Plagiat und Charakter

Irgendwo wurde angemerkt, dass das Zitieren und generell das Schreiben einer Diplom/Doktorat-Arbeit einem an der Uni beigebracht wird.

Leider leidet offensichtlich - nicht bei Dir - eine richtige Rechtschreibung mit all ihren Beistrichen darunter. Sehe ich mir in der Arbeit manche E-Mails von einem Magister an, welcher im Bereich Öffentlichkeitsarbeit sein Betätigungsfeld fand, frage ich mich schon, wo der vorher in die Schule ging oder ob er keinen Sinn für das Gesprochene hat.

Darf ich Dich interessehalber fragen, welches Fach Du studierst?
 
Den vom Storch? Na ja, vielleicht täusche ich mich dabei, aber ich halte ihn alleine aufgrund dieser Reportage für einen umsichtigen, scharfsinnigen und objektiven Professor.
 
Liege ich mit der Vermutung richtig, dass im Laufe eines ernsthaft betriebenen Studiums bereits eine Anhäufung von Wissen erfolgt, dem mit der Promotion "nur" das Sahnehäubchen aufgesetzt wird?
Ja und nein. Entgegen der Meinung vieler Menschen geht es bei einem Studium nicht primär um das "Anhäufen" von "Wissen" im Sinne von "Fakten". Es geht um den Erwerb einer Tiefgreifenden Kompetenz und der Fähigkeit, sich fachlich und formal korrekt SELBST mit einem gewissen Gebiet auseinanderzusetzen - und zwar so, dass man sich Fachkreisen mitteilen und deren Mitteilungen wiederum verarbeiten kann.

Ich versuche es mal mit einem Beispiel: Ein Mechaniker lernt, ein Auto zu reparieren, es zu bauen, zusammenzusetzen, auseinanderzunehmen, die technischen Möglichkeien auszureizen u.ä. . Ein Studierender der Mechanik hingegen lernt die zugrundeliegenden Prinzipien - Mathematik, Physik, Design, Werkstoffe, Chemie, usw. , und erwirbt die Kompetenz, ein Auto bis ins Detail zu entwerfen (ob das angesichts der heutigen Komplexität wirklich für einen Einzelnen möglich ist, ist eine andere Frage, es geht ums Beispiel hier), und zwar nach beliebigen/machbaren Anforderungsprofilen und Zielen. Er kann etablierte Prinzipien infragestellen, diese abändern, erweitern oder komplett neue Wege beschreiten, da er sich mit der zugrundeliegenden Materie auf eine Art beschäftigt hat, die einem Mechaniker in der Regel fehlt.
Eine wissenschaftliche Abschlussarbeit ist nicht "nur" ein Sahnehäubchen (also quasi die Erlaubnis, den Titel zu tragen), sondern auch der Beweis für seine Befähigung, das gelernte mit anderen seines Faches fachlich korrekt teilen zu können. Jemand mit einer solchen Ausbildung kann ohne weiteres zur Entwicklung des jeweiligen Faches wesentlich beitragen - und dazu ist korrektes, nachvollziehbares Arbeiten notwendig. Und das sagt eine Abschlussarbeit bzw. ein Titel aus - dass sich diese Person wirklich kompetent in seinem Fachgebiet auskennt und eben kein ungelernter Amateur ist, der sich ein wenig Wissen angeeignet hat.
Findest Du es korrekt, dass unter ausgiebiger Zuhilfenahme von Zitaten Arbeiten erfolgen dürfen, die jegliche objektive Beurteilung ad absurdum führen?

Zitate gehören zum wissenschaftlichen Arbeiten - man verwendet sie als Argumente, Vergleiche, zum Erklären, zum Dokumentieren der eigenen Gedanken, zur Begründen der eigenen Aussage, usw.
Leider leidet offensichtlich - nicht bei Dir - eine richtige Rechtschreibung mit all ihren Beistrichen darunter. Sehe ich mir in der Arbeit manche E-Mails von einem Magister an, welcher im Bereich Öffentlichkeitsarbeit sein Betätigungsfeld fand, frage ich mich schon, wo der vorher in die Schule ging oder ob er keinen Sinn für das Gesprochene hat.
Rechtschreibung wird überbewertet. Nur ist es halt was, was sich objektiv festmachen lässt - deswegen immer wieder der Bezug darauf.
 
Danke für Deine nachvollziehbaren Ausführungen, Manuell!

Meine Bürokollegen und ich sind unter uns gesagt eben nur leicht angefressen, weil da oben statistikverliebte Studierte hocken, die glauben, als Quereinsteiger die Weisheit mit dem Löffel gefressen und vom Tuten und Blasen im laufenden Betrieb eigentlich keine Ahnung haben. Ein Schreibtischarzt verdient für 20 Stunden im Monat 40.000 Schilling brutto. Also 80.000 bei Normalarbeitszeit. Für das, dass er im Gegensatz zu einem Chirurgen aber so was von überhaupt keine Verantwortung trägt. Nebenbei noch ein paar Gschaftlhubereien, denn der Herr Doktor möchte seine Kenntnisse schließlich einer breiten Palette zur Verfügung stellen, wie es immer so schön offiziell heißt.

Deshalb besteht meinerseits zum Leidwesen eine (zum Teil ungerechtfertigte vorverurteilte) Abneigung gegenüber "den Gscheiten da oben".

Hoffe, Du kannst das nachvollziehen. Und danke nochmals für die Einführung! ;)
 
Meine Bürokollegen und ich sind unter uns gesagt eben nur leicht angefressen, weil da oben statistikverliebte Studierte hocken, die glauben, als Quereinsteiger die Weisheit mit dem Löffel gefressen und vom Tuten und Blasen im laufenden Betrieb eigentlich keine Ahnung haben. Ein Schreibtischarzt verdient für 20 Stunden im Monat 40.000 Schilling brutto. Also 80.000 bei Normalarbeitszeit. Für das, dass er im Gegensatz zu einem Chirurgen aber so was von überhaupt keine Verantwortung trägt. Nebenbei noch ein paar Gschaftlhubereien, denn der Herr Doktor möchte seine Kenntnisse schließlich einer breiten Palette zur Verfügung stellen, wie es immer so schön offiziell heißt.

Das kann ich sehr gut versehen. Natürlich musst du auch "Studierten" zugestehen, Einarbeitungszeit zu benötigen - das Studium ist eben gerade KEINE Berufsausbildung, für eine Stelle in einem Betrieb werden sie zwar Qualifiziert sein - aber Erfahrung und echtes Praxiswissen wird meist fehlen... hoffentlich will der betreffende sich einarbeiten und hat nicht die Einstellung "Ich hab studiert, ich weiß alles besser" ... am Ende des Studiums müssten sich die meisten Studenten auf eine alte Weisheit besinnen: "Ich weiß, dass ich nichts weiß". ^^

Was ist ein "Schreibtischarzt"? Meinst du einen Arzt, der in der Verwaltung tätig ist? Da kann ich dir nicht so ganz folgen... aber wenn wir schon bei Leuten sind, die überbezahlt sind: Reden wir doch von Managern und Bankern - die tragen zwar Verantwortung, werden aber niemals zur Rechenschaft gezogen, wenn was schiefgeht ^^.

Deshalb besteht meinerseits zum Leidwesen eine (zum Teil ungerechtfertigte vorverurteilte) Abneigung gegenüber "den Gscheiten da oben".
Es gibt solche und solche "Studierte". Genug Akademiker etwa verdienen weniger als Facharbeiter (geh mal in die Sozial -und Lehrberufe!) - Blitzer und Besserwisser gibts überall... das Problem bei "Studierten" ist nur, dass sie halt zumindest so etwas wie eine Rechtfertigung haben ^^.
 
Wie schaut das eigentlich in der Praxis aus? Nehmen wir an, jemand studiert eine naturwissenschaftliche Sparte. Eignet er sich dann z. B. unter anderem Wissen in Seibersdorf an, damit er aus eigenständigen Erfahrungen diese Erkenntnisse niederschreibt?

In der Praxis sieht das so aus, dass du technische oder wissenschaftliche Fachzeitschriften liest, die dein Fach betreffen. Heute ist natürlich auch das Internet eine unverzichtbare Wissensquelle, es wird ja nicht gerade das EF zitiert werden :haha:

Und natürlich nicht zu vergessen, der Besuch von Fachtagungen und Kongressen (Ist nicht immer nur ein getarnter Urlaub auf Firmenkosten).
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist ein "Schreibtischarzt"? Meinst du einen Arzt, der in der Verwaltung tätig ist? Da kann ich dir nicht so ganz folgen...

Genau. Ein Arzt in der Verwaltung, der ausschließlich damit beschäftigt ist, über seinen Schreibtisch Entscheidungen zu treffen, statt wie hier Verantwortung aufgebürdet zu bekommen. Und das für 80.000 brutto im Monat.

Ich sehe es ein, wenn jemand durch sein zielstrebiges Studium Erfolge verbuchen kann.

das Problem bei "Studierten" ist nur, dass sie halt zumindest so etwas wie eine Rechtfertigung haben ^^.

Des Pudels Kern! Verstehe einer, warum ein frischer Magister von vornherein um etliches mehr verdienen soll als ich, der seit 2 Jahrzehnten in der Bude an der Front sitzt und der feine Herr Mag. im Hintergrund im gemütlichen Kammerl Zahlen jongliert.

So ist das die geläufige Meinung bei uns.
 
Solche Fachtagungen in der Provence

Das kommt vor, ist aber nicht die Regel. Natürlich gibt es oft eine Abendeinladung oder gar ein Damenprogramm. Aber für so manchen ist das eher eine zusätzliche Belastung. Stell dir vor, du musst dort über eine Neuentwicklung, ein Produkt, eine Dienstleistung deines Arbeitgebers referieren. Die ganzen Vorbereitungen wirst du nebenher zu deiner täglichen Arbeit machen. Glaub mir, wenn dann eine kleine Abendunterhaltung heraus schaut, dann ist die schwer vedient.

Leider gab es nie eine Dienstreise für mich nach Siam :undweg:
 
Aber die ganzen Wichtigen fahren zum Klimagipfel nach Bali. Wladiwostok hätte es auch getan.

Stell dir vor, du musst dort über eine Neuentwicklung, ein Produkt, eine Dienstleistung deines Arbeitgebers referieren.

Vor Publikum sprechen käme für mich sowieso niemals in Frage, da ich keinen Kasperl abgeben will. Lieber im Hintergrund agieren.

Über das Internet kann meiner Meinung nach ein kleines "Fernstudium" zur Vorbereitung stattfinden. Was hältst Du von ihm? Dauert halt lange, aber jede Stelle lohnt sich.
 
Aber die ganzen Wichtigen fahren zum Klimagipfel nach Bali. Wladiwostok hätte es auch getan.

Du meinst, weil man dorthin auch mit der Bahn könnte? Verlockende Idee, da sähen wir unsere Regierungs - Wursteln ganze 3 Wochen nicht. :undweg:

Vor Publikum sprechen käme für mich sowieso niemals in Frage, da ich keinen Kasperl abgeben will. Lieber im Hintergrund agieren.

halb so schlimm ......
 
halb so schlimm ......

Schon in der Schule war das schlimm genug. Wir mussten in Deutsch ein Referat halten und ich predigte vom Zettel etwas völlig ohne Leidenschaft herunter, dachte dabei immer an die Blicke der anderen. Zum Schluss wurde der Klasse ein Bild vom Großen Nachtpfauenauge gezeigt, das in der Schmetterlingssammlung Einzug fand.

Der Typ da ab Zeitmarke 25:24 scheint auch diverse Verkrampfungen zu haben, mündlich vor den Zuschauern frei von der Leber zu sprechen. ;)
 
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Was meint ihr ? Plagiat: entschuldbare Fehlleistung oder zu ahndender Akt der Kriminalität ? Kann man von der Tatsache, dass jemand ein Plagiat verfasst hat, Rückschlüsse auf seinen gesamten Charakter ziehen ? Sprich: Muss jemand, der ein Plagiat geschrieben hat, von all seinen politischen Ämtern zurücktreten ?

Für mich ein charakterlose letztklassige Schweinerei. Ich würde es begrüssen, wenn so ein Verhalten auch strafrechtlich geahndet wird.

Und aus politischen Ämtern gehört jemand mit so einem Charakter und Intellekt jedenfalls davongejagt.
 
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Was meint ihr ? Plagiat: entschuldbare Fehlleistung oder zu ahndender Akt der Kriminalität ? Kann man von der Tatsache, dass jemand ein Plagiat verfasst hat, Rückschlüsse auf seinen gesamten Charakter ziehen ? Sprich: Muss jemand, der ein Plagiat geschrieben hat, von all seinen politischen Ämtern zurücktreten ?

Für mich eine letztklassige Charakterlosigkeit. Ich würde es begrüßen, wenn so ein Verhalten auch strafrechtlich geahndet wird.

Und aus politischen Ämtern gehört jemand mit so einem Charakter und Intellekt sowie so davon gejagt.
 
Für mich eine letztklassige Charakterlosigkeit. Ich würde es begrüßen, wenn so ein Verhalten auch strafrechtlich geahndet wird.

Man sollte aber schon die Kirche im Dorf lassen. Die logische Konsequenz ist die Aberkennung erschlichener Titel. Das Strafrecht ist eine Keule, die mit Bedacht eingesetzt werden sollte. Es kommt ja auch ein Schüler, der bei der Schularbeit oder der schriftlichen Matura schummelt, nicht vor´s Jugendgericht.

Und aus politischen Ämtern gehört jemand mit so einem Charakter und Intellekt sowie so davon gejagt.

Das ist in der Demokratie aber anders geregelt. Dafür gibt´s Wahlen. :lehrer:
 
Es kommt ja auch ein Schüler, der bei der Schularbeit oder der schriftlichen Matura schummelt, nicht vor´s Jugendgericht.

Vor einigen Jahren hat es aber gegen einen Jus Dozenten an der UNI Wien, der Schummeln bei einer Staatsprüfung nicht ausreichend unterbunden hat, sehr wohl strafrechtlliche Ermittlungen gegeben.
 
Das ist in der Demokratie aber anders geregelt. Dafür gibt´s Wahlen.

Nein, dafür gibt es natürlich keine Wahlen. Ganz im Gegenteil.:nono:

Es geht weder bei Bundes-, noch bei Landtags- oder Gemeinderatswahlen darum, einen korrupten Politiker zu entfernen. Wäre ja auch absurd, da diese ja vielleicht nur Jahre nach dem Aufdecken des Fehlverhaltens stattfinden.

Man sollte aber schon die Kirche im Dorf lassen. Die logische Konsequenz ist die Aberkennung erschlichener Titel. Das Strafrecht ist eine Keule, die mit Bedacht eingesetzt werden sollte.

Wenn die einzige Konsequenz die ist, dass er einen Titel, den er mangels Voraussetzungen ohnehin nie tragen durfte, nicht mehr verwenden darf, würde er somit gar nicht bestraft werden. Das wird wohl Leute mit einem derart schäbigen Charakter weder abschrecken noch sonderlich kratzen.

Meiner Meinung nach gehört jemand, der auf diese Art zu betrügen versucht, in Art und Weise bestraft, dass es ihm auch richtig weh tut. Sowohl aus Gründen der Spezial- als auch der Generalprävention.
 
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