ich gehöre auch zu der hoffnungsvollen fraktion der poster, die glauben, daß ausstrahlung und charakter mitnichten vom aussterben bedroht sind. ich bin mir aber sicher, daß beides zeit und ein wenig lebenserfahrung benötigt um entwickelt zu werden.
ich selbst war definitiv keiner von den zitierten teenagern, die einem uniformierten einheitslook pflegen und wechselnden, populären idolen der medienwelt nacheifern. im gegenteil. behütet aufgewachsen und schülerin einer privatschule wollte ich das genaue gegenteil. also nicht poloshirt, halstuch und collegeschucherln und auch nicht 0815-popmusik. und um mich abzugrenzen hatte ich dann lila haare, zerissene netzstümpfe mit minirockerl drüber, martens unten dran und t-shirts, die nur noch dank der vielen schmückenden sicherheitsnadeln überhaupt irgendwie an meinem körper hängen blieben. statt bravo und co. las ich hesse und sartre und statt jason donavan hörte ich heftigstes metall. ach was war ich "anders".
rückblickend stelle ich nun mal die kühne frage, ob dieses verhalten sich wirklich so sehr von dem der anderen unterschied... denn das genaue gegenteil der masse zu wollen ist eventuell genauso wenig freiwillig und selbstgewählt, sondern vielmehr auch nur ausdruck einer seele auf der suche nach sich selbst. teenager und junge menschen generell haben nun mal das bedürfnis sich selbst irgendwo zu positionieren um von diesem startpunkt aus ihre suche nach dem eigenen lebensweg zu starten. und ausstrahlung ist für mich nicht mehr und nicht weniger als das äußer anzeichen dafür, daß ein mensch (zumindest halbwegs) mit sich selbst im reinen ist, seinen weg gefunden hat. wo auch immer der liegen mag. ich habe "0815-hausmütterchens" getroffen, die deutlich mehr ausstrahlung hatten als so mancher spitzenmanager. wie heißt es so schön? "chacun à son gout".
ich habe inzwischen meine martens weitestgehend eingemottet, bin -relativ- normal gekleidet, stehe voll im berufsleben (wenn auch derzeit in karenz), bin mutter und ehefrau. irgendwie hätte ich mir das mit 16 ganz anders vorgestellt. und doch ist es das leben, das ich mir ausgesucht habe und ich bin, mit einigen teifen und höhen, zufrieden und glücklich damit. und ich denke von mir behaupten zu können, daß ich durchaus ein mensch mit ausstrahlung bin. meine charakter ist übrigens auch -wie ich denke- recht gefestigt, jedoch alles andere als perfekt! ich neige zu ungeduld, bin manchmal recht sprunghaft, generell etwas... sagen wir mal exzentrisch. aber so bin ich nun mal, ob das anderen menschen nun in den kram passt oder nicht! ich weiß auch, daß einige männer mit dem was landläufig als "starke frauen" gesehen wird ein bissi ein problem haben. aber den teufel werde ich tun und versuchen mich zu einem lieben, kleinen mädchen zu transformieren. take it or leave it.
ausstrahlung und charakter brauchen zeit sich zu entwickeln. einige wenige exemplare der gattung mensch mögen schon in sehr zarten alter darüber verfügen, bei den meisten jedoch braucht es ein wenig zeit und erfahrung.gebt daher den jungs und mädels die chance und die notwendige zeit die sie brauchen, um charakter und ausstrahlung zu entwickeln. schert sie nicht ununterbrochen über einen kamm, nach dem motto "aus denen wird eh nix, alle nichtssagend und alle gleich". das hilft ihnen nämlich auch nicht. und daß die menschheit seit den alten griechen die schon behauptet haben, aus der jugend käme nix gutes mehr nach, noch immer nicht ausgestorben ist scheint doch anzudeuten, daß diese annahme -damals wie heute- einfach nicht richtig ist!
lg schickt ninon