Ich habe das immer sehr positiv gesehen.
Das war und ist positiv. Noch vor einigen Jahren hat auch jeder (inklusive der Kleinformatigen
) das Engagement österreichischer Banken in Osteuropa bejubelt.
Darum war für mich der europäische Zusammenschluß in Form der (damals rein westeuropäischen) EU immer auch ein Umweg auf einer Annäherung an Mittel- und Osteuropa. Also Wohlstand dort zu unser aller Nutzen und dazu noch offene Grenzen und Frieden.
Dieses Engagement hat es (zusammen mit Fördergeldern aus Brüssel) diesen Ländern ermöglicht, ihr Wirtschaftswachstum anzukurbeln und damit auch der Wirtschaft Österreichs zu nützen. Nicht alle der ehemaligen Ostblockländer haben diese Chancen im gleichen Umfang genutzt, aber es gibt hier durchaus Erfolgsgeschichten.
Viele vergessen, daß es auch in Österreich produktivere und weniger produktive Regionen gibt. In Österreich gibt es den Finanzausgleich, der dafür sorgt, daß ein finanzieller Ausgleich geschaffen wird, der keine der vielen Regionen in den Konkurs kippen läßt.
Das hat man auf der EU - Ebene auch gemacht. Und da komme ich jetzt zu Griechenland. Vor der Osterweiterung waren die Griechen einer der größten Nettoempfänger in der Europäischen Union, bezogen auf die Einwohnerzahl vermutlich der größte überhaupt. Was aber hat Griechenland aus diesen Förderungen gemacht? Offenbar nichts!! Griechenland hat es in der Vergangenheit versäumt, seine öffentlichen Ausgaben zu kontrollieren und seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, das ist ein Faktum. Griechenland kann außer dem Fremdenverkehr und der Landwirtschaft wenig vorweisen. Den großen Reedereien gelang es offenbar, ihre Gewinne an der griechischen Finanz vorbei zu schummeln (vermute ich einmal).
Man muss einen Staat auch als Solidargemeinschaft sehen. Natürlich trifft den einzelnen griechischen Bürger keine persönliche Schuld an dem Desaster, in das Griechenland sehenden Auges hinein geschlittert ist. Aber wer sonst soll denn die Verantwortung übernehmen für die Zustände in einem Staat, wo die wirtschaftliche und politische Kultur offensichtlich völlig verrottet ist? Wo die Regierung die Bilanzen bewusst fälscht und wo der Steuerbetrug ein akzeptierter Weg zur Gewinnmaximierung ist? Die Regierungen Griechenlands wurden in der Vergangenheit nicht von der EU ernannt, die verlotterte Staatsverwaltung nicht von den anderen europäischen Ländern bestellt. Sich jetzt auf die ach so bösen Spekulanten auszureden, das greift einfach zu kurz.
Nein, die griechische Tragödie kann nicht mit den Risiken (und Chancen!!) der Osterweiterung verglichen werden. Griechenland hat ganz einfach all die Möglichkeiten nicht genutzt, welche die Mitgliedschaft in der EU geboten hat. Geld ist genug von Europa an den Peloponnes geflossen.