Ich sags mal so: je älter man wird, desto klarere Vorstellungen hat man, wie der Partner sein soll, wobei sich diese Vorstellungen im Laufe der Zeit sehr stark in Richtung charakterliche Eigenschaften verschieben - Einstellungen zum Leben, zur Sexualität, Toleranz, Treue u.ä.
Ok, ich korregiere. Natürlich habe ich auch eine Vorstellung, ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich diese nicht vorab konstruiere und der potentielle Partner in dieses Korsett passen muss. Oft eröffnet einem ein neuer Partner ja auch neue Sichtweisen - das meinte ich damit.
Ich muss euch beiden recht geben.
Einerseits werden die Vorstellungen tatsächlich immer klarer, einfach, weil man im Lauf der Zeit mitbekommt, was man nicht will. Daraus kann man dann mit der Zeit auch ableiten, was man eigentlich will. Zumindest mir ging/geht es so. Wenn ich an früher denke, hatte ich gar keine Ahnung, was ich eigentlich wollte oder eben nicht. Da bin ich meist erst drauf gekommen, wenn ich mit demjenigen schon irgendwie verbandelt war.
Andererseits ist es natürlich schon so, dass man sich durchaus in jemanden verlieben kann, der zwar die Basic-Anforderungen erfüllt (Intelligenz, Charme, Humor, sexuell aufgeschlossen, ...), aber bei den "special features" doch ein wenig von dem abweicht, was man kennt bzw haben will.
Aber das muss meiner Ansicht nach kein Ausschließungsgrund sein. Weil ein gewisses Maß an Kompromissen (von beiden Seiten!) sowieso immer nötig sein wird, eben weil es den perfekten Partner nicht gibt (in Ermangelung des perfekten Menschen).
Außerdem kann es auch durchaus vorkommen, dass gewisse Eigenschaften, die auf den ersten Blick sogar mühsam erscheinen können, durchaus positiv sind. Eben weil es zu diesem einen Menschen passt, dass er zB sehr extrovertiert ist, und man es sich gar nicht anders vorstellen kann.
Und zu guter Letzt musste ich feststellen, dass es durchaus seinen Reiz haben kann, wenn man jemanden "erwischt", der zwar in grundsätzlichen Dingen genauso tickt, teilweise dann aber so ganz anders ist als man selbst ... man kann einiges lernen, es ergeben sich interessante Diskussionen und neue Welten können sich eröffnen, der Horizont erweitert sich und irgendwie macht's das Leben spannend.
Im Endeffekt ist es ohnehin so: wenn man jemanden kennen lernt, kann man ihn sowieso nur so nehmen, wie er ist. Der Versuch, jemanden zu ändern, ist immer zum Scheitern verurteilt. Entweder man nimmt jemanden so wie er ist oder man lässt es bleiben. Eine andere Möglichkeit gibt es meiner Ansicht nicht.