ist es nicht traurig, dass leute in Ö nicht offiziell zu ihrer Gesinnung stehen. Ich hab mich immer als Grüner geoutet, und obwohl ich wedder die große Vorsitzende noch die Statthalterin in Wien besonders toll find und manche ihrer Ideen und Aktionen gar nicht gut heiß, zuletzt Tirol und Salzburg zB, werd ich grün wählen, obwohl mir die KPÖ in manchen Bereichen näher wär, nur die haben eh keine Chance, das wär eine verlorene Stimme
Schlimm find ich alle Wähler, die ohne Reflexion einer Partei die Stimme geben, weil - das immer so war, - die Firma das will, - die halt auffallen usw.
Wenn jemand aus tiefstem Herzen FP-Wähler ist, und da kenn ich in meiner Hoamat Kärnten schon einige...da brauchst net reden. Da sind Argumente verloren. Genauso mit dem Eisenbahner, der SP wählt oder dem Bauern aus Sankt Gigritzpotschen, der schwarz wählt.
Parteiprogramme sind Papier, viel Papier, die niemanden interessieren, gewählt wird aus Tradition oder aus Ärger oder sonst aus dem Bauch.
Ich stimme dir in jedem Punkt zu, obwohl meine Gesinnung eine andere ist - ich zähle mich eher zu den Sympathisanten des blauen Lagers. Auch hier bin ich bei Weitem nicht mit allem einvertanden, allen voran dem unsäglichen Strache. Der Typ ist untragbar und eine peinliche Witzfigur und dieses heuchlerische Religionsgetue können die Blauen sich auch auf den Hut stecken, das sollen sie meiner Meinung nach lieber den Schwarzen belassen - übrigens für mich die unwählbarste Partei Österreichs, da würde ich vorher noch Stronach oder KPÖ wählen. Im Übrigen geht auch mir der unkritische Umgang mit den Parteien ziemlich auf den Geist, denn so kann sich auf der politischen Bühne nie etwas ändern, wenn ständig, aus Tradition, immer dasselbe gewählt wird.
Allerdings möchte ich aufgrund meiner Erfahrung noch etwas zu deinem Posting hinzufügen. Es gibt manchmal Gründe, warum sich Personen nicht zu ihrem Wahlverhalten oder ihrer Gesinnung bekennen - abgesehen vom Wahlgeheimnis.
Ich kannte einst in meiner Heimatgemeinde eine Lehrerin, die mit einem blauen Landesrat verheiratet war. Als offenkundige blaue Lehrerin einer Schule mit einem schwarzen Direktor in einer tiefroten Gemeinde bekam sie Psychoterror pur. Dies führte soweit, daß sie stark paranoid wurde und ihren Beruf seit Jahren nicht mehr ausübt und die Ehe nicht mehr besteht.
In derselben Gemeinde gab es einst einen blauen Gemeindearzt, der es allerdings verstand, seine Gesinnung geheim zu halten. Er hatte von allen 3 Gemeindeärzten den größten Zulauf, darum dachte er dann auch über eine Vergrößerung seiner Arztpraxis nach. Er wollte zu dem Zweck direkt neben dem Gemeindeamt ein leerstehendes, baufälliges Gebäude erwerben, das im Besitz der - wie bereits erwähnt tiefroten - Gemeinde war. Allerdings standen gerade die Wahlen an und man wollte im Gemeindeamt wissen, wo denn dieser Arzt politisch stand, also manipulierte man seinen Wahlzettel mit einem kleinen Punkt an der Seite, um ihn später wiederzuerkennen - selbstverständlich alles nur verleumdnerische Gerüchte
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. Man munkelte ja schon lange, daß er nicht der gleichen Gesinnung war, hielt er sich doch meist von diversen roten und schwarzen Veranstaltungen fern und war er doch auch für eine Ortsumfahrung eingetreten, genau wie die freiheitliche Ortsgruppe. Und welch ein Schock, dieser Arzt hatte tatsächlich sein Kreuzerl bei den Freiheitlichen gemacht. Was darauf folgte, war eine öffentliche Denunzierung, der Zulauf seiner Praxis schrumpfte etwa auf die Hälfte und das Gebäude neben dem Gemeindamt konnte er sich auch aufzeichnen. Es verfällt bis heute fröhlich vor sich hin. Soviel zum Demokratieverständnis von Rot und Schwarz. Absurdes Detail am Rande: Auf die Frage, woher man bei der Gemeinde wissen wolle, welche Partei der Arzt gewählt hätte, hielt man sich - wenig überraschend - sehr bedeckt.