Die Zahl der Toten in Schweden ist aber weiterhin im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße ein Vielfaches der von anderen Ländern: Wenn man zulässt, dass alle vulnerablen Personen sterben (dass es so extrem war, will ich aber nicht unterstellen), ist es kein großes Verdienst, wenn später nicht mehr so viele Leute sterben. Außerdem waren manche Regelungen (Begrenzung der Größe von Veranstaltungen) durchgehend strenger, als bei uns im Sommer, wo man ja unbedingt Massenveranstaltungen organisieren wollte. Möglicherweise ist auch die Bevölkerung generell disziplinierter gewesen - in den nordischen Ländern ist die soziale Kontrolle hoch, wer aus der Reihe fällt, ist schnell out.
In Asien hat man in den letzten Jahren schon zweimal Erfahrungen mit neuartigen Viruserkrankungen gehabt (SARS, MERS). Man war daher immer schon wachsamer als in Europa, wo man noch im Winter gedacht hat, was kümmert es mich, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Außerdem ist die soziale Kontrolle in China noch ausgeprägter als in Schweden (direkte Kontrolle durch Nachbarn, durch Internetüberwachung).
Auch wenn niemand etwas gemacht hätte, die Wirtschaft wäre genauso abgestürzt, sobald die Bevölkerung mitbekommen hätte, dass man nicht mehr nachkommt mit dem Verscharren der Toten; siehe die Bilder aus Italien, Ecuador oder New York: Wer geht noch lustig shoppen, wenn das im Massengrab enden kann? New York ist da ein gutes Beispiel (Mittagsjournal von heute in Ö1): Eben weil Covid-19 dort so katastrophal war, sind viele New Yorker weggezogen, ganze Geschäftsstraßen sind heute noch dominiert von geschlossenen und verbarrikadierten Auslagen und die lokale Wirtschaft wird wohl noch lange zu leiden haben.
Vielen Dank für Deine überlegten Ausführungen! Dass auch ohne Austria-Lockdown die Wirtschaft abgeschmiert wäre, stimmt absolut. Ich habe auch nie bestritten, dass der Lockdown im Frühjahr die einzig mögliche Maßnahme der Regierung war, die zur damaligen Zeit rational vertretbar war. Wäre es also wirklich eine Pandemie (nach historischem Vorbild und nicht nach willkürlicher WHO Definition) hätten Kurz und Anschober ihren Job sehr gut gemacht.
Eine Pandemie, die sich nicht in einer Übersterblichkeit zeigt (und hier betrachte ich jetzt ausschließlich die Verhältnisse in Österreich, und spare das marode italienische Gesundheitssystem bewußt aus), ist eben keine Pandemie. Die tatsächliche Mortalität von Covid19 ist auch nach wie vor ungeklärt, je nach Berechnungsart und vermuteter Dunkelziffer ergeben sich signifikant voneinander abweichende Werte. Könnte es nicht sein, dass die "Gefährlichkeit" von Covid19 ausschließlich darin besteht, dass es ein neues, unbekanntes Virus ist, welches sich (noch) einer effizienten Behandlung/Vorbeugung entzieht?
Die "soziale Kontrolle" in Schweden und die brutalen Maßnahmen in China finden zu Unrecht ihre Rechtfertigung in nachträglicher Betrachtung, da sowieso unbestritten ist, dass autoritär geführte Staaten mit vertikalen Befehlsstrukturen (am besten aufgestellt wäre wohl ein Polizeistaat) Katastrophen IMMER besser managen als parlamentarische Demokratien. Das ist auch der Grund, warum das autoritäre, staatskapitalistische China einen neuen Flughafen in 3 Monaten hinstellt wo Deutschland dafür 10 Jahre braucht.
Was mir hingegen sauer aufstößt (und wahrscheinlich einem Großteil der als "Covidioten" oder "Leugner" diffamierten Mitmenschen), ist die Informationspolitik und Diskussionskultur hier bei uns. Man versucht gar nicht, ein Problem auf Basis des in Demokratien etablieren breitest möglichen Diskurses zu lösen, sondern nimmt sich z. B. das autoritäre China zum Vorbild, so wie auch Du eine gewisse Sympathie dafür durchblicken lässt.
Wenn man jetzt noch die Medien"kultur" addiert, ergibt sich schon ein sehr schräges Bild. Ähnlich wie die Themen Klimawandel, Migration oder BLM versuchen sich die Medien gar nicht erst in Faktencheck und Information, sondern werfen, im Gegenteil, allen "Abweichlern" von Haus aus das Verbreiten von Fake-News und Verschwörungstheorien vor. Und das geschieht bewußt auf sehr perfide, durchgestylt manipulative und weltweit orchestrierte Art. So wie bei "... den Kindern aus Moria ..." werden hier Lügengebäude errichtet, die eine Agenda verfolgen. Das steht im diametralen Widerspruch zum Mehrheitsentscheid in einer Demokratie.
Wenn ich jetzt, im Wesentlichen, den wenig schmeichelhaften Thesen zu Macht- und Staatstheorie folge, dann hat jeder Staat, und sei er nach außen hin noch so "demokratisch", immer die immanente Tendenz in Richtung Diktatur, quasi Demokratie und Volksentscheid als "notwendiges Übel" (weil selber wüsste man es ja besser). Unter diesem Gesichtspunkt würde es mich nicht wundern, wenn unsere Politik und die Kräfte die dahinter stehen (oder glaubt wirklich wer, unser 30jähriger Maturant hätte etwas zu melden?) die Gunst der Stunde nützten, um das Virus, "wo es schon mal da ist", für ihre Zwecke zu nutzen.
mfG