Ich weiß nur, dass ich froh bin, nicht zu diesen bedauernswerten Menschen zu gehören, die oft Jahre und Jahrzehnte psychisch und physisch leiden.
Das Leiden ist aber sicher auch v.a. auf das Unverständnis zurückzuführen, das sie ernten, wenn sie sich anderen öffnen.
Und deshalb ist folgender Satz ...
Ich glaube, dass es vor allem Aufgabe der heterosexuellen Mehrheit ist, anderen sexuellen Ausrichtungen und Neigungen wesentlich unaufgeregter gegenüber zu treten, als dies manchmal geschieht, und vor allem mit Verständnis für das Anderssein.
... umso wichtiger.
Dieses Verständnis ist aber glücklicherweise allgemein im Steigen begriffen, auch durch geschickte Bewusstseinsbildung von Seiten der Betroffenen und ihrer Organisationen. Vor allem sind die Menschen aber tendenziell nimmer so neugierig auf das Privatleben anderer wie es vielleicht vor Generationen der Fall war. Und nachdem Dorfgreißlereien aussterben und es Wohnhäuser mit Bassena am Gang praktisch nicht mehr gibt, besteht auch viel weniger Gelegenheit für gewisse Typen von Menschen, über andere verleumderisch herzuziehen oder krampfhaft festlegen zu wollen, was erlaubt und "normal" ist oder nicht. Diejenigen, die geistig noch in der "guten
alten Zeit" leben, gibt es natürlich noch, aber sie sind in der Minderheit. Natürlich heißt es wachsam sein; gewisse Entwicklungen bspw. in Teilen der USA zeigen etwa, dass die Gesellschaft auch wieder zurück gehen kann in die alten Muster.
Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass es auf dem Gebiet der Sexualität so gut wie nichts gibt, was nicht für irgendwelche Menschen vorstellbar und anziehend ist.
Ich habe damit zwar zeitlebens keine Probleme gehabt, aber offenbar gibt es heute im Gegensatz zu früher immer mehr Menschen, welche mit Begriffen wie Takt und Anstand wenig bis gar nichts anzufangen wissen.
Dazu gehöre wahrscheinlich ich. Mit diesen Begriffen wurde nämlich schon viel Schindluder betrieben, und sie sind erstens sehr individuell, und zweitens, selbst wenn man einen mehrheitlich akzeptierten Anstands- und Taktbegriff unterstellen würde, den Veränderungen der Zeit unterworfen. Man blicke, nur als Beispiel, auf die Entwicklung der Bademode in den letzten 100 Jahren.
Abgesehen davon habe ich bereits sehr oft feststellen müssen, dass diejenigen, die sich als anständig bezeichnen oder Anstand als hohen Wert darstellen, in Wirklichkeit die größten Arschlöcher sind.
Nicht vielleicht aus Prüderie, sondern aus dem Verständnis, dass intime Dinge wie Sexualität sich nicht dazu eignen, damit Reklame zu machen, und damit unter Umständen andere Menschen vor den Kopf zu stoßen. Daran habe ich ich mich gehalten, und diesen Maßstab lege ich auch an andere.
Dein Einwand mit der Reklame hat durchaus seine Berechtigung. Andererseits bestand für eine jahrhundertelang - auch rechtlich - ausgegrenzte Gruppe wie Homosexuelle die einzige Chance, aus dem Eck rauszukommen darin, dass sie genau mit dieser Intimität an die Öffentlichkeit gegangen sind. Und die daraus entstandenen Events wie Christopher Street Day, Gay Pride oder der Life Ball haben sich zu rauschenden Festen entwickelt, die auch von Heteros gerne besucht werden (mir ist schon klar, dass der Life Ball nicht als Schwulenfest angelegt ist, aber die Organisatoren kommen halt aus dem Bereich).
Das hat jetzt natürlich nichts mit den küssenden Mädln vom Prückel zu tun. Da geht's um was Anderes, was Du aber auch thematisiert hast, nämlich dass Menschen Küssen als "Zurschaustellung" sehen und sich darüber mokieren. Ich kann das halt nicht verstehen, z.B. weil ich Küssen nicht als "sexuelle Handlung" sehe (das Gesetz im Übrigen auch nicht).
Du schreibst weiter:
Und da braucht man gar nicht über Art und Umfang der Zärtlichkeiten diskutieren, und schon gar nicht braucht man mit Gewalt von Diskriminierung schreiben, nur weil man selbst auf dem Standpunkt steht, dass dem Einzelnen alles erlaubt sein muss, und sich alle damit abzufinden haben.
Das ist die eine Sichtweise. Die andere ist: Wie weit sollen Hinsichtl und Rücksichtl gehen? Muss man sich immer und überall einschränken, nur weil irgendwer sich darüber aufregen könnte? In den 1970ern haben bspw. manche Leut' über Männer mit langen Haaren gelästert - hätt ma denen allen raten sollen, zum Friseur zu gehen, weil das andere als "Zurschaustellung" sehen könnten? In den 1990ern galt dasselbe für Tattoos oder Piercings. Noch früher galt bereits öffentliches Handerlhalten von unverheirateten Paaren als Affront.
Heute hingegen wird bspw. Rauchen vielerorts als Provokation gesehen, wo es früher als üblich galt und wir Nichtraucher das zu akzeptieren hatten.
Ich glaube, es gibt daher keine eindeutige Antwort.
...
Bingo...ich habs mittlerweile aufgegeben hereuszufinden warum gerade LinksGrüne Gutmenschen, die sich immer als Kämpfer für Frauenrechte hervorgetan haben, geradezu hysterisch schützend vor "den Islam" stellen und bei sämtlichen Themen wie eben Frauenrechte, Zwangsheirat, Tierquäelerei u. u. u. auf beiden Augen blind sind...
Ist zwar OT ... aber ist das wirklich so?
Bspw. Alice Schwarzer setzt sich vehement gegen die Unterdrückung der Frauen im Islam ein.
Dass sie in anderen Dingen MMN komplett daneben liegt (Ablehnung von Prostitution und Pornographie, BDSM'ler als krank bezeichnet), steht auf einem anderen Blatt.
Das gilt aber eigentlich für jedes Alter.
Dich setzte ich auf Deine Frage an mich hin, davon in Kenntnis
-- Warum wer offen über Sexuelle Ausrichtungen, sexuelle Vorlieben, Fetische usw. usf. udgl. in Foren schreibt: Entweder er sucht selbst Seinesgleichen. Oder er möchte denen, die schwerer aus sich raus zu locken sind, Unterstützung bieten. Oder beides.
Das ist ein äußerst guter Ansatzpunkt. Gerade dieses Forum ist ja auch und vor allem dazu da, Menschen mit verschiedenen Vorlieben, auch mit verschiedenen ausgefallenen Hobbies oder (im Bereich der Sexualität und Erotik angesiedelten) Berufen eine geistige Heimat zu bieten, also gerade auch solchen, die der Volksmund gerne als "abnormal" bezeichnet.
Und es geht natürlich auch darum, Gleichgesinnte zu treffen oder auch jene zu bestärken, die dieselben Vorlieben haben, sich aber - aus welchen Gründen auch immer - sich nicht getraut haben, sie auszuleben.
Also ich mache es so: Wenn mir ein Thema nicht gefällt, dann lese ich es einfach nicht
Mache ich in der Regel auch so. Daher verstehe ich es einfach nicht, warum manche offenbar Threads richtiggehend zerstören wollen, weil ihnen die dort diskutierten Sexpraktiken oder Vorlieben nicht passen (der geschätzte Schlampenjäger schrieb einmal "hijacken"
).
Aber das scheint für manche auch eine Art Fetisch zu sein, den sie hier ausleben.
Hier braucht dich keiner!
Das sehe ich anders. TJ77s Beiträge sind natürlich sehr wertvoll.