schätze, DER Zug war nach 5 Seiten hier abgefahren
sapiosexuell bedeutet ja immer noch auch körperliche, lustvolle Anziehungskraft, im Gegensatz zur platonischen Liebe, wo das Körperliche außen vor bleibt (oder gar die Josefsehe).
Nachdem kein (gesunder) Mensch, egal welchen Alters 24x7 Lust + Energie hat, hat es zwangsläufig seine Vorteile, wenn ein Paar auch abseits des eigentlichen Aktes keine Probleme damit hat, sich miteinander vielfältig zu beschäftigen, ohne daß es (auch nur einem der beiden) langweilig wird.
Intermezzo: muß nebenbei an die legendäre Szene aus "Fisch namens Wanda" denken, als selbige erst nach seinen Italienischkenntnissen fragt und dann angehörs des russischsprachigen Monologs erfeuchtet über das Seil rutscht und an ihren Fingern nuckelt. Der Kontrast zwischen Archie und Otto bringt das Thema eigentlich schon auf den Punkt, und da muß man nicht einmal die parallel inszenierten Bettroutinen (Wanda und Otto mit "Volaaaare!!!", Archie und Wendy beim abendlichen Fußnägelschneiden im Nachthemd) zitieren.
Klaro gibt es Phasen im Heranwachsen, wo zumindest die Vorstellung einer Nymphomanin oder F+ ihre Reize hat, aber die Menschheitsgeschichte hat wohl gezeigt, daß sowas in keiner größeren Kultur als massentaugliches Modell für den Fortbestand von Familie und Gesellschaft etabliert wurde.
Bleiben also jenseits des Hörnerabstoßens 2 Möglichkeiten: Zwischen den gemeinsamen Abenteuern ein belangloses nebeneinander her leben (stereotypisch reduziert: er mit dem Bier vor der Sportübertragung, sie zwischen akzeptierten Hausarbeiten, Kinderaufzucht und Weiberrunden um über den Zustand zu meckern), oder eben die zur Debatte stehende geistige Verbindung, wo man vielerlei Interessen irgendwie gemeinsam auskosten kann, was nicht immer gleich hochintellektuell sein muß (womit man "sapio" vielleicht spontan assoziieren mag), sondern, wie im OP postuliert: Gemeinsamkeiten auf höherem Niveau, als bloß Alltag zusammen schupfen.
---> Schlußfolgerung: jede bissl reifere Beziehung wird sich in Richtung sapiosexuell entwickeln.
Die andere Seite der Fragestellung ist nun: Wie weit ist einem persönlich dieser Anspruch schon bei der Partnersuche und letztendlich -wahl bewußt, sodaß man sich ohne größeren Konflikt in der heißen Phase auf den intellektuell interessanteren Partner konzentriert, und nicht den (hier doch öfter benutzten Begriff) Optikf*ck.
Mal ungeachtet der weiteren hilfreichen Kriterien wie passende Chemie (im Sinne von Körperchemie / Geruchskompatibilität), gegenseitiges Altersfenster, weitere Lebensumstände und individuelle Lebensphase.