Mann - eine Diskussion über "DEN" Feminismus halte ich eben aus den genannten Gründen für schwierig bis unmöglich, weil selbst die Frauen, die sich als feministisch-politisch-aktiv bezeichnen, sich oft nicht darauf einigen können, was genau diese Bewegung nun eigentlich bedeuten soll. Hast du doch selbst schon erwähnt, oder? In gleichem Atemzug aber versuchst du dich kritisch mit "denen" auseinanderzusetzen. Das kann so nicht funktionieren oder doch nur auf einem Stammtischniveau oder gäben Stoff für eine wissenschaftliche Abhandlung in Sachen Soziologie (glaub ich - wie wirken sich Unterdrückungsmechanismen in Folge auf Verhalten, Befreiuungsstrategien und spätere Haltung der Befreiten aus oder so).
Ich war früher in solchen Gruppen aktiv, zumindest hab ich's versucht. Ich bezeichne mich als "emanzipiert" und manche würden mich auch heute noch als "Feministin" bezeichnen, obwohl ich mich mit dieser Zuordnung nicht sonderlich identifizieren kann.
Deshalb sage ich z.B., die Idee der Quotenregelung stammt von DEN Feministinnen. Oder gibt es hier Einspruch? Wie sollte ich die Gruppe sonst bezeichnen?
Da hab ich so meine Zweifel. Frauen sind eine große Wählerschicht. Wenn die Politik erkennt, daß gesellschaftliche Veränderungen unvermeidbar werden, trägt sie dem Rechnung. Oft mit merkwürdigen "Lösungen". Ich persönlich halte von Quotenregelungen nicht allzu viel, obwohl mir die Gründe dafür einleuchten. Mein Mann (von Feminismus völlig unbeleckt - solche Debatten gab's in der DDR zu seiner Jugendzeit nicht) befürwortet Quotenregelungen, weil aus seiner Sicht damit die Chance besteht, gerade im Managementbereich zu anderen Prioritäten und Strategien zu finden - er meint, daß die
Kombination aus "weiblicher" und "männlicher" Einstellung, was Karriere, Durchsetzungskraft usw. eine ganz eigene, neue Qualität in den Führungsetagen führen könnte. Meine Zweifel bestehen darin, daß ich den Eindruck hab, daß Frauen, die sich aus eigener Kraft hochboxen, oft (nicht immer) dazu neigen, eher männliche Verhaltensweisen anzunehmen, ich bezweifle also, daß eine "Beschleunigung" in Form von Quotenregelungen einen Prozeß (nämlich wirkliche Gleichberechtigung) sinnvoll ist - Veränderungen brauchen Zeit und müssen wachsen, wenn sie Bestand haben sollen.
Deshalb stellt sich mir die Frage, wo hier noch die größten Benachteiligungen stattfinden. Ich denke, dass einer Frau heute keine Steine mehr in den Weg gelegt werden für eine erfüllte Karriere -- ganz im Gegenteil.
Sehe ich zwar anders, aber würde zu weit führen. Die größten "Benachteiligungen" sitzen in den Köpfen - im Selbstverständnis, wo alle Beteiligten (Männer wie Frauen) von alten Zuordnungen noch nicht loslassen können. Es reicht nicht, zu sagen, wir haben alle die gleichen Rechte und wir setzen das jetzt um, die Wahrnehmung dessen, was "männlich" und "weiblich" ist, ist sehr unterschiedlich. Calamos (?) hat's schon erwähnt: wenn Feminismus mal kein Thema mehr ist, dann haben wir ihn umgesetzt. Wie das aussehen kann - steht in den Sternen, es hat sich viel bewegt, viel Gutes, auch viele Fehlversuche, aber im Selbstverständnis, daß alle gleichwertig, aber eben nicht gleich sind, sind wir noch ein paar Generationen entfernt.