Das besonders widerliche an der Todesstrafe ist, dass sie so gut wie immer ins politische Spannungsfeld gerät, und dort für Machterhaltung u.ä. instrumentalisiert wird. Das geschieht, wie man historisch und auch aktuell sehen kann, sowohl in Demokratien, als auch in Diktaturen. Und es ist schwer zu entscheiden, in welchem der beiden Systeme es auf die widerlichere Art geschieht.
Erst letzte Woche wurde ja auch bei uns ein Spielfilm zu diesem Thema ausgestrahlt, die britisch-spanische Koproduktion "Salvador" über das Leben und Sterben des spanischen Antifaschisten Salvador Puig Antich. In der Hauptrolle spielte der geniale katalanisch-deutsche Schauspieler Daniel Brühl (der ja auch schon in der Darstellung von Niki Lauda sowie bei "Goodbye, Lenin" seine vielseitige darstellerische Begabung zeigte).
http://de.wikipedia.org/wiki/Salvador_–_Kampf_um_die_Freiheit
Puig-Antich geriet Mitte der Siebziger in die letzten Untergangsturbulenzen der unseligen Franco-Ära. Kurz vor seinem Verschwinden wollte das Regime durch Hinrichtungswellen noch verzweifelt seine Herrschaft sichern. Puig Antich war einfach ein radikaler, auch terroristischer Antifaschist, der im falschen Moment gefangen wurde, bzw. an dem ein Exempel statuiert wurde. Um den Anschein der politischen Manipulation wegzuwischen, wurde ein relativ zufällig aufgegriffener Landstreicher und Mörder auch zu Tode verurteilt. Beide waren nach einer Pause die letzten hingerichteten Menschen in Spanien. Beide Fälle waren von der Faktenlage gelinde gesagt, höchst unklar. Bei dem Landstreicher handelte es sich um einen DDR-Flüchtling, der bei seiner Verhaftung offenbar einen Polizisten angeschossen hatte (welcher danach starb). Der Mann gab sich als Pole mit dem Namen "Heinz Ches" aus. Das Regime wußte mit großer Wahrscheinlichkeit, dass die Angaben nicht stimmten, wollte aber mit der Bundesrepublik Deutschland keine diplomatischen Verwicklungen. Der Mann hatte vermutlich um seine in der DDR verbliebenen Angehörigen zu schützen falsche Angaben gemacht.
Der Henker hatte aufgrund der langen Pausen wenige Erfahrungen bei der Durchführung der Hinrichtung mit der in Spanien üblichen Würgeschraube. Laut den existierenden Akten entgleiste dadurch die Hinrichtung völlig und wurde zu einem halbstündigen Foltermartyrium für die Delinquenten.
Das Franco-Regime ging trotzdem unter, der vor kurzem abgedankte König Juan Carlos übergab die Herrschaft bald nach Francos Tod ans Parlament. Auch bei einem wenige Jahre später versuchten Putsch faschistischer Militärs rettete Juan Carlos die Demokratie, indem er als nomineller Oberbefehlshaber das Militär wieder in die Kasernen zurück beorderte. In der Demokratie wurde auch die Todesstrafe sofort abgeschafft. Obwohl Juan Carlos in den Jahren vor seiner Abdankung stark in die Kritik geriet, im den wenigen tatsächlich entscheidenden und machtvollen Momenten seiner Regentschaft hatte er ALLES RICHTIG GEMACHT.