Zu gerne wäre ich echt Psychiater geworden, nachdem ich vor wenigen Jahren erst meinen Schaden ohne Arzt von selbst erkannte. Wie mein Vater früher schon gesagt hat:
Die meisten Psychiater haben ja selber an Huscha.
Das kommt nicht von ungefähr, denn wenn man von einem Leid selber betroffen ist, interessiert man sich dafür dann umso mehr und macht womöglich noch einen Beruf draus.
Erst vor wenigen Jahren erkannte ich in Eigenregie, dass ich ein
Sozialphobiker bin. Bei einem Forumstreffen hätte man mit mir keine Freude. Im Forum schreibt er immer so großgoschat und in Real sitzt er dann wie ein Waserl in einer Ecke herum.
Inzwischen hat sich dieser Zustand mittels instinktiv abgewickelter
Konfrontatationstherapie um über 97% gebessert, aber es gibt halt noch immer Hemmungen, die mich am normalen Teilhaben an der Gesellschaft hindern. Beispielsweise könnte ich niemals eine begehrenswerte Frau ansprechen oder ein Referat vor versammelter Gesellschaft halten.
Früher war das ganz arg... Nicht einmal einen Zebrastreifen konnte ich ohne darüber nachzudenken problemlos überqueren, denn es könnte ja sein, dass man stolpert und alle Autofahrer herschauen und darüber lachen.
Oder eine Zigarette auf der Fußgängerzone rauchen. Das war damals ein absolutes Ding der Unmöglichkeit, denn es könnte ja die Zigarette aus dem Mund fallen, alle schauen her und man verhält sich damit peinlich oder beschämend.
Lustigerweise kann die Sozialphobie aber auch einige Vorteile im Job haben. In unserer Firma - die immerhin zigtausende Angestellte zählt - gibt es wahrscheinlich keinen so guten Mitarbeiter wie meine Wenigkeit, der sich in andere Leute so gut hineinversetzen kann, weil ein Sozialphobiker immer im Kopf hat:
Wie wirke ich auf andere?