Sterbenden achtlos ignoriert

Ist Zivilcourage in unserer Zeit ein Luxus, den sich niemand mehr leisten will ?

Leider ja.

Nicht nur, weil viele ohne Rücksicht auf ihre Mitmenschen durchs leben gehen, sondern auch, weil vermutlich manche Angst vor den Konsequenzen haben, wenn sie in irgend eine Situation eingreifen (Siehe der Fall von Tugce im letzten Jahr, die wegen ihrer Zivilcourage nun tot ist).

Im konkreten Fall dieses Mannes in der U-Bahn liegt die Vermutung einer Alkoholisierung und dass er nur geschlafen hätte nahe, jedoch finde ich, darf man nicht alles mit dieser Vermutung sofort abtun.

Wenn man sich nicht sicher ist, ob dieser Mann nur schläft, oder wirklich Hilfe benötigt, so kann man doch wenigstens einen Augenblick seiner wertvollen Zeit einem Mitmenschen opfern und stehen bleiben und beobachten, ob er atmet/schnarcht, oder gar kein Lebenszeichen mehr erkennbar ist.
 
Ich kam schon öfter in die Situation, dass ich herumliegende Obdachlose bzw Alkoholisierte gesehen habe + bei denen ich mir nicht sicher war, ob sie Hilfe benötigen. Voriges Jahr hatte ich dann ein sehr unangenehmes Erlebnis, da hat einer die Hand gegen mich erhoben und wäre er nicht so besoffen gewesen, hätte er mir vermutlich eine geprackt. Jedenfalls rufe ich seitdem die Rettung bzw melde es bei der Polizeistation um die Ecke und gehe nicht mehr alleine auf scheinbar alkoholisierte, hilfsbedürftige Menschen zu.

Das Thema Zivilcourage betrifft aber viel mehr Bereiche.
Rauchende Kinder auf Spielplätzen, saufende Kinder, mobbende Kinder, aggressive Eltern, Menschen die Tiere absolut schlecht behandeln,....

Man sieht den meisten richtig deutlich an, wie sie sich beschämt wegdrehen, nicht anstreifen wollen und in ihrer Unsicherheit lieber mit dem eigenen Umfeld darüber sprechen, als sich "einzumischen".
Ich kann gewisse Ängste schon auch verstehen, so ist das nicht.
 
Es kommt dann dazu, daß von offizieller Seite oft so eine Meldung als Störfall behandelt wird. - weil es denen dann auch nicht viel besser geht als dem normalen Bürger, die müssen dann ev ausrücken denselben renitenten Trottel wieder einsammeln, dens in der vorigen Woche schon viermal zu Gast gehabt haben. Die paar echten Notfälle kommen dadurch dann zum Handkuss.
 
Es kommt dann dazu, daß von offizieller Seite oft so eine Meldung als Störfall behandelt wird. - weil es denen dann auch nicht viel besser geht als dem normalen Bürger, die müssen dann ev ausrücken denselben renitenten Trottel wieder einsammeln, dens in der vorigen Woche schon viermal zu Gast gehabt haben. Die paar echten Notfälle kommen dadurch dann zum Handkuss.

Mag sich etwas unmenschlich anhören, aber was wäre denn geschehen wenn jemand die Rettung gerufen hätte? Ein Obdachloser mit Herzinfarkt aber ohne Krankenversicherung? Für jeden nur der Problemfall ohne Lösung. Die Rettung dieser Menschen müsste sehr sehr viel früher stattfinden um noch etwas bewirken zu können und nicht erst dann wenns ums Sterben geht und das wenn überhaupt nur etwas aufgeschoben werden kann.
 
Ein Obdachloser mit Herzinfarkt aber ohne Krankenversicherung?

Ja und?

Ist täglich Brot. Erstens sind nicht alle Obdachlosen ohne SV und zweitens gibts genügend andere Personengruppen, die nicht versichert sind bzw. deren Versicherung aufgrund einer Alkoholisierung leistungsfrei ist.
 
Aber das letzte was mir einfiele ist, dass ich zu einem Sandler hingehe und ihn rüttle und Frage ob's ihm eh gut geht...

Das scheint mir in diesem Falle das Problem zu sein: Es war ein Sandler, der da starb. Wäre der Mann gut gekleidet gewesen, dann hätte man ihm sicher eher geholfen.
Ich habe es selbst einmal erlebt: Vor einer U-Bahnstation ist ein Herr zusammengebrochen, sofort hat sich eine Menschentraube um ihn gebildet und man versuchte auf zuerst unpassende Weise zu helfen. Erst als eine in medizinischen Belangen offensichtlich ausgebildete Person die Sache in die Hand nahm, wurde dem Mann professionell geholfen.
 
Ja und?

Ist täglich Brot. .

Um so dringender wäre eine praktikable Lösung für alle Seiten nötig.
Behandelt ein Krankenhaus in D bleiben sie auf den Kosten sitzen, behandelts ein Arzt in D kostenlos kann er von der Ärzteschaft abgemahnt und verklagt werden. Erst vor 14 Tagen kam im deutschen TV ein Bericht dazu in dem sich ein Arzt darüber beklagte, nachdem er eine an Krebs erkrankte Frau die zu diesem Zeitpunkt laut ihrer Krankenversicherung unversichert war behandelt hatte und dafür rechtlich belangt wurde. Das Ende war dann dies, dass die Krankenversicherung in diesem Fall wohl etwas widerrechtlich gehandelt hatte und die Frau zu einem Sondertarif wieder aufnahm. Am bedenklichsten daran finde ich, dass Ärzte in D belangt werden können, wenn sie kostenlos tätig sind, zum anderen, dass jemand als unversichert gilt und keine Leistungen erhält ehe alle rechtlichen Verfahren abgeschlossen sind. Hätte dieser Arzt nicht behandelt hätte es sein könne, dass die Frau bis zum Ende des gerichtlichen Streits bereits gestorben wäre.
 
Das scheint mir in diesem Falle das Problem zu sein: Es war ein Sandler, der da starb. Wäre der Mann gut gekleidet gewesen, dann hätte man ihm sicher eher geholfen.

Der Unterschied ist, an das Bild, liegender Sandler oder Junkie, hat man sich langsam gewöhnt. Und wie schon einige zuvor beschrieben haben, es ist nicht immer vernünftig, auf so eine Person zuzugehen.
Kann es verstehen und ich wahrscheinlich würde auch eher auf Distanz gehen.
Ein normal gekleideter Mensch dagegen liegt nie am Morzinplatz, Schwedenplatz, oder Karlsplatz.
Nach wie vor finde ich schlimm, dass keiner sei es die U- Bahn Aufsicht, Polizei, oder ähnliches verständigt hat.
 
Um so dringender wäre eine praktikable Lösung für alle Seiten nötig.

In Österreich ist dieses Problem nur von sekundärer Bedeutung.

Und die von dir angesprochene Rechtslage in D wäre mir neu. Könntest du mir einen weiterführenden link posten?
 
Mag sich etwas unmenschlich anhören, aber was wäre denn geschehen wenn jemand die Rettung gerufen hätte? Ein Obdachloser mit Herzinfarkt aber ohne Krankenversicherung? Für jeden nur der Problemfall ohne Lösung. Die Rettung dieser Menschen müsste sehr sehr viel früher stattfinden um noch etwas bewirken zu können und nicht erst dann wenns ums Sterben geht und das wenn überhaupt nur etwas aufgeschoben werden kann.

meistens kriegens eh grundsicherung. problem ist halt binnen 2-3 tage werden 800 euro versoffen. dann landens in der vinzirast für einen symbolischen euro pro nacht. dort wollen oft viele nicht hin. leben lieber auf der strasse. in der zeitung steht dann: skandal immer mehr obdachlose meint die caritas (dass der 800 euro auf steuerkosten versoffen hat? wen interessierts. dass der eine schlafstelle hätte? egal.....).
 
Und da wird ausdrücklich folgendes zitiert:

Ja, aber auch dies:

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg in Stuttgart sieht sein Engagement aber nicht gern, meint Roth. „Eine kostenfreie Behandlung ist nach der Berufsordnung für Ärzte nicht möglich“, sagt der Leiter der Pressestelle der Kammer, Oliver Erens. Zu Roth direkt will er nichts sagen, der Vorgang gegen ihn sei noch nicht abgeschlossen. Roth sagt: „Die Ärztekammer hat mir mit einem Verfahren gedroht.“
 
Um so dringender wäre eine praktikable Lösung für alle Seiten nötig.
Behandelt ein Krankenhaus in D bleiben sie auf den Kosten sitzen, behandelts ein Arzt in D kostenlos kann er von der Ärzteschaft abgemahnt und verklagt werden. Erst vor 14 Tagen kam im deutschen TV ein Bericht dazu in dem sich ein Arzt darüber beklagte, nachdem er eine an Krebs erkrankte Frau die zu diesem Zeitpunkt laut ihrer Krankenversicherung unversichert war behandelt hatte und dafür rechtlich belangt wurde.

Das klingt unglaublich und ich hoffe sehr, dass es bei uns anders praktiziert wird und eine Grundversorgung auch bei Mittellosigkeit gewährleistet ist.
Umso bemerkenswerter, wie sich die Deutsche Presse über diesen Vorfall empört.

Ich denke, dass man den Passanten keinen Vorwurf machen kann. Man trifft immer wieder auf Leute, die irgendwo liegen, ob in Durchgängen, Parkbänken aber auch in den Öffis (Bim, U-Bahn).
Diese Leute sind auch optisch leicht erkennbar und man kann mMn davon ausgehen, dass dieser Mensch schläft, insbesondere dann, wenn keine Verletzungen erkennbar sind bzw sich nicht bemerkbar macht und es 2 Uhr früh ist. Man kann deshalb auch nicht jedesmal Polizei oder Rettung verständigen. Selbst Hand anzulegen sollte man mMn so und so unterlassen, denn manchmal verhalten sich diese Leute aggressiv. Habe ich selbst schon erlebt!

Es war sicher eine Unterlassung der Stationsaufsicht, aber ob dieses ein fristlose Entlassung rechtfertigt?
Im Übrigen kommen leider derartige Vorfälle auch in Seniorenheimen vor, dass Leute tagelang ohne Hilfe zu Schaden kommen.

Ich denke, in Wien gibt es für Obdachlose entsprechende Einrichtungen und es sollte jeder, der diese Hilfe in Anspruch nehmen möchte, einen Schlafplatz finden.
Gerade in Wien ist die Gruft eine lobenswerte Einrichtung! http://www.gruft.at/

Diejenigen, die sich hier über diese Menschen mokieren (Säufer, ...) sollten sich mal näher über die Menschen informieren (Beispielsweise ein Besuch in der Gruft).
Es kann ganz schnell gehen, dass Menschen obdachlos werden (Unfall, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung, ...) und dann in der Verzweiflung leider zur Flasche greifen.
 
Der Unterschied ist, an das Bild, liegender Sandler oder Junkie, hat man sich langsam gewöhnt. Und wie schon einige zuvor beschrieben haben, es ist nicht immer vernünftig, auf so eine Person zuzugehen.
Kann es verstehen und ich wahrscheinlich würde auch eher auf Distanz gehen.
Ein normal gekleideter Mensch dagegen liegt nie am Morzinplatz, Schwedenplatz, oder Karlsplatz.
Nach wie vor finde ich schlimm, dass keiner sei es die U- Bahn Aufsicht, Polizei, oder ähnliches verständigt hat.

:daumen: Ich arbeite in Wien und sehe täglich Sandler herumliegen. An und für sich würde ich sagen, dass ich ein couragierter Mensch bin, aber in diesem Fall wäre ich wohl auch nicht hingegangen. Woran hätte man sehen sollen, dass dieser Mann tot und nicht betrunken ist?
Aber die U-Bahn Aufsicht hätte ich sicher gerufen.
 
es ist nun mal so wenn auf autobahn unfall passiert ist meist der grösser stau auf der seite wo gar keine behinderung ist .
Bekannter ist bei einer Berufsfeuerwehr und haben mal bei einer Strasse wo morgens gefühlte 20.000 Autos in die Stadt fahren einen Unfall gestellt , gehalten hat genau einer ,rest ist von Polizei 200 meter weiter auf Parkplatz abgeleitet worden und gefragt woden warum sie weiter gefahren sind . Öfteste antwort nichts gesehen !!!
 
Woran hätte man sehen sollen, dass dieser Mann tot und nicht betrunken ist?

Er war ja nicht sofort tot.

Kleiner Grundkurs in "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" : Ansprechen, Atmung überpüfen, Vitalfunktionen überprüfen....
 
Er war ja nicht sofort tot.

Kleiner Grundkurs in "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" : Ansprechen, Atmung überpüfen, Vitalfunktionen überprüfen....

Glaubst du echt, ich gehe zu jedem Sandler, der reglos rumliegt, hin und prüfe, ob er tot ist oder doch noch atmet?
Wie gesagt, ich hätte auf jeden Fall die U-Bahn Aufsicht informiert, dass - finde ich - wäre das Mindeste gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Glaubst du echt, ich gehe zu jedem Sandler, der reglos rumliegt, hin und prüfe, ob er tot ist oder doch noch atmet?


Die machen sich hier nur wichtig.
Am Morzinplatz liegen täglich Obdachlose beim Billa am Boden, auf der Mauer, oder auf einer Parkbank. Ich sah noch nie wen, der sich darum gekümmert hätte.
Nur im Internet sind alle plötzlich so mitfühlend und hilfsbereit. Im wahren Leben da draußen sieht es etwas anders aus.
 

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