Ich kann dir noch ein Beispiel von Kundenorientierung geben, das so tatsächlich stattgefunden hat. Ist allerdings schon fast 30 Jahre her und die involvierten Firmen gibt´s nicht mehr.
Kunde kauft nach emsigem Studium eines Berges von Prospekten ein neues Auto. Zuletzt waren nur mehr der Alfasud und das letztlich gewählte Modell Zimgar 1100 Spezialissimus (Name von der Redaktion geändert, Ähnlichkeiten sind aber gar nicht zufällig
) zur Auswahl. Ein Grund für diese Entscheidung war, dass laut neustem Prospekt der Zimgar 1100 Spezialissimus eine Verbundglasscheibe serienmäßig besitzen soll (lach nicht, das war damals noch nicht selbstverständlich).
Auto wird geliefert, doch bald packen den Käufer des Zimgar 1100 Spezialissimus Zweifel an der angeblichen Verbundglasscheibe. Rückfrage beim Händler ... der stellst sich sowieso dumm und meint, er könne den Unterschied nicht so ohne weiteres feststellen. Doch der Käufer ist in physikalischer Optik nicht ganz ungebildet und stellt mit Hilfe eines Polarisationsfilters fest: Potzblitz, das ist eine ganz gewöhnliche Hartglasscheibe.
Nun schreibt der Käufer einen durchaus freundlichen Brief an den Generalimporteur mit der Bitte um Aufklärung. Insgeheim denkt er bei sich, dass da noch einige Exemplare des Vorjahresmodells auf Lager waren und erwartet zumindest in irgend einer Form eine klitzekleine Entschuldigung, vielleicht sogar das Angebot einer kleinen Entschädigung.
Es dauert nicht lange und das Antwortschreiben erreicht den Käufer des Zimgar 1100 Spezialissimus. Nichts von einer klitzekleinen Entschuldigung oder gar einer kleinen Entschädigung zu lesen, dafür der Hinweis auf die letzte Seite des Prospektes,wo im winzig klein gedruckten Folgendes zu lesen stand: "
Änderungen, die dem technischen Fortschritt dienen, behalten wir uns vor"
Nun will der Käufer so gar nicht recht verstehen, welcher technische Fortschritt in einer veralteten Hartglasscheibe im Vergleich zu einer (beim Alfsud aufpreispflichtigen) Verbundglasscheibe gegeben sein soll. Es folgt nun ein längerer Briefwechsel, in dem der Kunde sich vor allem am Begriff des technischen Fortschritts orientiert. Dieser Briefwechsel wird durch ein abschließendes Schreiben des Generalimporteurs beendet, in dem er endgültig feststellt, dass der Käufer des Zimgar 1100 Spezialissimus unrecht habe und gefälligst in weiterer Zukunft Ruhe geben solle.
Nun aber erinnert sich der Käufer an seine Mitgliedschaft beim ÖAMTC und übermittelt die Geschichte mitsamt Schriftverkehr und dem Prospekt des Zimgar 1100 Spezialissimus der Redaktion der Zeitschrift Auto - Touring. Der damalige ÖAMTC Ombudsmann, Walter Prskawetz bestätigt den Erhalt der Unterlagen und sehr bald erscheint ein Artikel zu dem Fall in der Zeitschrift Auto - Touring, der auch auf die generelle Problematik solch kleingedruckter Hinweise in Prospekten eingeht. Der Name des Importeurs wird zunächst nicht erwähnt, eine Nennung für den Fall der Nichterledigung aber in Aussicht gestellt.
Bist du überrascht, wenn ich dir verrate: Der Käufer war natürlich ich. Und ich habe doch noch einmal einen Brief vom Generalimporteur bekommen. Und nach kurzer Zeit und einem kurzen Ausflug in eine Werkstatt war auch mein Zimgar 1100 Spezialissimus mit einer Verbundglascheibe ausgestattet.
Vielleicht ist das der Grund, dass ich in der Frage "Ist der Kunde König" sehr sensibel reagiere.