An die Gesunden im Forum (Menschen ohne Diagnose)...

"Wennst nimmst 90% von de Wirt'n, dann san des zu 100% Trottln!" (aus "Indien", Hader).
Diese Lebensweisheit lässt sich auch den Rest der Bevölkerung ausweiten (und da nehm ich mich selbst nicht aus).

Liebe LilePapillon und la_dame: Ihr müsst selbst einen Weg finden, mit der Reaktion von vielen Menschen umzugehen. Ich persönlich glaube, dass Gelassenheit und Humor helfen können. Manchmal wird es aber auch sicherlich einfach zu viel.

Ich hab' nur indirekt ähnliche Erfahrungen aber in einem anderen Zusammenhang.
Meine Frau ist keine Österreicherin. Mit den Kindern spricht sie in ihrer Muttersprache (ich mit den Kindern natürlich Deutsch und wir miteinander Englisch :rofl:). Musste auch schon einige Male miterleben, wie Menschen meine Frau und Kinder beleidigt haben, weil sie sich in einer anderen Sprache als in Deutsch unterhalten haben (z.B.: "Du musst aber schon Deutsch lernen, gell, sonst musst wieder heimgehen!" eine liebe ältere Dame zu meiner damals 3 jährigen Tochter). Wenn ich dabei bin und dann in tiefstem Wiener Dialekt reagiere, wie es ich gern tue, sind meist nur baff. Aber vor allem meine Kinder konnten sich nie wirklich zur Wehr setzen und es sie hat es schon oft verletzt.


Vielen Dank für eure Beiträge, die ich ja "provoiert" habe!:up:
 
Ich hatte erst heute wieder ein intensives Gespräch mit einem jungen Mann, den ich seid den ersten Tagen in diesem Berufsfeld kennen darf. Er sitzt im Rollstuhl...er bezeichnet sich selber als Spasstiker. Ein sehr heller Kopf. Er ist einer von denen...der mir viel bei gebracht hat.

...“komm mal klar“...rede normal mit mir, mein Körper ist kaputt, nicht mein Gehirn...

...was soll ich traurig sein, das ich keinen Job bekomme...ich komme nicht zum Kino, obwohl ich umsonst rein könnte- die Türe der meisten Eiscaffees ist zu schmal und ich kann nicht mal in den scheiss Puff, wenn ich es will...die haben keine Rampe und keinen Aufzug...

Was glaubst du also, was ich von unserer Gesellschaft erwarte...wenn nicht mal das möglich ist...denk mal drüber nach, bevor du mit mir über den ersten Arbeitsmarkt reden willst...

Das waren mit die ersten Sätze, die wir damals gewechselt haben...
 

DAS... DAS... DAS IST MENSCHEN MIT GEHBEHINDERUNGEN GEGENÜBER NICHT FAIR! UND GEGENÜBER MENSCHEN MIT ROT/GRÜN-BLINDHEIT! UND GEGENÜBER SOLCHEN MIT SCHLUCKBESCHWERDEN! UND GEGENÜBER JENEN, DIE IHRE SALZAUFNAHME AUFGRUND VON NIERENPROBLEMEN VERRINGERN MÜSSEN! UND GEGENÜBER JENEN MIT ZAHNFEHLSTELLUNGEN! UND GEGENÜBER JENEN MIT SCHLITZAUGEN! UND GEGENÜBER JENEN OHNE RUMPF UND ARME!
ICH VERLANGE EINE UMFASSENDE ENTSCHULDIGUNG IN FORM EINES OFFENEN BRIEFES MIT DARLEGUNG SÄMTLICHER...
andernfalls sehe ich mich gezwungen, dir mit meinem tablettendoserl eins überzuziehen.

ach scheiße, rücks doch endlich raus, das verfickte popcorn!!! :lol::p :bussal:
 
so ganz versteh ich die frage nicht.
"offensichtlich behindert" ist schon grenzwertig formuliert.
das hat einen beigeschmack von "brandmarkung" und ich weiß, dass du das sicher garnicht meinst. also kein angriff an dich!!!

aber es ist schon hinterfragbar für mich, warum eine "offensichtlich erkennbare" behinderung betont wird.
es gibt auch behinderungen, die eben nicht offensichtlich und trotzdem schwerwiegend sind. geht es also auch um die "offensichtlichkeit" nach außen?
also für dritte?

so wie ich dich einschätze, ist das nicht deine denkweise. es kann aber so verstanden werden.
muss dazu sagen, dass ich mir nicht allles durchlesen kann, dazu wurde echt zu viel geschrieben. also wenn das eh klargestellt wurde, dann tuts mir leid, aber in deinem ausgangspost wird das eben nicht klar, zumindest für mich nicht.

grundsätzlich ist keine behinderung ein ausschlussgrund für mich. trotzdem wäre es auch ein trugschluss, zu sagen, man könnte immer mit allem umgehen. ich habe z.b. eine sehr ausgeprägte affinität zu sprache und daher ist mir persönlich eine gute kommunikation sehr wichtig. das beginnt schon damit, dass ich ein rollendes r als sehr unsexy empfinde und das ist nicht mal ansatzweise eine behinderung. eh klar. aber es soll nur zeigen, dass jede wahrnehmung des gegenübers immer sehr relativ sein kann.

ich hatte eine dreijährige beziehung mit einer frau, die einen starken klumpfuß hatte und viele dinge waren nicht möglich. alles was sport betraf, war eben schwierig. aber das hat mich nicht im entferntesten gestört, weil alles andere einfach gepasst hat.

eine andere partnerin hatte extreme störungen. angstzustände und putzzwang (angst vor keimen). trotzdem war sie eine wundervolle partnerin und unsere trennung hatte nixhts mit dem zu tun (sie hat mich verlassen).

manchmal kann ein handicap ja auch ein anziehungsgrund sein. nicht dass ich damit einen fetisch meine, aber wie auch generell schwächen etwas anziehendes haben, können manchmal auch behinderungen beschützerinstinkte wecken und das muss ja im ansatz nicht gleich etwas schlechtes sein. es kann auch zusammen schweißen, wenn die ballance stimmt.

was mir ab und zu auffällt, ist, dass bei allem verständnis für diese "bitte kein mitleid" erklärungen, vergessen wird, dass mitleid etwas sehr gutes und schönes ist. klar, dass man ungern als opfer gesehen wird, das ist logischerweise völlig verständlich.
aber trotzdem ist "mitleid" etwas gutes und da sollten die betroffenen meiner persönlichen meinung nach auch ein bisschen umdenken. wenn ich mit jemandem "mit leide", dann habe ich ein positives gefühl für ihn. und wenn es den betroffenen stört, dann kann er das ja klarstellen. aber er sollte eben auch in erster instanz erkennen, dass dieses "mitleid" sehr wohl gut gemeint und lieb ist!
 
@Mitglied #423488 @Mitglied #418646

puuuuuuuuuh, zwei riesenfelder. zwei absolut riesige - voller tretminen für viele.
ich möcht mich dazu nicht öffentlich äußern, hab in beiderlei hinsicht aber auch schon genug erlebt.
es ist ja wie so vieles im leben multifaktoriell.

sachen wie: omg, du kannst ja dann nie wieder (wos was i, entsprechendes dings bitte hier einfügen), jo, supa, und? gibt genug andere sachen, wo mir meine gesundheit im weg steht. dafür kann ich viele andere sachen (noch).

ganz ehrlich, ich war echt glücklich, wie ich nach einem langen kh-besuch beim zahnarzt war. weil ich mich im kh darauf gefreut hab, wieder dort sein zu können. oder das katznkistl zu reinigen. meine mutter raunzt über sowas, ich bin froh, dass ichs wieder/noch kann. alles ansichtssache.

wer weiß, wie langs so gut bleibt. natürlich überleg ich mir, wie ich das bei einigen sachen/ärzten/restaurants mach, wenns nicht mehr so gut mim gehen geht wie jetzt. jo, super. es wird alles anders, wenn der körper nimmer will. aber das merkt man erst als betroffener, wenn man sich ausrechnet, wie man am schonendsten von a nach b kommt.

aber, das wissen wir doch eh alle, es trifft immer nur die anderen! :D
 
ich habe z.b. eine sehr ausgeprägte affinität zu sprache und daher ist mir persönlich eine gute kommunikation sehr wichtig. das beginnt schon damit, dass ich ein rollendes r als sehr unsexy empfinde und das ist nicht mal ansatzweise eine behinderung. eh klar. aber es soll nur zeigen, dass jede wahrnehmung des gegenübers immer sehr relativ sein kann.
du, wenn jemand ein rollendes r raushaut, könnt ich ihn auch dögeln. keine frage. aber etwas offensichtliches, wenn du etwa im rolli sitzt oder dir ein aug fehlt oder was auch immer, das ist schlicht und ergreifend auffällig für otto normalverbraucher.

manchmal kann ein handicap ja auch ein anziehungsgrund sein. nicht dass ich damit einen fetisch meine, aber wie auch generell schwächen etwas anziehendes haben, können manchmal auch behinderungen beschützerinstinkte wecken und das muss ja im ansatz nicht gleich etwas schlechtes sein. es kann auch zusammen schweißen, wenn die ballance stimmt.
beschützerinstinkt wecken heißt für mich gleichzeitig, dass der beschützte partner dem anderen nicht ebenbürtig ist. da samma wieder beim helfersyndrom. - das ist auch facettenreich, von "niemand versteht ihn" bis "ich gebe ihm das, was niemand sonst ihm...."

was mir ab und zu auffällt, ist, dass bei allem verständnis für diese "bitte kein mitleid" erklärungen, vergessen wird, dass mitleid etwas sehr gutes und schönes ist. klar, dass man ungern als opfer gesehen wird, das ist logischerweise völlig verständlich.
aber trotzdem ist "mitleid" etwas gutes und da sollten die betroffenen meiner persönlichen meinung nach auch ein bisschen umdenken. wenn ich mit jemandem "mit leide", dann habe ich ein positives gefühl für ihn. und wenn es den betroffenen stört, dann kann er das ja klarstellen. aber er sollte eben auch in erster instanz erkennen, dass dieses "mitleid" sehr wohl gut gemeint und lieb ist!

warum? warum ist mitleid etwas gutes? für denjenigen, der es ausspricht, weil er seine empathische seite zeigen kann, und dadurch in seinen augen etwas gutes getan hat, ok. schön für ihn. aber für mich? automatisch in die opferrolle verfrachtet zu werden, das brauch ich nicht. glacéhandschuhe braucht niemand. und du als nichtbetroffener kannst es ja nicht wissen, wie deppat das manchmal rüberkommt. gut gemeint, ok. aber... whut? wenn ich gern erdnussbutter fress und mir einbild, dass mein gegenüber das auch sicher lecker findet und ich ihm das zeug reinkübel, obwohl ich weiß, dass er das zeug nicht mag oder gar eine erdnussallergie hat, wie wäre das?

einer meiner allerliebsten hat mir mal nach einem längeren kh-aufenthalt auf meine frage, ob ich mich verändert hab, nur gesagt: du bist genauso behindert wie vorher. ich habe herzlich gelacht, fertig.
es ist viel besser für mich, wenn mir wer beim besuch sagt, dass ich gschissen ausschau und der kh-kittel sowas von schiach ist, da kann ich lachen und den anderen einen trottel nennen und es ist alles gut.

es kommt auf die gleiche augenhöhe an, schlicht und ergreifend.
 
beschützerinstinkt wecken heißt für mich gleichzeitig, dass der beschützte partner dem anderen nicht ebenbürtig ist. da samma wieder beim helfersyndrom. - das ist auch facettenreich, von "niemand versteht ihn" bis "ich gebe ihm das, was niemand sonst ihm...."

nein, sehe ich anders. dass männer im normalfall breitere schultern haben und daher völlig ohne hintergedanken eine beschützerrolle einnehmen, ist in meinen augen sogar völlig normal und auch erwünscht. dass sowas auch missbraucht wird ... ja.
aber im normalfall: daraus erfolgt absolut keine abhängigkeit, weil die frau andere vorteile hat, die sie auf die gleiche ebene hebt!

warum? warum ist mitleid etwas gutes? für denjenigen, der es ausspricht, weil er seine empathische seite zeigen kann, und dadurch in seinen augen etwas gutes getan hat, ok. schön für ihn. aber für mich? automatisch in die opferrolle verfrachtet zu werden, das brauch ich nicht. glacéhandschuhe braucht niemand. und du als nichtbetroffener kannst es ja nicht wissen, wie deppat das manchmal rüberkommt. gut gemeint, ok. aber... whut? wenn ich gern erdnussbutter fress und mir einbild, dass mein gegenüber das auch sicher lecker findet und ich ihm das zeug reinkübel, obwohl ich weiß, dass er das zeug nicht mag oder gar eine erdnussallergie hat, wie wäre das?
es ist deine aussage, dass man dann gleich in die opferrolle verfrachtet wird.
meine auffassung ist eine komplett andere.
sich in den verschiedenen stärken zu ERGÄNZEN ist meine einschätzung so einer situation.
zu sagen, dass man bei jedem mitleid gleich zum opfer wird, ist nun mal in meinen augen völliger quatsch.
nochmal: mit jemandem "mit leiden" ist doch etwas sehr intimes und ein zeichen großer zuneigung! das sollte man nicht vergessen.
 
nein, sehe ich anders. dass männer im normalfall breitere schultern haben und daher völlig ohne hintergedanken eine beschützerrolle einnehmen, ist in meinen augen sogar völlig normal und auch erwünscht. dass sowas auch missbraucht wird ... ja.
da würdst bei mir a problem haben. :D

zu sagen, dass man bei jedem mitleid gleich zum opfer wird, ist nun mal in meinen augen völliger quatsch.
nochmal: mit jemandem "mit leiden" ist doch etwas sehr intimes und ein zeichen großer zuneigung! das sollte man nicht vergessen.

ja, schön und gut, aber das bringt genau nüsse! mitleidsbekundungen von allen und jedem, das ist so unnötig. und man bekommt sie, vor allem von leuten, die einen nicht näher kennen, glaube mir. das zu deiner aussage bzg "etwas sehr intimes und ein zeichen großer zuneigung".

wenn es mich zerfrisst, dass es jemandem aus meinem nahen umfeld schlecht geht und ich nichts machen kann, DAS ist "in meinen augen echtes MIT-LEID. es tut sauweh.

ECHTES mitLEID ist nichts, das man durch eine aussage, dass es einen stört, ändern kann. nie. im. leben.

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wenn ich mit jemandem "mit leide", dann habe ich ein positives gefühl für ihn. und wenn es den betroffenen stört, dann kann er das ja klarstellen. aber er sollte eben auch in erster instanz erkennen, dass dieses "mitleid" sehr wohl gut gemeint und lieb ist!

geteiltes leid ist halbes leid. aber es ist sicher nicht das weit verbreitete betroffen dreinschauen (sobald man weiß/ sieht, dass der andere eine behinderung hat), stirn in furchen legen, mund spitzen, "oooooh, das tut ma aba soooo leid" kombiniert mit schnellem gespräch-beenden.
das ist ein: "uh, hoffentlich passiert mir das nie." (+aber immerhin habe ich mein positives gefühl dir gegenüber bekundet. und sei mir gefälligst dankbar, dass du das gezeigt bekommst und freu dich, dass ich mitleid mit dir habe.) <- jetzt mal oarschmäßig gesagt.
 
Umpfff... harter Tobak die letzten paar Beiträge...

Tja, wo fange ich jetzt an? Körperlich geht es mir sowiet gut, im Oberstübchen bin ich mir nicht so sicher...
Mein Vater war 18 Jahre schwerstbehindert, ich bewundere meine Mutter immer noch für die Pflege - ich wüsste nicht ob ich das könnte.

Aber in einem müss ich @Mitglied #426350 Recht geben: Männer neigen einfach oft dazu ihre Schultern jemanden anzubieten - was das gegenüber daraus macht weiß keiner....
 
Mitgefühl und Mitleid unterscheiden sich ganz gehörig. Vor langer Zeit hat mir mein leider inzwischen verstorbener Seelsorger anhand der Geschichte vom barmherzigen Samariter den Unterschied erklärt. Nämlich: der hat sich nicht neben den Ausgeraubten am Boden gelegt und mitgeweint, sondern ihm aufgeholfen, ihn versorgt soweit nötig und ist dann seiner Wege gegangen.

Das Verdammenswerte an Mitleid ist meist, daß Dank erwartet wird und oft auch so eine Art über dem anderen stehen ( Beispiel Geld spenden an einen Obdachlosen mit dem Spruch: "Gell, nicht gleich alles versaufen!").

Diese Art von Scheinheiligkeit hat wenig mit echtem Helfenwollen zu tun, sie will nur sich selbst aufwerten.
 
Leider gilt für vermeintlich Gesunde ja alles als “Behindert“...was nicht so leben kann, wie es dem gesellschaftlichen Normdurchschnitt entspricht...Oder dem Normgefühl des Menschen, der nicht “eingeschränkt,“ Leben muss.

Des is allerdings de größte, oder ärgste Behinderung (geistig) der Menschheit! :lehrer:...:winke:
 
Na was drückt der Begriff Behinderung denn aus? Ein Umstand, ein Symptom, eine Erkrankung “behindern“ den Betroffene daran, sein Leben so zu führen...wie er es will.

Leider gilt für vermeintlich Gesunde ja alles als “Behindert“...was nicht so leben kann, wie es dem gesellschaftlichen Normdurchschnitt entspricht...Oder dem Normgefühl des Menschen, der nicht “eingeschränkt,“ Leben muss.

Viel zu oft erlebe ich...das für direkt Betroffene nur eine Sache eine Behinderung darstellt...die Gesellschaft, die sie umgibt...denn die Gesellschaft hat nun mal wenig Platz für jene, die wegen einer Einschränkung nicht funktionieren, so wie es der Gesellschaftsform entspricht.

Also wird ausgegrenzt, behindert, und stigmatisiert...was wieder Inklusion und Integration nötig macht. Das bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens. Sozialleben, Sexualität, Barrierefreiheit, Selbstbestimmung, Arbeit...

Eigentlich ist die größte Behinderung die Einstellung der gesunden Gesellschaft...

(...So, Ring frei...)
 
Der Begriff Toleranz, Mitgefühl, sind ja nur? So lose Worte. So wie manch anderes in unserer geliebten Oberflächengesellschaft. Auch ich habe das Glück, berufsbedingt in allen Gesellschaftsarten einzudringen.
 
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