Ich war nie in der DDR, dafür öfters als Kind zu Ostblockzeiten in Ungarn und - wesentlich seltener - in der CSSR, wegen der relativen Nähe meines Wohnorts zu den jeweiligen Grenzen bot sich das für meine Eltern offenbar an. Ungarn galt damals als besonders fortschrittlich unter den Ostblockländern, als Österreicher durfte man ohne Visum einreisen (nur so einen Zettel musste man ausfüllen, das ging sich während der Wartezeit an der Grenze locker aus), die Ungarn durften auch nach Österreich und man sah sie gelegentlich mit ihren Trabis über die Straßen düsen.
Meine Eltern fuhren damals gerne nach Ungarn zum Einkaufen in die grenznahen Kleinstädte, v.a. einfache Werkzeuge waren dort extrem billig, und die sind so robust, dass die meisten davon noch immer in Verwendung sind, oder auch Elektroteile. Essen waren wir damals auch immer wieder in den wenigen Restaurants die es damals gab, ebenfalls spottbillig, aber die Qualität war meist schlecht. Der Vorteil für uns Österreicher bestand v.a. darin, dass in Westungarn relativ viele Leute deutsch konnten. Interessant war dann der Grenzübertritt zurück nach Österreich - die Ungarn kontrollierten viel strenger als die Österreicher. Export von Alltagswaren war nämlich nicht so gern gesehen in der Mangelwirtschaft, schließlich wurde "Volksvermögen" aus Ungarn entfernt.
Die österreichischen Zöllner interessierten sich eigentlich nur, ob man Tabak oder Alkohol importieren wollte - bei den anderen Waren war der Zoll auf Grund der niedrigen Preise wahrscheinlich so niedrig, dass sich der Aufwand nicht ausgezahlt hat.
Die CSSR war damals wesentlich restriktiver, da musste man in der Botschaft um ein Visum ansuchen, das dauerte seine Zeit. Und Tschechen/Slowaken durften praktisch gar nicht ausreisen - wenn man in Ö ein Auto mit "CS"-Länderpickerl gesehen hat, dann war es etwa so als wäre jemand vom Mars gelandet.
Auch in der CSSR gingen meine Eltern günstig einkaufen, z.B. Porzellan, das man aus heutiger Sicht als "zeitlos schön" bezeichnen kann (und das es in Ö in dieser Qualität angeblich gar nicht gab!), oder Trinkgläser aus barock geschliffenem Bleikristall (damals fast schon ein Statussymbol, heute kriegt man sowas um ein paar Euro am Flohmarkt
). Und bunte Kunststoffartikel für den Haushalt gab's auch, Wäschekörbe, Bottiche, usw., die hielten sehr lange. Sensationell war das Essen damals in Bratislava, man konnte in den Luxushotels (wie Carlton oder Kiyew) dort opulent und extrem fein speisen, und das wiederum zu einem Spottpreis.
Die Eindrücke von damals, die ich mir gemerkt habe, sind nicht die besten - schlechte Straßen, schlechte Luft, alt wirkende Häuser, die Bediensteten in den Geschäften oft sehr unfreundlich, und alles wirkte ein bissl improvisiert und zusammengeflickt. Die Slowakei wirkte - bis auf die angesprochenen Hotels - noch wesentlich befremdlicher als Ungarn.
Als die Ungarn Ende der 1980er die Grenzen ganz öffneten, kauften ihre Leute plötzlich massenweise Elektrogeräte in Österreich. In den grenznahen Ortschaften schossen folglich Elektrogeschäfte wie Pilze aus dem Boden, bzw. wurde quasi alles, was an der Bundesstraße lag und leer stand, zu Elektrogeschäften, sogar aufgelassene Tankstellen. Das legte sich dann aber nach ein paar Jahren wieder. Dafür entstanden vermehrt Verkehrsprobleme, weil Autobahnen in Richtung der Ostblockländer waren in Österreich ja nicht gebaut worden - wozu auch? Und in die Bahnstrecken ist auch nicht groß investiert worden, wenngleich immerhin die Strecke Wien-Budapest halbwegs intakt war.
Heutzutage reise ich nur ganz selten nach Ungarn. Da Preisniveau für Waren ist dort höher als in Österreich (z.B. wegen der Mehrwertsteuer, die dort mWn bei 25% liegt), und wegen der nach wie vor recht billigen Dienstleistungen fahre ich nicht extra rüber. Und das was Ungarn als Urlaubsland bietet (Thermen, Seen, Radtourismus), das gibt's in Österreich MMN in höherer Qualität (wenn auch sicher teurer). In der Slowakei war ich schon jahrelang nicht mehr, da reizt mich eigentlich überhaupt nichts.