Wie ursprünglich ist der Kapitalismus?

Das ist ja auch die Gefahr des Kapitalismus - siehe aktuelle Finanz- und Bankenkrise - daß das Kapital eben zum Selbstläufer wird und der Mensch in den Hintergrund gedrängt wurde!

Der Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung und hat ab dem 19. Jahrhundert die (damals) alten Ordnungen abgelöst. Der Kapitalismus wird jetzt natürlich anhand seiner Auswüchse und Krisen beurteilt. Dieser "Raubtierkapitalismus" hat aber mit dem Kapitalismus der Gründerjahre nur mehr wenig gemein. Eine Ursache für diese Entwicklung liegt in den technologischen Umwälzungen (vor allem in der Informationstechnologie), die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begonnen haben.

In vielen freien europäischen Ländern hatte sich nach dem Krieg ein System entwickelt, das als "Soziale Marktwirtschaft" sehr viel zu einem Wohlstand für Alle beigetragen hat. Mit dem Fall der Sowjetunion haben sich die Verhältnisse aber grundlegend geändert und es wurde verabsäumt, das "Raubtier" entsprechend in die Schranken zu weisen.

Grotesk dabei ist es, dass das "Raubtier" in formal immer noch kommunistischen Ländern und in manchen ehemaligen Sowjetrepubliken am ärgsten wütet.
 
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Grotesk dabei ist es, dass das "Raubtier" in formal immer noch kommunistischen Ländern und in manchen ehemaligen Sowjetrepubliken am ärgsten wütet.

jetzt wird dann das argument kommen die sogenannten kommunistischen staaten waren in wirklichkeit staatkapitalistische systeme (das heißt die klasse der kapitalisten wurde durch den staat ersetzt und die ausbeutung ging weiter). allerdings muss man wieder anmerken, dass marx eine diffuse vorstellung vom staat hatte. für ihm war der staat maximal ein unterdrückungsapparat (gerichte, armee, polizei). lenin & co. haben aber erkannt, dass der staat sehr wohl ein ein wichtiges und nützliches lenkungswerkzeug war um die macht und kontrolle aufrecht zu erhalten.
 
niemand zwingt dich mehr und mehr gewinn zu machen oder zu reinvestieren.
Unternehmen stehen zueinander in Konkurrenz. Wenn man nicht in die Modernisierung der Produktionsmittel, die Weiterentwicklung der Produkte, die Senkung der Stückkosten investiert, geht man unter.

Der Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung und hat ab dem 19. Jahrhundert die (damals) alten Ordnungen abgelöst. Der Kapitalismus wird jetzt natürlich anhand seiner Auswüchse und Krisen beurteilt. Dieser "Raubtierkapitalismus" hat aber mit dem Kapitalismus der Gründerjahre nur mehr wenig gemein.
Das klingt jetzt, als sei der Kapitalismus des 19. Jahrhunderts ein guter Kapitalismus gewesen. Damit blendest Du aber den historischen Hintergrund aus, vor dem nicht nur Linkshegelianer wie Marx der Meinung waren, so kann es nicht weitergehen, dass immer größere Teile der Gesellschaft in tiefstem Elend leben.
John Stuart Mill, ein Vertreter des klassischen Liberalismus, meinte, wenn der Kapitalismus nur so sein könne, wie er sich ihm damals dargestellt hat, müsse man dem Sozialismus den Vorzug geben.
In Marx' Kapital gibt es längere Passagen, in denen er staatlich beauftragte Untersuchungen über die Lebenssituation der Arbeiterschaft wiedergibt und das liest sich schaurig. Ich habe einmal gehört, in Preußen wurde die Kinderarbeit verboten, weil der Kaiser zu wenig Soldaten hatte, weil die jungen Männer von der Arbeit in den Fabriken schon so marod waren.
 
Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen maroden Jungmännern in Preussen und heutigen Drückebergern in der sozialen Hängematte.
 
Der Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung und hat ab dem 19. Jahrhundert die (damals) alten Ordnungen abgelöst.

Das triffts meiner Meinung nach auch mehr und man kann die alten Babylonier eigentlich "in Ruhe lassen".


Der Kapitalismus wird jetzt natürlich anhand seiner Auswüchse und Krisen beurteilt.

Die gab es aber seitdem es den Kapitalismus gab.
Anders gesagt ist ja der Sozialismus eine logische Reaktion auf die negativen Seiten/Auswüchse/Krisen des Kapitalismus.
 
Das klingt jetzt, als sei der Kapitalismus des 19. Jahrhunderts ein guter Kapitalismus gewesen.

Dieser Eindruck kann natürlich entstehen, so habe ich das aber nicht beabsichtigt. Denn ich habe "Germinal" sehr wohl gelesen. Ich wollte vielmehr darauf hinaus, dass sich beispielsweise im Deutschland der Nachkriegsjahre und auch in Österreich eine Wirtschaftsordnung entwickelt hat, die mit diesem Kapitalismus nicht mehr vergleichbar war (ist?). Die ganze Problematik ist ohnehin nicht in wenigen Worten abgehandelt. Denn während es der Arbeiterschaft in Europa zusehends besser ging, herrschten in den Kolonien unerträgliche Zustände, z. B. in Belgisch - Kongo. Der wurde dann 1960 unabhängig, aber das bedeutete für das Volk recht wenig. Korrupte Regionalfürsten beuteten das Land und die Bevölkerung im Auftrag der ehemaligen Kolonialmacht und auch der Großmächte noch mehr aus, als je zuvor.

Wenn es nicht so traurig wäre, dann könnte man über diesen Satz aus der Biographie von Moise Tschombe beinahe lachen.

Tschombé wurde in der Provinz Katanga als Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmanns geboren, die Familie gehört zum Königshaus des Lunda-Volkes. Nach seiner Schulausbildung bei amerikanischen Methodisten lernte er Buchführung. Als Geschäftsmann machte er dreimal Konkurs und ging in die Politik.
 
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Die Änderungen im 18. Jahrhundert waren eine Folge der Industriealisierung und des technischen Fortschrittes. Wohlhabende und Ausgebeutete hat es immer schon gegeben. Nur wurde es zu dieser Epoche auch Leuten unabhängige von ihrer Herkunft leichter möglich wohlhabend zu werden. Das Kapital als Machtfaktor war auch schon immer gegeben. Ich verstehe also nicht was im 18. Jahrhundert grundlegend anders war als sonst immer. Die Menschheit war immer schon kapitalistisch.

Ausserdem sind Sozialismus und Kapitalismus bzw. Solidarität und Egoismus keine sich ausschliessenden Gegensätze. Jeder Mensch hat von beidem etwas in sich. Die meisten Sozialisten bekennen sich zu Privateigentum, lediglich das Ausmass ist strittig. Für die Sozialisten ist gerade soviel vertretbar wie sie selbst besitzten. Wer mehr hat ist ein gieriger Kapitalist. Eine weitere Grenze hat einst Kreisky gezogen als er meinte eine Eigentumswohnung sei einem Sozialisten noch angemessen. Ein Mietwohnhausbesitzer ist aber nach wie vor das Feindbild der Sozialisten schlechthin.
 
Ausserdem sind Sozialismus und Kapitalismus bzw. Solidarität und Egoismus keine sich ausschliessenden Gegensätze. Jeder Mensch hat von beidem etwas in sich

Das Individuum mag von Beidem etwas in sich haben. Aber ebenso wie kapitalistische Denkweise nicht viel mit Solidarität am Hut hat (zumindest nicht in der "neo-amerikanischen" Form, was sich am aktuellen Kampf gegen ein Gesundheitssystem in den USA wohl deutlich zeigt), lehnen gestandene Marxisten jegliche Form von Privateigentum ab. Das krasseste Beispiel war wohl im Pol Pot - Regime verwirklicht. Der ähnlich ausgerichtete chinesische Mao - Kommunismus der Kulturrevolution ist an der Unmöglichkeit gescheitert, ein Riesenvolk, wie es die Chinesen nun einmal sind, vor dem Verhungern zu bewahren. Auch das sowjetische Beispiel mit der Vernichtung der ukrainischen Bauernschaft (Kulaken) weist deutlich auf diese Unmöglichkeit hin. Nur diese Fakten und die daraus entstehenden Probleme bewirken jetzt in Kuba ein langsames Umdenken.

Für die Sozialisten ist gerade soviel vertretbar wie sie selbst besitzen.
Nach dem hinlänglich bekannten Grundsatz (=wirtschaftspolitische Form des Floriani - Prinzips): Was dir gehört, das gehört auch mir. Aber was mir gehört, das geht dich nichts an. :mrgreen:
 
Charles Darwin war u.A. anglikanischer Theologe und Einstein war auch kein praktizierdender Atheist.
Beide haben neue Gedanken aufgebracht und wollten, dass die Welt irgendwie auch rational weiterkommt...
Insofern ist der betonte Atheismus von Sozialismus/Kommunismus schon eine Art Attitüde.
Ausgehend von einem Ursprungsbild, wonach ein bestehendes Wirtschaftssystem seiner ungerechten Teile entkleidet werden musste,
ist der Anspruch z.B. der Bolschewisten, Regeln zu können, was Menschen zu denken und zu fühlen haben, einfach dreist.
Gleichermassen aber falschverstandenes Christentum weitertragend.
Das grösste Manko der Bolschewiki war der mangelnde Respekt gegenüber der methaphysischen Welt. Dies hat erst die vielen millionen Morde möglich gemacht, weil ohne Gott, ohne Chance auf Läuterung,Wiedergeburt etc. der einzelne Mensch nichts Wert ist, nur Menschenmaterial.
Die rote Religion war also sehr eifersüchtig.
 
Insofern ist der betonte Atheismus von Sozialismus/Kommunismus schon eine Art Attitüde.

Sehr bemerkenswert ......

Attitüde (sprich ˌatiˈtyːdə; von französisch attitude, gesprochen atityd, Haltung, Verhalten, Gebaren, Einstellung)
Dies hat erst die vielen millionen Morde möglich gemacht, weil ohne Gott, ohne Chance auf Läuterung,Wiedergeburt etc. der einzelne Mensch nichts Wert ist, nur Menschenmaterial.
Auch nach der Periode der Boschewiki ist es in den "fortschrittlichen" Staaten in dieser Tonart weitergegangen.
 
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Das grösste Manko der Bolschewiki war der mangelnde Respekt gegenüber der methaphysischen Welt. Dies hat erst die vielen millionen Morde möglich gemacht, weil ohne Gott, ohne Chance auf Läuterung,Wiedergeburt etc. der einzelne Mensch nichts Wert ist, nur Menschenmaterial.
Das kann man sicher so nicht sagen. Atheismus und Ablehnung von Metapyhsik macht noch niemanden zum Mörder. Diese Behauptung ist ebenso falsch wie wenn andere behaupten Religionen seien der Ursprung allen Übels.
 
Unternehmen stehen zueinander in Konkurrenz. Wenn man nicht in die Modernisierung der Produktionsmittel, die Weiterentwicklung der Produkte, die Senkung der Stückkosten investiert, geht man unter.

liess nach bei schumpeter. die produktiven kräfte des kapitalismus. sonst würd ma heute noch im neandertal leben ;-)

Ich habe einmal gehört, in Preußen wurde die Kinderarbeit verboten, weil der Kaiser zu wenig Soldaten hatte, weil die jungen Männer von der Arbeit in den Fabriken schon so marod waren.

ähm, schau lenin meinte einmal. die bauern sind dumm. sie müssen lesen lernen. wenn sie lesen lernen verstehen sie die gesetze. wenn sie sich nicht an die gesetze halten, werden sie erschossen.

abgesehen davon dass sie wenn sie lesen können und gesund sind mehr arbeiten können. man kann dann gscheit einen mehrwert aus ihnen rauspressen.

noch fragen?



Charles Darwin war u.A. anglikanischer Theologe und Einstein war auch kein praktizierdender Atheist.

ja, aber darwin hat sich immer mehr vom glauben abgewandt. vor allem dann als seine kleine tochter gestorben ist. da hat er jeden glauben an einen gütigen gott verloren.

und einstein? der satz mit gott würfelt nicht, war ein scherz. dass heisst jetzt nicht das er ein gläubiger mensch war!!!
 
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Ja, eine Frage hätt ich dazu; nämlich was hat dein Beitrag mit dem zu tun was barfly schrieb?
Glaubst du. daß Lenin Preuße war?

Ich habe einmal gehört, in Preußen wurde die Kinderarbeit verboten, weil der Kaiser zu wenig Soldaten hatte, weil die jungen Männer von der Arbeit in den Fabriken schon so marod waren.

kapierst jetzt?
 
Ich habe einmal gehört, in Preußen wurde die Kinderarbeit verboten, weil der Kaiser zu wenig Soldaten hatte, weil die jungen Männer von der Arbeit in den Fabriken schon so marod waren.

kapierst jetzt?

Nein, erklärs mir bitte!
Ich weiß schon, was barfly geschrieben hat, danke!
Nur was hat deine Reaktion "Lenin meinte einmal....." damit zu tun?
:fragezeichen:
 
Nein, erklärs mir bitte!
Ich weiß schon, was barfly geschrieben hat, danke!
Nur was hat deine Reaktion "Lenin meinte einmal....." damit zu tun?
:fragezeichen:

ganz einfach. er meinte, der kaiser hätte etwas nur getan, damit er mehr soldaten hätte. darum wurde kinderarbeit verboten.
also nicht aus menschenfreundlichkeit

so wars in der udssr.
so ists ja auch in kuba. gesundheitssystem + gute ausbildung. damits gute arbeitssklaven haben.
 
Das nicht, aber Preussen war klar, dass es Russland destabilisieren kann,
wenn es Lenin unterstützt.

Sorry, aber da geht's mir ähnlich wie vorher beim Beitrag vom Giftpilz. Versteh da den Gedanken/Sinn überhaupt nicht!
Es ging um das Verbot der Kindesarbeit in Preußen und das diesbezügliche sogenannte "Preußische Regulativ" stammt aus dem Jahre 1839!
Lenin wurde aber erst 1870 geboren.

Wenn ich jetzt schreiben würd "Lenin aß gern Apfelkuchen", hätt das ungefähr genauso viel Zusammenhang, oder nicht?
 
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