Wie viel "Natur" ist denn (noch) in uns?
Es liegt nunmal im Größenwahn des Menschen zu glauben dass er sich von der Natur abgehoben hat, und nicht mehr der Biochemie unerworfen ist, nur weil er kleine Computer bauen kann auf denen man sich Katzenvideos schicken kann.
Jeder pubertierende Jugendliche der in der Klasse eine Erektion bekommt weiß aus schamvoller Erfahrung dass wir nach wie vor keine Kontrolle über unsere Natur haben.
Jeder Mensch mit einem Gendefekt wird dir schmerzhaft berichten können was es bedeutet wenn ein paar Eiweißmoleküle nicht, oder falsch produziert werden.
Jeder Virus lacht den Menschen aus, weil der trotz all seiner Technologie noch immer nichts gegen ihn unternehmen kann, und wenn er dann mal was machen kann, ist es nur eine Frage einer kleinen Mutation und das Spiel beginnt von vorne.
Es ist nicht die Frage wann wir von der Natur geprägt wurden, das liegt an der Evolution der Lebewesen, also schon millionen Jahre zurück.
Die Frage ist wann wir durch den Druck der Zivilisation angefangen haben aufzuhören unkontrolliert unseren animalischen Trieben nachzugeben - das liegt auch schon einige Jahrtausende zurück, aber der geistige / gesellschaftliche Wandel geht viel schneller voran als der körperliche.
(Der untere Rücken der noch immer nicht ganz glücklich darüber ist dass wir aufrecht gehen ist so ein Beispiel dafür)
Das aggressive Verhalten bei Männern liegt am Testosteron, das ist keine gesellschaftliche Erfindung damit man rechtfertigen kann dass man daheim seine Frau schlägt...
Sich dauernd nur auf die Natur zu berufen ist ebenso billig, wie die Natur zu verleugnen.
Aber jemanden der gerade in einem Hormonrausch ist vorzuwerfen dass er sich absichtlich so aufführt, ist so als würde man sagen ein Epileptiker bei einem Anfall spielt auch nur.
Wir haben keine Chance gegen unsere Biochemie - null.
Sie verändert unsere Körperfunktionen, unser Denken, unsere Handlungen...
Im Normalfall nur minimal, im Extremfall aber auf einem unkontrollierbaren Niveau.