
oft nicht die Spur von
Menschlichkeit!​

(Autor ist mir leider entfallen!)​

lg
Jenna
 
All that I am
All that I ever was
Is here in your perfect eyes, they're all I can see


Wunderschön...lieben Dank fürs Teilen!

Als ich diesen Roman las, habe ich mir auch gedacht, dass sich viele Passagen als solche gut als Zitate eignen würden.

Als Gesamtes hat mir das Buch aber nicht gefallen. Viel zu schwammig, unklar, undurchsichtig in seiner Aussage. Coelho relativiert immer wieder für mich unmotiviert Positionen, kein wirklich roter Faden erkennbar.
Es ist auch bisher der einzige Coelho, den ich gelesen habe.

Allerdings, "unaushaltbar" war er für mich ned, der Coelho, nein, so weit würde ich nun mal ned gehen.....
http://www.erotikforum.at/forum/showpost.php?p=1019449&postcount=579

:mrgreen:

sordain


Ich hab zwei Bücher von Coelho gelesen: 11 Minuten und "Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte". Ich bin kein großer Fan von ihm, aber 11 einige Passagen von 11 Minuten haben mir sehr gut gefallen. Und die eine oder andere Passage vom "Am Ufer...." auch. Ja, er schreibt ein bißchen platt und ein bißchen unzusammenhängend - aber er verwendet schöne Worte und schaff Passagen, die ich mir gerne immer und immer wieder lese. zB:


"Wie bitte?
Ich liebe dich.
Ich liebe dich auch.
Verzeih. Ich weiß nicht, was ich sage.
Ich auch nicht.
Sie stand auf, gab ihm einen Kuss und ging hinaus"
 
Du gingst von mir, gefolgt von meiner Ruh,
die meiner Seele leere Wohnung mied.
Du schwiegst zu allem, was ich um dich litt,
und deine Güte schlug die Augen zu.

Und doch hab ich dir alles dies verziehn -
der Groll zieht weiter, und die Liebe bleibt.
Wie du auch fliehst, du kannst mir nicht entfliehn:
ich bleibe deinem Wesen einverleibt.

So nehm ich Abschied, ganz in dich getaucht:
du bist in mir, wo du auch immer seist!
Hat je ein Gott so Herz in Herz gehaucht,
so innig eingewoben Geist in Geist?
 
Liebe


Wo immer sie auftritt
ist die Liebe
unser Herr und Meister.
Sie ist nicht
ausschweifende Lust,
nicht Begierde des Fleisches,
kein Splitter des Verlangens,
im Widerstreit mit dem Ich,
auch kein Teil des Fleisches,
das gegen den Geist
zu Felde zieht.
Denn die Liebe
lehnt sich nicht auf.
Sie verläßt nur
die ausgetretenen Pfade
vergangener Geschicke.


Khalil Gibran
 
Im September vorigen Jahres ging
ich in mein Schlafzimmer, öffnete
die Fenster weit, verzauberte mich
und flog davon.
Ich habe es nicht bereut.


(W. Hildesheimer)
 
Einheit kann nicht entstehen,
indem du darauf wartest,
dass sich dein Gegenüber verändert.
Wenn du dich nicht änderst, wird sich in diesem Universum
nichts für dich verändern.
Das gesamte Universum könnte sich verändern,
aber du wirst dich nicht ändern.
Dagegen wird sich - wenn du dich änderst -
das gesamte Universum für dich ändern.


(Auszug aus einer Rede des indischen Meisters Pathasarathi Rajagopalachari 2008 an seine Schüler)
 
"Wie bitte?
Ich liebe dich.
Ich liebe dich auch.
Verzeih. Ich weiß nicht, was ich sage.
Ich auch nicht.
Sie stand auf, gab ihm einen Kuss und ging hinaus"
Das hat echt Stil.
Respekt.

Sordain
 
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