renner ring umbenennen?

Eine Medaille, zwei Seite.

Positiv ist`s, wenn Geschichtsbewußtsein gefördert wird. Es ist absolut legitim und wünschenswert, die "Helden" von gestern zu hinterfragen und - wenn notwendig - neu zu bewerten.
Aus unten ausgeführten Gründen sehe ich es persönlich - gerade in in Zeiten von Strache und co, - als positives und richtiges Zeichen in Richtung jüdischer Mitbürger. Das darf dann auch ein bisserl was kosten.

Unglücklich ist die wohl unvermeidlich schiefe Optik. Du haust meinen Lueger, dann tret ich deinen Renner. Das an und für sich gute Produkt wird also weit unter Wert verkauft. Das ist schade.

Die wesentlichen Verdienste des Dr. Karl Renner sind wohl die österreichische Verfassung (Hans Kelsen) und das politische Geschick mit welchem er gegenüber den russischen Besatzern von 1945 bis 1950 auftrat.

Die Schattenseiten betreffen einerseits seine Forderung zum Anschluß Österreichs an Deutschland und andererseits sein Antisemitismus. Beide "Fehler" sind aus dem Zeitgeist nachvollziehbar. GsD sind Anschluß und Antisemitismus weitgehend - Strache und co. ausgenommen - überwunden. Besonders der für mich - auch persönlich vorwerfbare - inhumane Antisemitismus, liesse mich den Verlust des "Dr. Karl Rennerrings" leicht verschmerzen. Und ihn wirds nicht stören.

Zum Thema:
 
Und die Sehnsucht nach einem Zusammenschluss mit Deutschland war nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Österreich ebenfalls weit verbreitet. Nicht nur in konservativen Kreisen. :cool:

Die deutschnationale Volkspartei, deren Mitglieder sich nach der Auflösung in die NSDAP flüchteten, kam nicht über 20% hinaus. Das ist mit unseren Blauen vergleichbar.
 
Die deutschnationale Volkspartei, deren Mitglieder sich nach der Auflösung in die NSDAP flüchteten, kam nicht über 20% hinaus. Das ist mit unseren Blauen vergleichbar.

Einspruch Euer Ehren! Ausnahmsweise. Die Sehnsucht nach dem Anschluß zog sich querbeet durch ALLE politischen Parteien. Nach dem WK I hielt niemand in Österreich den verbliebenen Torso für allein überlebensfähig.
 
Man könnte das "anders dazu stehen" ja auch durch eine andere Politik ausdrücken.
Man kann ja viel kritisieren, aber die Politik ist heute schon anders als vor '45. Aber gerade das passt Dir ja nicht so richtig. Du bist ja für Harmonie und Zusammenarbeit und Schmusen mit dem rechten Rand.
Und wenn die Straßen Namen von Antisemiten tragen, ist Dir das auch nicht irgendwie unheimlich: "Eh bloß Antisemiten, war ja damals normal! Wenn Antisemitismus damals normal war, warum sollte er uns heute stören?":cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wenn die Straßen Namen von Antisemiten tragen, ist Dir das auch nicht irgendwie unheimlich: "Eh bloß Antisemiten, war ja damals normal! Wenn Antisemitismus damals normal war, warum sollte er uns heute stören?"
Mich stört der latente Antisemitismus der Gegenwart, mich stört der offene Antimuslimismus der Gegenwart.

Dich stört der Antisemitismus der Zwischenkriegszeit.
Ich versteh's irgendwie .... da können die politisch korrekten Kasperln große Reden schwingen, mit denen sie an den damaligen Verhältnissen genau nix ändern können.

Passt genau zu Dir. :daumen:
 
Wenn Antisemitismus damals normal war, warum sollte er uns heute stören?":cool:
Genauso ist es, es war normal, heute ist es nicht mehr so.
Erklären wir, dass Newton nur Physik der Hauptschule begriffen hat und keinen schimmer von relativitätstheorie hatte, der depp der?
Neusprech und geschichte umschreiben... aber das haben wir schon gehabt...
 
Erklären wir, dass Newton nur Physik der Hauptschule begriffen hat und keinen schimmer von relativitätstheorie hatte, der depp der?
Keine Ahnung, was Du damit sagen willst. Niemand wird heute behaupten Newtons Mechanik stelle ein vollständiges physikalisches Modell dar.
Dich stört der Antisemitismus der Zwischenkriegszeit.
An dem kann ich nichts mehr ändern. Ich kann aber sagen: "Heute will ich das nicht mehr." Andere sagen: "Jetzt heißen halt die Straßen schon einmal nach Antisemiten. Was soll man da machen? Umbenennen würde ja Geld kosten und soviel ist uns der Antisemitsmus auch wieder nicht wert. Da erkläre ich lieber Straßennamen zur Vergangenheit, obwohl das Thema eigentlich ist, dass sie nicht Vergangenheit sind, sondern heute noch verwendet werden." Passt genau zu Dir.
 
ohne den antisemitismus entschuldigen oder schönreden zu wollen! eines kommt hinzu: bei den juden war aufgrund der geschichtlichen hintergründe (erlaubnis des geldverleihs gegen zinsen) schon seit dem mittelalter sehr viel geld geparkt. d.h. das judentum war auch ein sinnbild für bürgerlichen kapitalismus, dem gerade im frühen 20. jahrhundert die zumindest mitschuld an der misere der arbeiterschicht gegeben worden ist. das hat es den echten rassisten nicht gerade schwer gemacht. und dass man sich auf das grundsätzlich reiche judentum eingeschossen hat, hatte den bequemen nebeneffekt, dass man durch enteignungen, gewalt und mord zu seeeehr viel besitz und geld gekommen ist ....
 
ohne den antisemitismus entschuldigen oder schönreden zu wollen! eines kommt hinzu: bei den juden war aufgrund der geschichtlichen hintergründe (erlaubnis des geldverleihs gegen zinsen) schon seit dem mittelalter sehr viel geld geparkt. d.h. das judentum war auch ein sinnbild für bürgerlichen kapitalismus, dem gerade im frühen 20. jahrhundert die zumindest mitschuld an der misere der arbeiterschicht gegeben worden ist. das hat es den echten rassisten nicht gerade schwer gemacht. und dass man sich auf das grundsätzlich reiche judentum eingeschossen hat, hatte den bequemen nebeneffekt, dass man durch enteignungen, gewalt und mord zu seeeehr viel besitz und geld gekommen ist ....
In diesem Licht sind auch einige durchaus antisemitische Äuserrungen von Karl Marx zu verstehen. on topic: Karl Marx Hof umbenennen.
 
Die wesentlichen Verdienste des Dr. Karl Renner sind wohl die österreichische Verfassung (Hans Kelsen) und das politische Geschick mit welchem er gegenüber den russischen Besatzern von 1945 bis 1950 auftrat.

Ein wesentliches Verdienst des Doktor Lueger ist die Hochquellwasserleitung. Und im Bereich der Kommunalpolitik hat er vieles geschaffen. Mit dem Kaiser war er a wengerl über´s Kreuz, was sich sehr positiv bewerte. Für beide Herren Doktor gilt, dass man ihren Antisemitismus nicht mit den Rassentheorien der Nazis in einen Topf werfen darf, auch das sollte einmal deutlich gesagt werden. Weil sonst glauben am End die Jungspunde hier, die beiden wären an der Planung der Endlösung beteiligt gewesen.

fehlt da nicht ein kleines "nicht"?

Sodala .... ohne nicht wär´s falsch verstanden worden.
 
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Für beide Herren Doktor gilt, dass man ihren Antisemitismus mit den Rassentheorien der Nazis in einen Topf werfen darf, auch das sollte einmal deutlich gesagt werden. Weil sonst glauben am End die Jungspunde hier, die beiden wären an der Planung der Endlösung beteiligt gewesen.

fehlt da nicht ein kleines "nicht"?
 
Ein wesentliches Verdienst des Doktor Lueger ist die Hochquellwasserleitung. Und im Bereich der Kommunalpolitik hat er vieles geschaffen. Mit dem Kaiser war er a wengerl über´s Kreuz, was sich sehr positiv bewerte. Für beide Herren Doktor gilt, dass man ihren Antisemitismus nicht mit den Rassentheorien der Nazis in einen Topf werfen darf, auch das sollte einmal deutlich gesagt werden. Weil sonst glauben am End die Jungspunde hier, die beiden wären an der Planung der Endlösung beteiligt gewesen.

Naja, Lueger wird nicht umsonst als einer der Erfinder des Antisemitismus als politisches Mittel in Ö genannt....

Was mich wundert, warum man dann nicht auch den Lueger-Platz beim Stubentor umbenannt hat...oder ist das allen entgangen? Das wär konsequent gewesen.
 
Man kann ja viel kritisieren, aber die Politik ist heute schon anders als vor '45. Aber gerade das passt Dir ja nicht so richtig. Du bist ja für Harmonie und Zusammenarbeit und Schmusen mit dem rechten Rand.
Und wenn die Straßen Namen von Antisemiten tragen, ist Dir das auch nicht irgendwie unheimlich: "Eh bloß Antisemiten, war ja damals normal! Wenn Antisemitismus damals normal war, warum sollte er uns heute stören?":cool:

nun barfly, wir werden unsere antisemitische vergangenheit nicht loswerden, indem wir strassennamen von relativ harmlosen antisemiten wie lueger umbenennen. ("wer ein jud ist bestimm ich.") tatsache ist, dass viele grosse geister seiner zeit wie goethe, kant, herder, usw. antisemiten waren, obwohl sie gleichzeitig mit etlichen juden befreundet waren.
viel gefaehrlicher war der religioese antisemitismus des mittelalters und der neuzeit, wo die kirche zu blutigen progromen gegen die juden aufrief wie z.b. in nuernberg wo alle juden im 14.jhdt ermordet wurden und natuerlich die kirche nutzniesser dieser verbrechen war, weil deren vermoegen in den besitz der kirche ueberging.

ueber luther habe ich bereits vorher geschrieben, dessen werk: "von den juden und ihren luegen", das zur vernichtung aller juden aufrief, und im nationalsozialismus eine art christliche bibel war. kein mensch ruft dazu auf, wegen dessen kriminellen antisemitismus die dutzenden lutherstrassen umzubenennen. auch alle antisemitischen heiligen bleiben sakrosankt, kein mensch denkt daran diese strassennamen umzubenennen.
als im 19. jhdt noch der rassistische antisemitismus dazukam, braute sich sich das ganze zu einem toedlichen cocktail zusammen, der im holocaust seine vollendung fand.
angesichts der historischen ereignisse, ist die umbenennung des luegerringes eine scheinheiligkeit ersten ranges, weil strassennamen von antisemiten, der haende blutbefleckt sind unbehelligt geblieben sind.
 
Vielleicht könnt man es einfach lassen und sich um wichtigen Sachen kümmern
 

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