@ granCorona: Zuerst einmal danke für deinen ausführlichen Beitrag.
Was für mich daraus hervorgeht ist: Wenn du jemanden einen Gutmenschen heißt, dann meinst du das nicht irgendwie ironisch, sondern bringst deine Abneigung ihm gegenüber zum Ausdruck. So weit, so klar.
Gutmenschen sind für mich jene, die mir ständig und überall suggerieren wollen, wofür ich mich zu schämen habe, ganz besonders jedoch für das 3. Reich.
Menschen die mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt gehen und mir sagen, worüber ich betroffen zu sein habe und was ich selbstverständlich abzulehnen habe - und zwar unreflektiert und kathegorisch.
Hmm....gleich als erste Begriffsdefinition das dritte Reich also.
Nun wenn man jeden, der die Nazidiktatur kategorisch ablehnt, der, wenn er sich die Grausamkeiten des Regimes in Erinnerung ruft, betroffen ist, als Gutmenschen bezeichnet, bleiben nicht viel Menschen über, auf die dieses Prädikat nicht zutreffen würde.
Was das Schämen angeht: Scham ist etwas sehr persönliches, das sollte, nach gängigen Maßstäben, jemand empfinden der Schuld auf sich geladen hat. Vor Gericht gilt der nah verwandte Begriff "Reue" nicht umsonst als strafmildernd.
Ich glaube eher das "Nichtgutmenschen" ein Problem mit der Definition von "Scham/Reue" haben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass eine Aussage wie die von Franz Vranitzky 1991 von "Nichtgutmenschen" so vehement kritisiert worden ist:
Es gibt eine Mitverantwortung für das Leid, das zwar nicht Österreich als Staat, wohl aber Bürger dieses Landes über andere Menschen und Völker gebracht haben.
Wir bekennen uns zu allen Taten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten wie zu den bösen; und so wie wir die guten für uns in Anspruch nehmen, haben wir uns für die bösen zu entschuldigen - bei den Überlebenden und bei den Nachkommen der Toten.
Wahr/ist wohl auch ein Gutmensch...
Gutmenschen sehen überall das Böse und die heilige Pflicht, dagegen anzukämpfen, sie können daher auch die Gesellschaft so wie sie ist nicht akzeptieren, sondern müssen sie verändern. Stets und immer, weil das Böse ist immer und überall.
Das gilt doch im gleichen Maße für "Nichtgutmenschen" auch. Nur haben die eine andere Art Vorstellung von der Gesellschaftsveränderung. Das Böse heißt bei ihnen halt "Multikulti", Migration und "Linke Ideen", bzw. Liberale Ideen.
Selbstverständlich stehen sie, die Gutmenschen, ausserhalb dieser Gesellschaft, ausserhalb und vor allem darüber, auf einer höheren sozialen Entwicklungsstufe sozusagen, einer, die WIR (natürlich mit ihrer HIlfe) erst noch erreichen müssen.
Wir sind doch alle Teil einer österreichischen Gesellschaft, egal welche Weltanschaungen wir haben.
Das mit der sozialen Entwicklungsstufe ist allerdings ein interessanter Gedanke. Ich halte es schon für einen Evolutionsfortschritt, wenn z.B. bei der Ressourcenverteilung nicht mehr das Recht des Stärkeren gilt, und ich meine Nachbarn nicht als Nahrungs und Wohlstandskonkurrenten sehe.
Was für das Schwein die Trüffel ist für den Gutmenschen der Rassismus und die Xenophobie.
Beides probiert, kein Vergleich.
Es ist ständig hinter ihr her, schnüffelt in jedes geistige Eck, zerlegt Worte und Begriffe auf seiner unermüdlichen Suche, nimmt sich der Begrifflichkeit an und räumt sozusagen nebenbei auch noch gleich mit Frauenfeindlichkeiten, Sexismen und politischen Unkorrektheiten aller Art auf.
Könnte es nicht sein, dass er nicht wie das Trüffelschwein Verborgenes sucht, sondern viel eher darauf gestoßen wird, weil von dir angesprochenes manchmal wie Schwammerln nach einem Sommerregen aus der Wiese sprießen?
Gutmenschen fühlen sich berufen, Korrektheit zu definieren und verpflichtet, alle Unkorrektheiten sofort zu bekämpfen - und sei es nur durch Verballhornung der eigenen Sprache.
Sprachen und Schreibweisen ändern sich im Wandel der Zeit, ganz ohne neuzeitliche "Gutmenschen". Oder verwendest Du z.b. heute noch das früher sehr gebräuchliche Substantiv "Weib" statt Frau?
Begriffe wie Kultur, Tradition, Lebensart oder Volksgruppe sieht der Gutmensch solange positiv, solang sie andere betreffen. Vorzugsweise solche, vor die er sich als Beschützer der Verfolgten stellen kann. In Zusammenhang mit der eigenen Kultur und Abstammung hingegen kehrt sich die Bedeutung ins Gegenteil, wird zur rassistischen Fratze xenophober Antisemiten und dem Sinnbild alles bösen.
Das stimmt nur dann, wenn man Arierwahn und Antisemitismus zur eigenen Kultur zählt.
Aber genau dieses Böse ist, was der Gutmensch zum Leben braucht - ein Feindbild und eine Existenzberechtigung. Der Gutmensch liebt alle Abstammungen, nur nicht seine eigene.
Liebt alle Abstammungen? Das verstehe ich nicht. Und als Existenzberechtigung genügt allen Menschen das bloße Dasein. Feinbilder hat auch ein jeder, der eine mehr, der andere weniger.
...Haben Gutmenschen einmal einen Negativbegriff geprägt, so findet er Eingang ins tägliche Leben und suggeriert damit eine bekämpfenswerte Omnipräsenz des Bösen.
So wie umgekehrt "Gutmensch?"
So sind Gutmenschen z.b. unglaublich liberal, verständnisvoll und basisdemokratisch- ausser es geht um Rechts und Kinderpornos., sie sind für freie Meinungsäusserung, für Rede- und Pressefreiheit - ausser bei Rechts und Kinderpornos. Gutmenschen sind für freien Internetzugang und offene Diskussionen - ausser bei Rechts und Kinderpornos. und sind ...... was auch immer ...... - ausser bei Rechts und Kinderpornos.
Dieser Absatz erscheint mir doch sehr wirr. Gegen Kinderpornos ist doch jeder, der sie nicht konsumiert. Was hat denn dieser Begriff hier zu suchen?
Die anderen Begriffe sind doch auch positiv besetzt. Basisdemokratie einmal ausgenommen. Auf die stehen bei uns eigentlich nur die Grünen, woanders eher die Rechten, z.B. der Blocher in der Schweiz.
Was meinst du mit freier Meinungsäußerung, Rede- und Pressefreiheit, die "bei Rechts" (eigentlich eine seltsame Formulierung) von "Gutmenschen" nicht gewährt wird?
Die einzige Einschränkung die ich kenne, ist der 1992 hinzugefügte §3g im österreichischen Verbotsgesetz. Der wurde übrigens "mit Rechts", also einstimmig, im Parlament beschlossen.
.....Gutmenschen sehen sich selbst als moralisch und intellektuell überlegen, als wissend und "erwachsen". Daher ist es für sie auch legitim, alle die, die ihrer Ideologie nicht bedingungslos folgen, als unmündige Kinder zu behandeln und versuchen, sie bis in den privatesten Bereich anzuleiten und zu kontrollieren.
Es gibt in Österreich eine einzige Institution (die vielleicht von "Gutmenschen" durchsetzt ist), die in der Privatspäre eines Österreichers kontrollien darf. Das ist das Jugendamt.
....Werden Gutmenschen in Diskussionen verwickelt, versuchen sie sachliche Argumente mit Phrasen und hohlen Worthülsen niederzubügeln. Gelingt das nicht, so wird der Andersdenkende in ein Klischee verpackt und durch undifferenzierte Schubladisierung diffamiert. Und funktioniert das auch nicht, so verweigern sie ab jetzt das Gespräch und grenzen aus.
quod est demonstrandum!
....Mutter Theresa im Übrigen war das alles nicht - sie war kein Gutmensch sondern ein guter Mensch. Das ist ein Unterschied.
1.) Wie definierst du einen "guten" Menschen?
2.) Hältst du die Vertreter der "Caritas" in Österreich für gute Menschen oder Gutmenschen?