Wenn ich das richtig interpretiere läuft es a la Long auf ein polyamores (oder offenes...) Beziehungsmodell hinaus oder?
Ich hätte mich früher dagegen gesträubt, weil ich intuitiv auch dieses idealisierte "Zweisamkeitsmodell" bevorzuge, und auch glaube dass das gut und schön lebbar ist, wenn es sich "einfach so ergibt". Aber ich kann es für mich durchkauen sooft ich will, allein aus dem Selbstverständnis der Liebe und dem Respekt heraus, niemanden etwas abverlangen zu können (auch nicht die Treue), kann ich nur meinem Gegenüber stets sagen "lebe dich" (=verstell dich nicht, zwinge dich nicht in ein Modell, folge deinem Herzen ... nicht der Geilheit!).
Wenn es dennoch ein treues Leben wird, schön, ich würde da nichts vermissen, und so wenig Ambitionen ich je hatte mich "parallel auszutoben" oder Abwechslung zu haben (hatte ich auch nach 10+ Jahren Beziehung nie, ich war bis dato auch immer treu), ich würde mich hier und heute als Lügner empfinden wenn ich "Treue-Versprechen" abgebe. Ich wünsche mir vermutlich immer noch (vermutlich aus dem kindlichen Ich), dass es diese romantisierte Version einer Beziehung gibt, aber ich erwarte es nicht, verlange es nicht. Ich weiß dass einem Mann eher unterstellt wird, es mit Absicht auf offene Beziehung zu spielen, weil da schon die Absicht da ist, ständig "nebenbei" was laufen zu haben - das mag es geben, ist aber nicht mein Beweggrund.
Aber ich denke die EINZIGE ECHTE Chance auf Treue hast Du, wenn Du sie nicht forderst und es nicht als Verlust empfindest, wenn Du es einfach bist. Dennoch offen zu sein, wenn einer oder beide "sich erleben/ausleben" wollen, nicht als "juchu, lass uns rumvögeln", sondern einfach nur mit dem guten Gewissen, wenn es stimmig ist, aus der Laune, der Lebensfreude heraus, ...du meine Güte, "es ist nur ein Akt der Genusses" ... wer bin ich, dass ich dem Menschen, den ich auf allen Ebenen liebe, den Genuss des Moments verwehre... das ist sehr beschränktes Denken und egoistisch.
Dennoch würde ich es als nicht wünschenswert empfinden, von Haus aus die Beziehung so auszulegen, dass das polyamore ANGESTREBT wird. Das Streben danach (als Ziel) halte ich für falsch. Das Zulassen und Akzeptieren, damit kann ich, mittlerweile, bzw. muss ich sogar, weil alles andere ein Akt der Tyrannei gegen die Freiheit anderer ist. Das gilt halt "leider" auch auf sexueller Ebene, damit sollte man klarkommen lernen, dass man keinen Anspruch auf irgendwelche Regeln/Einschränkungen hat, was anderen Freude macht. Es ist aber ein schmaler Grat, dieses "lass uns einfach mit jedem"... das finde ich vom Ansatz her eher zu trieblastig und wär nix für mich. Aber Forderungen und Versprechungen, das hat sich erledigt.
Treue sollte kein "wir habens geschafft, auch wenn einer oder beide phasenweise gelitten hat/haben" werden, und dann auch noch stolz darauf sein, sich nicht authentisch gelebt zu haben.