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Gast
(Gelöschter Account)
Was mir in dieser, so wie in vielen anderen Glaubensdiskussionen auch fehlt ist, wie ziehe ich meinen Nutzen daraus, was habe ich davon? Was habe ich davon wenn ich erfahre das ich 37 Auraschichten habe, ein Bön und ein Dzogchen und was auch immer noch alles besitze? M.M.n. unnützes Wissen welches sich zwar bestens zur geistigen Onanie eignet, aber bei der Bewältigung des momentanen Lebens keinen Deut weiterhilft ...
Nun ja, es geht ja nicht für alle um eine "Glaubensdiskussion", sondern einfach darum, seinen eigentlichen Lebenssinn so zu finden, daß man sich nicht verloren fühlen muß. Zumindest habe ich das so verstanden. Klar, daß diese Frage für viele sehr eng mit Glauben oder Religion verknüpft ist.
Für mich hat sich meine Suche oder mein Weg durchaus so entwickelt, daß er mir ganz konkret beim Weiterleben geholfen hat. Manchmal habe ich das in Worte zu fassen versucht, wenn jemand gefragt hat, und ich bin daran gescheitert, weil solche persönlichen Werdegänge - selbst wenn sie sich ähneln - doch erstmal durchlebt sein müssen, um das daraus folgende überhaupt begreifen zu können.
Ich hab mich mit Leuten ausgetauscht, die ähnlich dramatische Lebensläufe durchlaufen haben wie ich, und manchmal war ein Funken von gegenseitigem Verständnis da, aber das ist sehr selten, und wenn dieses Einander-Verständlich-machen-können ausbleibt, fühlt sich's sehr einsam an.
Ich erzähle manchen von mir, wenn sie konkrete Fragen haben, beispielsweise warum ich davon überzeugt bin, daß Täter und Opfer eine Art Verbindung miteinander eingegangen sind und daß man sich selbst aus seinem Opfersein meiner Überzeugung nach nicht wird lösen können, wenn man diese Verbindung ablehnt und sich nicht traut, sich auf diesen Gedanken überhaupt einzulassen. Entsprechungen findet man dann vielleicht in schöneren Worten in der Bibel, wenn von Verzeihung die Rede ist, oder in irgendwelchen fernöstlichen Meditationen. Aber so wirklich leb- und umsetzbar kann einem solche Erkenntnisse niemand machen, so lange er nicht bereit ist, sich wirklich darauf einzulassen, und es wird niemand überhaupt die Notwendigkeit dafür erkennen, wenn er dieses Sich-Einlassen nicht braucht.
Das gilt glaube ich im Großen wie im Kleinen, aus meiner heutigen Sicht gibt's eigentlich keinen großen Unterschied, ob jemand schwere Traumata überwunden hat oder seine eigenen Schüchternheiten oder Ängstlichkeiten, die sich aus überbehüteten Verhältnissen heraus entwickelt haben. Das Prinzip ist eigentlich doch immer dasselbe: das, was mich ärgert oder ängstigt, will besonders wahrgenommen werden, das sind die Dinge, die sich aus einem guten Grund immer wieder ins Bewußtsein drängen, sie haben sozusagen eine Geschichte zu erzählen.
Wie weit man sich darauf einläßt - dazu gehört u.U. auch, daß man sich dann eben auch so klein, schäbig oder feig kennenlernt, wie man das eigentlich gerne leugnen möchte - muß letztendlich jeder für sich selbst rausfinden, das läßt sich nicht so einfach vermitteln.