Ich finde die Debatte „Kebab gegen Leberkäsesemmel“ ist etwas zu eng gefasst. Dahinter steht doch die Frage: Wie viel muss man tolerieren, um nicht selbst als intolerant zu gelten? Bewegt man sich auf Strache-Niveau, könnte man argumentieren: In arabischen Ländern würde sofort ein Würstelstand von Fundamentalisten in die Luft gesprengt werden, wieso soll dann bei uns ein Kebabstand geduldet werden? Frei nach Codex Hammurapi : Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Ich, als weltoffener, toleranter Weltbürger, kann dieser Denkweise nichts abgewinnen. Nichtsdestoweniger möchte ich in diesem Zusammenhang einige Gedanken einbringen. Am 20.07.2012 erschien in der „Presse“ ein ganzseitiges Interview an prominenter Stelle mit dem Leiter des türkischen Präsidenten für Religionsangelegenheiten, in dem er die Anliegen der in Österreich lebenden türkischen Bevölkerung ausführlich darlegte.
Wieso erscheint niemals ein ganzseitiges Interview in einer angesehenen Zeitung eines muslimischen Landes mit einem katholischen Bischof oder mit einem evangelischen Superintendenten, wo dieser Gelegenheit bekommt, auf die Anliegen der dort lebenden christlichen Bevölkerung einzugehen?
Jesus sagte: Wenn dich einer auf die linke Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. Ein weiser Spruch, dem jedoch eine sehr gewagte Annahme zu Grunde liegt, nämlich: dass das Gegenüber seinen Fehler (Aggression, Intoleranz) einsieht und es zu keiner Eskalation der Gewalt kommt. Leider ist das nur allzu selten der Fall und der Aggressor drischt auf die Backe, bis es zum Schädelbasisbruch kommt.
Deshalb wage ich meine Zweifel zu äußern, ob es Sinn macht, dass Europa noch länger seine Backe hinhält.