Ich finde jeder soll tun was er will oder lassen was er nicht will, weil...
Auf die recht einfache und meiner Meinung nach medizinisch ohne tiefgehendes Spezialwissen zu beantwortenden Frage die ich immer wieder in einem Gespräch im laufe der Zeit an eine ganze Menge Ärzte getrichtet hatte, nämlich ob man bei Erkältung mit Halsschmerzen kalt, lauwarm oder heiß trinken soll, erhielt ich medizinisch fundiert erklärt folgende klare Antworten: Auf jeden Fall viel trinken und am Besten...
-> mehrmals die Antwort kalt, denn das ist entzündungshemmend und ... (bla, bla med. Fachvortrag)
-> mehrmals die Antwort lauwarm, denn Extremes ist immer einer weitere Belastung und ... (bla, bla, med. Fachwissen)
-> mehrmals die Antwort heiß, weil - ich glaube irgend etwas mit Viren oder Bakterien abtöten oder so und noch mehr med. Fachkenntnisse.
(Die Begründungen zu heiß habe ich mir am wenigsten gemerkt, weil ich heiß am wenigsten mag.)
Am Ende war ich bei jedem Gespräch durch Argumente und Fachkompetenz überzeugt, dass es so wie gerade erklärt das einzig Richtige ist. Wären da nur nicht die gleichwertig anderen Antworten gewesen. ??? Also was nun...?????
Diese Erfahrungen mit weiteren Medizinern und anderen hochgebildeten Leuten angesprochen erwuchs in mir zusammenfassend die Erkenntnis, dass die Menschheit über immenses Wissen verfügt. Und zwar wissen wir so viel, dass es uns vollkommen unmöglich ist, eine komplexe Fragestellung (umfassender als die nach der richtigen Getränketemperatur bei Erkältung) ganzheitlich zu ergründen und dann allumfassend die Pro- und Kontraindikatoren gegeneinander abzuwägen, um letzendlich wirklich zu wissen ob es besser so oder anders ist.
Anders gesagt, wir wissen so viel, dass uns das Wissen überfordert und wir damit keine sicher richtigen Entscheidungen mehr treffen können.
Wenn also jeder frei entscheiden darf, ohne jegliche Konsequenzen, ob er sich impfen lassen will oder nicht, dann bin ich davon überzeugt dass die zukünftige Menschheit in vielen Generationen aus Nachfahren von Geimpften wie auch nicht Geimpften bestehen wird. (Und falls ich mich irre, dann gibt es in einigen Jahrhunderten zumindest eine eindeutigere Antwort auf die heutige Frage ob impfen oder nicht, als auf die Frage nach kalt, lauwarm oder heiß.)
Aber bis dahin sei der freie Wille ein höchst zu achtendes Gut der einzelnen Person.
Was bedeuet das für mich? Ganz einfach: Da es für jede Variante eine fachlich fundierte Befürwortung gab, such ich mir das aus, wonach mir gerade ist. Wenn ich hohes Fieber hab und eh schon glüh, dann kalt, wenn ich Schüttelfrost hab eher sehr warmes Lauwarm und heiß gar nicht, egal wer mir das gerade als sein Ideal einflößen will, weil ich es nicht will und da empfindlich bin.
Ach so, es ging ja ums Impfen.
Da das eine etwas weitreichendere Entscheidung ist als die richtige Temperatur des Getränkes und ich versucht habe, mich so gut ich kann zu informieren und ich vielen Argumenten dafür genauso glauben schenke wie ich Argumente dagegen als glaubhaft erachte, lasse ich mich nicht impfen, weil ich es nicht mehr rückgängig machen kann. Ich kann jedoch eine Impfung nachholen, falls ich meine Meinung ändern sollte, wenn ich davon überzeugt bin, dass die Vorteile überwiegen.
Diese Entscheidung fällt mir insofern leichter als anderen Menschen, da ich aufgrund meiner Lebensumstände (beruflich wie privat) kaum gefährdet bin mich anzustecken. Ich hatte auch erst sehr selten eine Grippe, weil ich noch nie den Leuten auf die Pelle gerückt bin und auch nicht erst durch Corona lernen musste mir regelmäßig die Hände zu waschen. Die wenigen Male als ich eine heftige Grippe eingefangen habe, hat mein Körper sehr schnell mit hohem Fieber (über 40 Grad) reagiert und ich fühlte mich am Folgetag nach diesem Fieberschub deutlich besser, zwei Tage darauf wieder gesund (und war dann auch wieder fieberfrei). Dann hüte ich noch vernünftig einen weiteren Tag das Bettchen bzw. die Couch, aber ich hab ein hohes Vertrauen in meine körpereigene Abwehr. Andere in meinem Umfeld waren in der selben Grippewelle (also nehme ich an selber Virus) im Schnitt zwei Wochen außer Gefecht. Bei mir war es nach 4 Tagen wieder vorbei.
Grundsätzlich bin ich eher Impfbefürworter, außer aus vorgenannten Erfahrungen betreffend Grippeimpfung. Da kommt noch hinzu, dass einige Leute die in meinem Bekanntenkreis früher regelmäßig die Grippeimpfung hatten machen lassen und dann den ganzen Winter kränklich waren. Seit sie damit aufgehört haben, fühlen sie sich im Winter gesünder und meinen lieber alle paar Jahre ein Grippe erwischen (ja auch die Grippe hat eine Sterberate von 0,2%) als jedes Jahr ein paar Monate lang dahin kränkeln.
Und mit diesem Beispiel bin ich wieder beim freien Willen angekommen, den es zu respektieren gilt!