Alles Schicksal oder alles beeinflussbar?"

„Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen und die Weisheit, zwischen diesen beiden Dingen die rechte Unterscheidung zu treffen.“

Franz von Assisi
 
Die Theodizee Frage, also die Frage warum es das Leid gibt, wenn es Gott/ein Göttliches/eine Tranzendente Macht gibt, wurde letztendlich bis heute nicht gelöst.

Mögliche Gründe hierfür gibt es viele:
1.) Es gibt keinen Gott/keine tranzendente Macht.
2.) Sollte es ihn/sie/es dennoch geben, dann ist er/sie/es entweder grausam, gleichgültig oder nicht allmächtig.
3.) Wäre er/sie/es jedoch gerecht und allmächtig, werden die Dinge offensichtlich nach Regeln gerichtet, die ich zumindest nicht erkennen kann.

Alle Religionen, mit denen ich mich näher beschäfigt habe, geben verschiedene Antworten auf die Frage, warum Leid geschieht. Da findet man auch die Antwort, dass Krankheit/Leid/Schicksalschläge eine Art Strafe sein können. Aber diese Antwort ist bei Weitem nicht so häufig wie die, dass wir es letztendlich nicht wissen. Das Buch Hiob z.b. empfiehlt sich als amüsante Leselektüre. Dem "rechtschaffenen, ehrlichen, gottesfürchtigen" Hiob wird alles genommen, Familie, Wohlstand, Gesundheit. Und immer wieder bekommt er Besuch von Menschen, die ihm erklären wollen, dass er ein schlechter Mensch sei, sich das selber zuzuschreiben habe und endlich etwas ändern solle. "Hiob, du hast gesündigt, gib es doch zu". Das Buch Hiob löst sich auf, indem Gott zu ihm spricht und sich dafür entschuldigt, dass er ihm furchtbares angetan hat.

Für mich ist die Quintessenz aus diesen und ähnlichen "heiligen" Schriften Folgende: Ich bin sehr vorsichtig damit, über jemand Anderen zu urteilen, ob er/sie sich das Leid, die Scheiße, die Krankheit selber zuzuschreiben habe. Denn ganz ehrlich: ob ich nun an eine größere Macht glaube oder nicht: sowas kann ich einfach nicht glauben - nicht zuletzt aufgrund großer historischer Grausamheiten wie Völkervernichtungen, Hexenverbrennungen, Naturkatastrophen.

Wenn ich selber physisch oder psychisch erkranke, frag ich mich natürlich durchaus auch, ob es etwas geben kann, was ich durch meinen Lebenswandel dazu beigetragen habe. Aber das frage ICH MICH und verwehre dagegen, wenn die ach so rechtschaffenen "Freunde", wie sie bei Hiob genannt werden, mir ungefragt die Welt zu erklären beginnen.

Bitten mich FreundInnen, Bekannte, KlientInnen um Rat, bin ich sehr, sehr, sehr vorsichtig mit Zuschreibungen und Welterklärungen. Denn letztendlich wissen wir es nicht. Und selbst wenn wir es wissen würden: was hilft es demjenigen, der in der Scheiße sitzt, wenn ihm/ihr noch erklärt wird: selber Schuld? Genau. Gleich gar nichts.

Was nicht heißt, dass jeder Mensch nicht auch Fehler macht, Fehlwege geht, vielleicht sogar richtig schuldig wird. Natürlich muss derjenige/diejenige die Verantwortung für die Fehler übernehmen. Handelt es sich um Verstöße gegen das Gesetz, regelt das unser Staat. Handel es sich um Verstöße gegen die geltende Moral/Norm, ist die ganze Sache schon bedeutend schwieriger.

Aber diese Ursache-Wirkungs-Esoterik-Religion halte ich für grausam, oberflächlich und gefährlich.
 
Zuletzt bearbeitet:

Aber diese Ursache-Wirkungs-Esoterik-Religion halte ich für grausam, oberflächlich und gefährlich.

Zumindest, wenn sie so unreflektiert und ohne den Sinn dahinter zu erfassen dargestellt wird.

Man kann von mir aus ja darüber streiten, inwieweit es überhaupt vernünftig ist, Religionen, die in anderen Kulturkreisen gewachsen sind, dort gelebt werden und die Glaubenden in diese religiös/philosophischen Zusammenhänge 'hineingewachsen' sind - da mag ein schwer zu ertragendes Los im Rahmen dieses Glaubens dennoch zu bewältigen sein, weil man in diesem Konzept sozusagen "eingebettet" ist.

Aber solche Religionsimporte lesen, cool finden und in Kulturkreisen, die völlig anders empfinden, denken, leben, plakativ wie 'ne neue Marshmallow-Sorte zu verbreiten, das grenzt mitunter schon an Psychoverletzung. Manchmal kaum auszuhalten.
 
So, ich habe mich durch den Thread durchgearbeitet. Wirklich tolles Niveau. Doch was nützt noch so hochgestochene Philosophie, wenn sie doch etwas praxisfern ist. Um der Praxis etwas näher zu rücken, schlage ich einen Test vor. Freiwillige bitte vor! Also bitte, liebe Freiwillige: geht ab sofort nur noch bei Rotlicht über die Fahrbahn. Wenn Ihr zufällig bei Grünlicht zum Fußgängerübergang kommt: Bitte auf Rotlicht warten und erst dann Überqueren. Davor bitte eine Vetrauensperson bestimmen, denen Ihr Euer Alter und Euer Passwort des Forums anvertraut. Diese Person sollte bitte so freundlich sein, dem Erotikforum das Alter, welches Ihr zum Zeitpunkt des Überfahrenwerdens hattet, zu melden. Nach Vorliegen einer genügenden Anzahl von Meßdaten, kann dann das Durchschnittsalter der Überfahrenen mit der bei der Statistik Österreich aufliegenden Lebebserwartung verglichen werden. Ich bin gespannt, ob es zu nennenswerten Abweichunngen kommt. Ach ja, noch ein Detail: Bitte, bitte, vor dem Experiment eine Versicherung abschließen, welche etwaige am Fahrzeug verursachte Schaden abdeckt. Es könnte ja ich im Auto sitzen.
 
Zu welchen Zweck, Tintin?

Hier geht's um die Frage, ob wir unser Leben (so verstehe ich's) beeinflussen können oder ob es vom Schicksal gelenkt wäre.

Ich kann's nur subjektiv beantworten: so, wie ich in dieses Leben reingekommen bin, hätte ich Hiob heißen müssen. Die Option, irgendwann zu resignieren und zu sagen: "Arschkarte gezogen" war immer da und hat zugegebenermaßen auch gelockt. Die Wahrscheinlichkeit, heute so große Reden schwingen zu können, war nicht sehr groß. Und ich tu's trotzdem, weil ich irgendwann beschlossen hab, daß das "Schicksal" ein Penner ist - bis das meine vielfältigen Anträge bearbeitet hätte, wär ich schon 'ne Mumie gewesen.

Um das rauszufinden, braucht sich keiner als Dummy vor's Auto werfen - das ist koketter Quatsch.
 
Ich kann's nur subjektiv beantworten: so, wie ich in dieses Leben reingekommen bin, hätte ich Hiob heißen müssen.

Boah he. Du weißt eh, wie die Geschichte ausgeht. Du wirst extremst reich werden: an Materiellem, an Erfahrungen und an lieben Menschen. Boah he. Ich zieh den Hut.

On Topic:

Ich denke, dass wir es nicht wissen. Für mich persönlich hab ich schon das Gefühl, dass ich mir manchmal meine Gruben selber schaufle. Aber ich hab auch das Gefühl, dass - wenn es das Schicksal geben sollte - es immer nur Angebote, Verführungen, Hindernisse, Hilfestellungen gibt. Aber tun muss ich schon selber ;)
 
man wird mit einem bestimmten charakter geboren (muss man nicht unbedingt als schicksal bezeichnen, hat vielmehr mit der dna der eltern zu tun) und er wird/kann sich erst im laufe des lebens ändern.
auch die umgebung, in der man hineingeboren wird, könnte man als schicksal bezeichnen (ob als sohn von donald trump oder als sohn eines werftarbeiters in bangladesch).

ansonsten gibt es mmn kein schicksal. sobald man selbstständig denken und aufrecht gehen kann (ok, so früh vielleicht nur zum teil), hat man sein leben selbst in der hand und kann es zum positiven/negativen verändern.

schwere, sogenannte schicksalsschläge (da hätten wirs^^), sind einfach pech und können jeden treffen (wenn man außerordentliches pech (zb ein schwerer unfall), oder außerordentliches glück (zb lottogewinn) als schicksal bezeichnet, dann von mir aus. aber ich bezeichne es einfach als pech bzw glück ;)).
 
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Mach mir keine Angst, Frau :mrgreen:


Was ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte ist folgendes: es spielt letztlich keine Rolle, ob wir an ein Schicksal, an Gott, an 'nen goldenen Hosenknopf oder einen Sinn des Lebens oder sonstwas glauben. Das sind mitunter "Gehhilfen" für's Leben, wenn man mal nicht weiterkommt, mehr nicht. Fast alle Lehren zielen auf's Jenseits ab, und darin sehe ich die eigentliche Gefahr. Vor lauter Suchen nach Antworten inkl. Flucht in ein wie auch immer geartetes Paradies oder Nirwana oder nächstes Leben verpaßt man u.U. das Leben im Hier.

Dabei sind die wirklichen Antworten tatsächlich in der Bibel, im Buddhismus, in philosophischen Ansätzen zu finden, nur halt: irgendwie sind wir wie Schüler, die versuchen, Erwachsenenbücher zu deuten. Solang wir aber nicht selbst mal Sex (damit's forenkonform bleibt :mrgreen:) gehabt haben, werden wir halt wirklich "dumm wie Jungfrau vor der Hochzeitsnacht" darüber babbeln können, ob's dann stimmt, erfahren wir erst mit dem Tun.

Soweit meine "Forschungsergebnisse". :mrgreen:
 
schwere, sogenannte schicksalsschläge (da hätten wirs^^), sind einfach pech und können jeden treffen (wenn man außerordentliches pech (zb ein schwerer unfall), oder außerordentliches glück (zb lottogewinn) als schicksal bezeichnet, dann von mir aus. aber ich bezeichne es einfach als pech bzw glück
Wenn jemand wie du Glück oder Pech als Schicksal bezeichnet, ist das genaugenommen das Gegenteil von dem was andere als Schicksal bezeichnen, die nämlich unter Schicksal ein höheres Prinzip einer Macht sehen.
Somit gibt es drei Varianten:
1. Der Mensch beeinflusst sein Leben.
2. Die höhere Macht beeinflusst sein Leben.
3. Der Zufall beeinflusst das menschliche Leben.

Man kann von mir aus ja darüber streiten, inwieweit es überhaupt vernünftig ist, Religionen, die in anderen Kulturkreisen gewachsen sind, dort gelebt werden und die Glaubenden in diese religiös/philosophischen Zusammenhänge 'hineingewachsen' sind - da mag ein schwer zu ertragendes Los im Rahmen dieses Glaubens dennoch zu bewältigen sein, weil man in diesem Konzept sozusagen "eingebettet" ist.
Ob es ein Schicksal gibt oder ob sich etwas oder jemand dahiner verbirgt ist unabhängig vom Kulturkreis.
 
Zu welchen Zweck, Tintin?

Um das rauszufinden, braucht sich keiner als Dummy vor's Auto werfen - das ist koketter Quatsch.

Also, ich hätte geglaubt, dass man auch ohne Ironieschild meine Aussage erkennt. Was ich zum Ausdruck bringen wollte: Das Schicksal ist in vielen Fällen - natürlich nicht immer - beeinflußbar. Wäre das Schicksal unbeeinflußbar, dann hätte ein Fußgänger, der grundsätzlich bei Rotlicht ohne auf den übrigen Verkehr zu achten, die Kreuzung überquert, die gleiche statistische Lebenserwartung, wie jemand, der sich an die Verkehrsregeln hält. Natürlich kann auch jemand verunglücken, der sich an die Regeln hält, doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Gesetzesübertreter "vom Schicksal ereilt" wird, ist wesentlich größer. Somit kann ich sehr wohl die Wahrscheinlichkeit, dass mir Böses (das Schicksal zuschlägt) zustößt, steuern. Natürlich kann ich nicht komplett ausschließen, dass mir Böses widerfährt, doch - wie gesagt - die Wahrscheinlichkeit kann ich sehr wohl verringern.
Dies wollte ich an Hand des absurden Experiments aufzeigen. Bemerkenswert, dass einige meine Worte für bare Münze nahmen - auch wenn ich auf das Ironieschild verzichtete.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Natürlich kann auch jemand verunglücken, der sich an die Regeln hält, doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Gesetzesübertreter "vom Schicksal ereilt" wird, ist wesentlich größer. Somit kann ich sehr wohl die Wahrscheinlichkeit, dass mir Böses (das Schicksal zuschlägt) zustößt, steuern.

Wie erklärst du dir mit dieser Einstellung den Holocaust, Hexenverbrennungen, Naturkatastrophen, Totgeburten, lebensgefährliche Erkrankungen?
 
Wäre das Schicksal unbeeinflußbar, dann hätte ein Fußgänger, der grundsätzlich bei Rotlicht ohne auf den übrigen Verkehr zu achten, die Kreuzung überquert, die gleiche statistische Lebenserwartung, wie jemand, der sich an die Verkehrsregeln hält.

Warum das? Ist das Schicksal zum Verteilen gleicher Wahrscheinlichkeiten verpflichtet? Das ist Humbug.
 
Na jetzt geht er :)

Also machen wir hier weiter.

Ich hielt deine Aussage für sehr polemisch, überaus gefährlich und ausgesprochen grausam. Leider nehmen sie zu, die "alles hat einen Grund-", "es ist alles richtig, wie es ist-", "Jeder ist seines Glückes Schmied"-Aussagen zu. Und die können meiner Meinung nach nicht einfach so stehen gelassen werden.

Falls wir weiterdebattieren wollen, bitten wir einfach einen Mod, einen Thread zu eröffenen über "Alles Schicksal oder alles beeinflussbar?" :)

Ist nur dann gefährlich, wenn man nicht über den Grund des erhaltenen Ergebnisses nachdenkt.

Ein paar Gründe warum es hier immer chaotischer wird:
1) weil sich viele ungefragt und ungebeten in das Leben ihrer Mitmenschen einmischen.
2) weil sie sich ablenken lassen und die Ursache der erhaltenen Wirkung nicht mehr erkennen können
3) Weil sie mit den Wirkungen der gesetzten Ursachen nicht leben wollen bzw. sich was anderes vorgestellt haben.
(die Liste ließe sich fast beliebig lang erweitern)

Wenn Du Dir Dein Leben akribisch ansiehst und ehrlich zu Dir selbst bist, wirst Du für alles was in Deinem Leben geschehen ist einen Grund finden.
Er mag Dir vielleicht nicht gefallen, aber er ist da.
z.B. Angst vor Schlangen (nicht dass du jetzt welche hättest aber um es Dir zu verdeutlichen) kommt zB. weil einer Deiner nahestehenden Verwandten diese Angst hat(te) und Du sie als Kind kopiert hast, oder jemand hat Dir eingeredet das wäre ecklig, oder ... oder ... oder.

Was die Beispiele angeht die Du angegeben hast:
Die betreffen mich nicht persönlich, deswegen denke ich da nicht über mögliche Gründe nach.
Trotzdem bin ich sicher dass es für alles einen Grund gibt, wenn nicht sogar mehrere ...

Mir ist nun mal mein Leben am wichtigsten und darauf konzentriere ich mich.

Alles andere läuft unter: ferner liefen .... :)
 
Es passt zwar wenig zum eigentlich Thema, aber: Ich bin nicht besonders religiös, aber manchmal scheinen Dinge nicht so abzulaufen wie sie sollten. Oft habe ich Situationen erlebt, wo ich mir dachte ''...war das ein Zufall oder höhere Fügung....''? Es kommt mir vor, als gäbe es eine Macht, die über dem Menschen steht. Ob das Schicksal ist, Karma oder Gott? Ich weiß es nicht.

Es gibt keine Zufälle ... alles Ursache und Wirkung.
Und es gibt Personen, die Wissen wie man andere steuert und die das schamlos ausnutzen ... Emotionen schüren z.B.
Ist keine höhere Macht in dem Sinne ...
 
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