Als vor 40 Jahren in Prag und Preßburg die Panzer einrollten, um den "Prager Frühling" gewaltsam zu beenden, reagierte Wien nur sehr zurückhaltend. Die Politik verwies lediglich auf die Neutralität Österreichs. Das Militär erachtete eine Intervention an den Grenzen zu dem Nachbarland als nicht notwendig. Nur humanitär war Österreich zu helfen bereit: Und das, mit tatkräftiger Hilfe des damaligen österreichischen Botschafters in Prag. Rudolf Kirchschläger ignorierte eine Weisung seines Vorgesetzten Kurt Waldheim einfach.
Außenminister Waldheim hatte der diplomatischen Vertretung in Prag angeordnet, tschechoslowakischen Staatsbürgern kein Visum auszustellen, sondern diese "durch gütliches Zureden zum Verlassen des Gebäudes" zu bewegen. Botschafter Kirchschläger brachte dies nicht übers Herz: "Ich gestehe, dass ich es kaum über mich bringen würde, dieser Weisung nachzukommen, ohne in schwerste Gewissenskonflikte zu geraten."