Lustiger thread, voller halb und unwahrheiten.
als erstes muss ich trina mal darüber "aufklären" wie der numerus clausus in Deutschland funktioniert. er beharrt ja darauf die unterscheidung zwischen studienberechtigung und dem haben eines studienplatzes zu vermischen. Es ist eben nicht das selbe. wenn du in deutschland zb psychologie studieren willst, aber dein schnitt dazu nicht reicht, heißt das nicht, dass du keine berechtigung hast, medizin zu studieren, sondern dass du keinen platz kriegst. das bedeutet de facto: du musst ein bis drei semester "warten". was tust in der zeit?: du fährst nach österreich und beginnst erstmal dort zu studieren. je nachdem wie das studium so läuft, bleibst dann gleich in wien oder fährst dann wieder zurück nach Deutschland. Die alte Regelung, wonach in österreich nur studieren darf, wer auch in seinem Heimatland einen Studienplatz hat, ist auch nur bedingt brauchbar. zwar hilft es für die Studienrichtung Medizin, aber schon bei Psychologie oder auch Publizistik haben damals schon jedes Jahr mehr Studenten einen sehr simplen aber effizienten Trick angewendet: Sie haben einfach ein anderes Hauptfach inskribiert und ihr eigentliches Wunschstudium im Nebenfach inskribiert und dort fleißig Scheine gesammelt, die sie sich an ihrer Heimuni dann nach zwei oder drei Semestern anrechnen zu lassen. trotzdem war dies noch die beste lösung, da offenbar nicht alle auf diese jene idee gekommen sind und man insbesondere vermeidet, dass leute die in bremen vorerst keinen studienplatz kriegen, ihr ganzes studium in wien absolvieren.
dann zu dem Gerücht, dass sich Deutsche Studenten oder Bummelstudenten durch Studiengebühren vertreiben ließen: So ein Blödsinn! es wird schwerfallen irgendeinen deutschen Studenten zu finden, der WEGEN der Studiengebührenfreiheit nach Österreich studieren gegangen ist. die 1000 Euro im Jahr, die ein Studium in Deutschland in manchen Bundesländern kostet, lässt man sich zwar sicher gerne "schenken" aber dass dies DER grund wäre, darf bestritten werden, zumal es in Deutschland ja auch Studiengebührenfreie Bundesländer gibt.
Auch Bummelstudenten lassen sich durch Studiengebühren nicht "vertreiben" das hat man ja in aller Deutlichkeit bei deren Einführung gesehen: im ersten Jahr sind viele "karteileichen" verschwunden, danach hat sich die Studierendenzahl insbesondere der Neuinskribierenden wieder auf dem selben niveau wie zuvor eingependelt. die einzigen die wegfallen, sind jene, die inskribieren um gewisse verbilligungen gratis abzuholen, aber die dürften keines tochter oder sohn den seminarplatz wegnehmen.
im übrigen sei doch darauf hingewiesen, dass jene die die studiengebühren am meisten treffen, die berufstätigen Studenten sind. Wer nebenbei arbeitet - zumal "branchenfremd" - braucht länger fürs studium und muss dementsprechend mehr zahlen. wer einfach nur bummelt, bei dem sei es so.
dass die deutschen an unseren unis ein problem sind, dürfte außer frage stehen, dass sie aber SCHULD sind an der misere, ist dann eben doch auch übertrieben. ich erinnere an die zeit, in denen die alte regelung noch gegolten hat UND es studiengebühren gab. kollegen an der kunstgeschichte haben sich um 22.00 Uhr Montag Nachts vor dem Institut in Schlafsäcken angestellt, um am Dienstag früh 10.00 Uhr einen Platz in einem von drei Seminaren zu kriegen, das 30 Plätze bietet, aber jeder machen muss, um das Studium abschließen zu können. Auf der Publizistik haben Professoren die Neuannahme von Diplomanden abgelehnt, bevor die bisher angenommenen Ihr Diplom absolviert haben, wer so weit fertig war mit Studieren, musste halt warten, bis die "alten" fertig waren... die theaterwissenschaft wurde umbenannt in theater- film- und medienwissenschaften und wurde dadurch regelrecht überrannt. ich kann mich erinnern, dass ich ein seminar mit 287 (!) Mitstudenten absolviert habe - in einem Raum der für 50 Personen gedacht war.
Das Problem liegt also viel tiefer: einerseits sind die Universitäten schlicht und ergreifend unterdotiert. die Räume zu klein, das Lehrpersonal zu wenig und dann kommt noch hinzu, dass sich die Institute und ihre Professoren gewisser Studienrichtungen schlichtweg weigern, das Studium ein bisschen selektiver zu gestalten. dass es so gut wie unmöglich ist, aufgrund ungenügender Leistungen von der Uni zu "fliegen" ist eines der Grundprobleme denen wir uns gegenüber sehen. es wird so gut wie jeder einfach durchs system "durchgeschleift" - zumindest bis zur diplomprüfung. es kann ja nicht sinn und zweck der uniausbildung sein, dass wir eine kellner und taxilenkerschar mit magistertitel haben.
das nächste grundproblem ist ein eher soziales: in österreich "muss" man, wenn man etwas zählen will, mindestens matura haben. wer eine lehre macht, ist zum trottel abgestempelt. währenddem es zb in der schweiz durchaus keine schande ist, eine lehre zu machen und dort eben auch weiterbildung nach der lehre schon sehr viel früher als komplettierung des dualen ausbildungssystems erkannt wurde, hat man in österreich erst vielleicht vor 15 jahren die wichtigkeit der fachholschulen erkannt. trotzdem ist es für viele österreicher in ihrer erziehung das wichtigste, dass die kinder matura machen....
lösung?
1. die lehre und ihre weiterbildungen müssen attraktiver werden
2. die universitätsausbildung muss insbesonere in fächern mit prekären studienzahlen selektiver werden - insbesondere im ersten studienjahr
3. die universitäten brauchen mehr geld - es war mal von einer milliarde zusätzlich die rede - die wird jetzt investiert, aber nur über zehn jahre hinweg (geredet hat man davon schon vor zehn jahren...)