Was mir aufstößt, sind zwei Dinge: zum einen der Umstand, daß jemand, der fröhlich und ungeschützt rumvögelt, nicht selten verpartnert/verheiratet ist und weiters nicht selten seine sexuellen Aktivitäten "auswärts" seinem Partner/der Partnerin verheimlicht.
Das hab ich in (anderen threads) schon des öfteren geschrieben: Sicher sein, dass der Partner nicht eines Tages mit einer HIV Infektion nach Hause kommt, kann man niemals. Aber in einem hast dur Recht: Ohne (noch dazu in ausländischen Risikogebieten) herumzuvögeln und das zu Hause zu verschweigen, ist mehr als fahrlässig.
Für mich kein Problem, da ich in den allermeisten Fällen mit Kondom vögel und das geringe Restrisiko nehm ich gerne in Kauf. Denn das ist denkbar gering - eben auch im Vergelich zu den gesundheitlichen Gefahren, denen ich tagtäglich ausgesetzt bin.
Und der zweite Punkt: du weißt sicher selbst, wie sehr jemand, der unbedingt was will, sich selbst die Risiken "wegargumentiert". Nicht jeder ist bereit oder auch nur fähig, Informationen pragmatisch zu werten und sich zu sagen: ok, das Risiko, auf dem Arbeitsweg im Straßenverkehr hopps zu gehen ist deutlich höher als das Risiko, beim Poppen was Tödliches einzufangen. Wahrscheinlicher ist da die Lesart: "Fein, so gefährlich ist das Poppen ohne Gummi gar nicht" - und heissa, damit ist das Thema ad acta gelegt.
Im Grunde genommen ist dieser Gedankengang natürlich richtig.
Und doch halte ich es für falsch, ein Risiko grösser darzustellen, als es tatsächlich ist: Mit dem erhobenen Zeigefinger erreichst du nur Personen, die sich ohnehin gesundheitsbewusst verhalten. Diejenigen, die sich tatsächlich gefährden, lassen sich nicht abschrecken - egal wie drastisch du die Risiken darstellst.
Ganz im Gegenteil: Solch verzerrte Aufklärung, kann sogar zu einer Zunahme von Risikoverhalten führen:
Überhöhte Darstellung von Gefahren - die sich im persönlichen Umfeld dann als zumindest stark übertrieben herausstellen - führt dazu, dass die Warnungen per se als unrichtig empfunden werden und erst recht jegliche Vorsicht beiseite geschoben wird.
Die gesamte öffentliche Kommunikation über Gesundheit und unser Gesundheitssytem ist verlogen und betrügt die Bevölkerung in unverantwortlicher Weise. Es wird suggeriert, dass der Staat, alle Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge trifft, sich um unsere Gesundheit sorgt, wir das "beste" Gesundheitswesen haben und die Bevölkerung damit die Verantwortung an eine höhere Stelle abgeben kann.
Das Gegenteil ist aber der Fall: Es sind einzig und alleine wir selbst, die dafür sorgen können, gesund zu bleiben. Und diese Eigenverantwortung sollte unmissverständlich kommuniziert werden. Dann - und erst dann - werden seriöse Aufklärungskampagnen erfolgreich sein.
Bis zu diesem Zeitpunkt werden alle eingesetzten Mittel so wie bisher sinnlos vergeudet. Denn eines hat die Vergangenheit gezeigt: Jede Kampagne läuft ins Leere, solange in unserem Unterbewusstsein verankert ist, dass der Staat ein Netz gespannt hat, dass uns im Schadensfalle auffängt.
Es geht doch immer auch um eine Signalwirkung, die von Informationen ausgehen, und wenn ich deine Beiträge richtig verstehe, lauten die: "Alles halb so wild". Mag schon sein, aber ich verstehe schon, daß viele da einfach abblocken und dich für fahrlässig halten.
Ich hab auch ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich denke, dass meine Beiträge als Aufforderung zum bedenkenlosen ohne ficken genommen werden. Daher poste ich z.B. keine Zahlen zu HIV infizierten SW, da diese und andere Fakten, tatsächlich ein Risikoverhalten stark fördern würden.