Wir wollen doch nur einen Gott, der es für uns richtet, um uns der Verantwortung zu entheben
in dem die These aufkam, dass man für alles, was einem zufährt/geschieht, letztendlich selber verantwortlich ist.
Vor vielen Jahren kam ich an einen Punkt, an dem ich mich gefragt habe, ob ich eigentlich selbst für die Scheiße, die mir widerfahren ist, selbst verantwortlich bin, oder ob die Verantwortung aufgeteilt werden kann, oder ob ich sie auch ganz irgendwem abgeben kann.
Durch fritzies Thread vom Kindesmissbrauch bin ich wieder zu diesem Gedanken gekommen. Es scheint ein unlösbares Gedankenkonstrukt zu sein, da es im Hinblick auf das Widerfahrene wohl nichts sein kann, woran man selbst verantwortlich gewesen sein könnte.
Ich denke, dass man differenzieren muss zwischen dem was einem widerfährt, auf das man keinen direkten Einfluss haben kann, und dem was einem widerfährt, auf das man einen Einfluss hätte nehmen können, es aber aus verschiedensten Gründen nicht getan hat. Die Frage ist, woran erkennt man, ob ich Einfluss hätte nehmen können oder nicht. Ich behaupte mal, dass man meistens sich nicht bewusst ist, an welchem Punkt des Weges man eine andere Abzweigung hätte nehmen sollen. Manchmal gelingt es doch, sich klar zu werden, dass es da 1-2 Gedanken gab, die einem sagten, es gäbe Alternativen. Manchmal gelingt es sogar im Vorhinein, man kann sein Lebenslauf tatsächlich ein Stück weit kontrollieren.
Schicksal... ist für mich ein verkehrter Begriff. Ich glaube nicht, dass uns irgendjemand irgendetwas schickt. Wenn es Gott sein sollte, der uns das schickt, so hätten die Atheisten recht. Der wäre ein Arschloch. Kann ich mir nicht vorstellen, Arschlöcher produzieren nichts, außer... eh scho wissn.
Ich denke mir, dass mit dem Begriff "Schicksal" so etwas gemeint ist, wie eine Herausforderung des Lebens, das dem Zufallsprinzip des relativen Systems eben entspricht. Anders ausgedrückt: So wie es zufällig in der Evolution Mutationen gibt, so haben eben verschiedenste Faktoren, die vollkommen unabhängig voneinander sind, dazu geführt, dass mir irgendwas schlimmes/schönes/traumatisches/wundervolles/etc. passiert. Interessant ist nur ein Punkt: Hätte sich nur ein Faktor ein wenig verschoben/verspätet oder sonst etwas, wäre das Ereignis nicht passiert. Eben darum glaube ich, wurde der Begriff "Schicksal" gewählt, weil es so unglaublich ist, dass da keiner die Finger im Spiel haben soll.
Meine Verantwortung in dieser ganzen Sache, so glaube ich, liegt lediglich darin, mit dem, was mir widerfahren ist, so umzugehen, dass es mich nicht letzen Endes umbringt. Verantwortung haben aber ebenso diejenigen, die sich entschlossen haben, mir etwas an zu tun. Aber darauf haben wir (leider) keinen Einfluss, außer es gibt ein Rechtssystem, dass dem Gedanken Rechnung trägt.
Wenn man es metaphysisch, also außerhalb der uns als Realität bekannten Dimension, betrachten möchte, so glaube ich daran, dass wir, also diejenigen, die mir etwas antaten, als auch ich selbst, übereinkommen, dass das Geschehene in beidseitigem Einvernehmen passiert ist. Die Gründe hierfür liegen aber im Verborgenen. Vielleicht, um etwas zu erfahren, über uns, über andere. Vielleicht weil es in unserer Natur liegt, ohne höheren Sinn.
Bitte mich aber jetzt nicht dafür steinigen! Es ist ein gedankliches Konstrukt, das MIR gehört und natürlich für NIEMANDEN anders eine Bedeutung hat!