Es gibt keinen Gott !!

@ benno

"Aber "Unsinn als Trost"? Nur weil ich es nicht beweisen kann, muss es doch kein Unsinn sein. Es gibt Forscher, die sich mit dem Leben nach dem Tod beschäftigen. Gibt es denn ein Leben nach dem Tod? Wenn nein, warum wird dann geforscht? (Muss natürlich nicht zwangsläufig was mit einem höheren Wesen zu tun haben!!!)

Wie tröstest Du Dich, grünbaum?"

sorry, benno, vieles was in der bibel steht ist unsinn, manches als moralsystem durchaus akzeptierbar. womit ich mich tröste? mit dem leben, dass so unheimlich viel bietet, wenn man es lebt im bewusstsein, dass jeder tag der letzte sein kann. dieses vertrösten auf ein jenseits ist doch das schlimmste überhaupt. das leben geht vorbei und man akzeptiert äussere autoritäten, die dein leben bestimmen. ich halte es mit den vorsokratikern, besonders epikur, wenn man schon vorläufer braucht.bei dem heisst es: der tod geht uns nichts an. wenn wir sind, ist er nicht, wenn er ist, sind wir nicht mehr.

zu den "buddhisten" hier: im buddhismus geht es darum, die wiedergeburt zu vermeiden, das ich zu verlieren, nicht wie die dümmlichen buddhismus selbstfindungstrip-tanten am wochendendkurs ihr sogenanntes ich zu finden, also MC, wenn du auf wiedergeburt hoffst und dich buddhistin nennst, hast du was nicht ganz richtig verstanden, dann schau lieber bei den frühchristen nach, denn im christentum gab es ziemlich lang die idee der wiedergeburt
 
hallo, grünbaum,

MC hat "vielleicht" geschrieben, womit sie durchaus recht hat. damit sagt sie ja, dass sie entweder die "türe" findet, oder eben nicht findet.

ich kenn mich mit dem buddhismus zwar nicht aus, aber im hinduismus und bei den amerikanischen ureinwohnern scheint es mir ähnlich zu sein: wir befinden uns auf dem "rad der wiedergeburt". was wir finden wollen, ist unsere MITTE, denn das bedeutet zu unseren ursprung zurückzukehren (religare). dann sind wir wieder dort, von wo wir gekommen sind.

wenn wir eines tages sterben, gehen wir automatisch dahin zurück. doch dies geschieht nur für den bruchteil einer sekunde. dann kehren wir wieder zum "rad der wiedergeburt" zurück. denn wir haben aufgrund unserer "lebensweise" nicht die kraft, dort zu verweilen. es gibt aber menschen die erkannt haben, dass es von vorteil ist, wenn man disen "weg zurück", nicht erst beim sterben geht. sondern, um dem "rad der wiedergeburt" zu entgehen, schon als "in der materiellen welt" lebende, gehen muss. das heisst, die kraft um in der MITTE zu verweilen schon jetzt sammeln, solange wir noch "leben". (im hier und jetzt). andernfalls wird man eben solange wiedergeboren, bis man seine MITTE gefunden hat. HIER und JETZT.

ja leute, das ist unsere obsession. ob uns das nun bewusst ist oder nicht. deshalb sind so unendlich viele glaubensrichtungen entstanden. weil es immer wieder, in der geschichte der menschheit, leute gegeben hat, die ihre MITTE gefunden haben. die sind dann manchmal hervorgetreten und haben sich zu erkennen gegeben. (jesus oder hildegard von bingen zum beispiel).
die anderen haben dann stets gefragt wie er/sie das geschafft hat. und so haben diese "propheten" versucht diverse WAHRHEITEN zu vermitteln. das problem dabei war aber einerseits die sprache selbst, denn sie ist ein schlechtes mittel um WISSEN zu vermitteln. und andererseits die damit verbundenen INTERPRETATIONEN des gesprochenen.

die verschiedenheit der interpretationen erkennt man am besten an den vielen glaubensrichtungen die es gibt. was aber fast alle gemeinsam haben ist, dass es unser ziel ist unsere MITTE zu finden.

....also - sucht mal schön... ;)

lg
lynk
 
sorry, benno, vieles was in der bibel steht ist unsinn, manches als moralsystem durchaus akzeptierbar.
Da hast Du vollkommen Recht! In der Bibel steht wirklich viel Unsinn. Aber auch nicht eben nur. Manches gibt auch Kraft, Hoffnung, Zuversicht. Mir zumindest. :mrgreen:

womit ich mich tröste? mit dem leben, dass so unheimlich viel bietet, wenn man es lebt im bewusstsein, dass jeder tag der letzte sein kann. dieses vertrösten auf ein jenseits ist doch das schlimmste überhaupt. das leben geht vorbei und man akzeptiert äussere autoritäten, die dein leben bestimmen. ich halte es mit den vorsokratikern, besonders epikur, wenn man schon vorläufer braucht.bei dem heisst es: der tod geht uns nichts an. wenn wir sind, ist er nicht, wenn er ist, sind wir nicht mehr.
Das ist ein sehr guter Trost. :daumen: Ich wollte mit meinem Statement auch gar keinen Falls nur auf ein besseres Leben im Jenseits hoffend im Diesseits leben müssen. Es ist halt ein Trost, dass es den Christen versprochen ist, dass sie in den "Himmel" kommen, ins Paradies und das sie es dort besser haben. Ein Trost, wenn Dir ein Verwandter stirbt.

Wie meine erste Frau starb, habe ich meinen Kinder gesagt:
"Die Mami ist jetzt bei Gott. Gott hat sie in Gnade aufgenommen, weil sie zu schwach war, um hier bei uns weiterleben zu können. Sie ist bei ihm, sieht auf uns und "bewacht" jeden unserer Schritte. Im Himmel kann man sich ganz, ganz lang machen und gleichzeitig in Wien und Niederösterreich sein, um bei dem Papa und den Kindern gleichzeitig zu sein."

Mag sein, dass es eine sehr kindliche oder nur kindgerechte Aussage ist, aber Gott ist keiner, der einen zu sich holt -- das wäre nämlich ein Scheiß-Gott!

Man darf im Hinblick auf´s Paradies, sein Leben im "Hier" aber keinesfalls vergessen. Und Du kannst Dir sicher sein, dass tue ich nicht und versuche es zu genießen, wo immer ich nur kann.

Um Aussagen über den Buddhismus machen zu können, kenne ich mich leider überhaupt nicht aus, so dass ich dazu keine Stellung nehme. Ich weiß nur eines ganz sicher: Es gibt keine richtige Religion oder nur richtige. Jedem sollte überlassen sein, was er glauben will. Man kann darüber diskutieren, macht ja auch Spaß, aber man sollte niemanden von seinem Glauben, als dem einzig Richtigen überzeugen wollen.

Benno
 
@benno

finde ich voll okay, die art, wie du die kinder getröstet hast. ich war nie in der situation und ich glaube, ich wüßte nichts besseres, alerdings, wenn wir logisch denken könnten und die christliche heilslehre konsequent weiter verfolgen würden, müssten wir ja jubeln und frohlocken, wenn jemand stirbt, weil er, sofern er gerecht gelebt hat, in den himmel kommt. das allerdings ist nicht mein bier. paradies-vorstellungen sind langweilig für mich, weil ich das leben liebe und das leben entwickelt sich weiter an widersprüchen, die perfektion ist immer tot.
was ich an buddhistischer praxis in asien erfahren habe ist gerade in dem sinn meist (allerdings nicht immer!) interessant, dass mir unter buddhisten eine größere toleranz gegenüber anderen religionen zu herrschen scheint (ich sage scheint, weil ich nicht sicher bin).

@lynk:

schon in der antike gab es das "ariston metron", das den menschen zustehende goldene maß, aber auch und das ist das wunderbare an dieser lebensinterpretation, dass es dem menschen zustand und möglich war, dieses maß zu durchbrechen, zu versuchen den göttern ähnlich zu sein, wofür sie nemesis strafte. das menschliche aber definiert sich in dem versuch die eigenen grenzen zu übertreten, auch im bewußtsein, dass und trotzdem die götter sich rächen werden. das ist eine dialektik der menschlichen existenz, die immer im aufruhr gegen ihre autoritäten ist und daraus sich ihr bewusstsein schafft: im versuch, es trotzdem zu tun!!
allerdings, ich gebe es zu, sehr unösterreichisch. und trotzdem: wie simpel gestrickt und autoritätsgläubig nicht humanistisch sind im gegensatz dazu die anderen religionen.
 
Lieber grünbaum!

Nach meiner Meinung kommt halt jeder in den Himmel! Da Gott alles vergibt. Man muss ja deswegen auf Erden nicht der größte Verbrecher werden. :mrgreen: Also alle kommen ins Paradies.

Jubeln und frohlocken werden wir vielleicht einmal am sog. "Jüngsten Tag", wenn alle wieder auferstehen. Bis dahin werden wir weinen und greinen um jeden Menschen, der uns wegstirbt. Um manche mehr, um manche weniger.

Ich glaube zwar an ein Leben nach dem irdischen Leben, mache mir aber nicht wirklich eine Vorstellung davon. Ich versuche lieber (wie Du) im Hier und Jetzt das Paradies auf Erden zu haben. Das gelingt mal besser und mal schlechter, aber alles in allem bin ich schon sehr zufrieden. Und es ist schön, wenn man das von sich sagen kann. Klar, es gibt noch einiges zu verbessern, aber wenn ich schon alles schön hätte, würd´s wahrscheinlich bald langweilig.
 
@benno:

Nach meiner Meinung kommt halt jeder in den Himmel! Da Gott alles vergibt. Man muss ja deswegen auf Erden nicht der größte Verbrecher werden. Also alle kommen ins Paradies.

Tut mir leid, wenn ich hier widersprechen muß! Nein, ich glaube nicht, daß alle in den Himmel kommen. Diese alte "apokatastasis"-Lehre hinkt m.E. daran, daß es dann eben keinen Grund gibt, auf Erden nicht der größte Verbrecher zu werden. Andererseits glaube ich, daß die Kirche (und hier meine ich wirklich nicht nur die katholische!) in der Glaubenspraxis der Vergangenheit zu sehr die Sünden gegen das 6. Gebot betont hat und dadurch vielen Menschen einfach das Leben zu einem hoffnungslosen Mühlstein um den Hals machte.

Als Gott den Sexualtrieb schuf, wußte er wohl genau, daß die Fehler, die aus diesem drängenden Trieb resultieren, vermutlich zu den häufigsten, jedoch in der Regel nicht zu den schwersten Sünden zählen werden. Natürlich gibt's auch bei diesen schwere Sünden - die spielen dann aber gewöhnlich auch in andere Gebote hinein ("sniff-videos" als extremes Beispiel), aber m.E. wäre z.B. auch das kaltblütige Ausnützen einer sexuellen Hörigkeit (oder auch nur blinden Verliebtheit) zu egoistischen Zwecken eine schwere Sünde.

Zurück zur Apokatastasis: ich glaube nicht (und hoffe nicht einmal, wenn ich z.B. an Ungeheuer wie Nero, Cesare Borgia, Hitler, Himmler, Stalin, Mao & Co. denke!), daß alle "in den Himmel" kommen. Aber für jeden, der versucht, sein Leben trotz Anfechtungen und Fehlern soweit halbwegs anständig zu verbringen, habe ich die Hoffnung, daß ihn ein besseres Jenseits - eventuell nach kürzerem oder längerem Fegefeuer - erwartet.

MfG

Spencer
 
Nach meiner Meinung kommt halt jeder in den Himmel! Da Gott alles vergibt. Man muss ja deswegen auf Erden nicht der größte Verbrecher werden. :mrgreen: Also alle kommen ins Paradies.
Es gibt durchaus viele, die diesen Standpunkt vertreten haben - vgl. Origenes oder Gregor von Nyssa. In der Synode von Konstantinopel wurde allerdings nicht nur der Standpunkt selbst zurückgewiesen, sondern wurden auch alle, die ihn vertreten, als "verflucht" bezeichnet. Katholische Standpunkte sind oft ein bisschen herb, fällt mir auf.

Dass nicht jeder, egal wie böse, automatisch (von außen) gebessert werde und in den Himmel komme (die Apokatastasis), bedeutet aber noch nicht, dass nicht jeder Verbrecher auch im Letzen noch die Chance hat, sich zu bessern und für das Gute zu entscheiden. Ob sich je jemals in letzter Konsequenz gegen Gott entschieden hat, ist unbekannt und lässt auch die offizielle katholische Lehre offen. Vgl. den Katholischen Erwachsenenkatechismus: "Die Heilige Schrift sagt uns freilich nicht, ob jemals ein Mensch sich tatsächlich in letzter Endgültigkeit gegen Gott entschieden und damit den Sinn seines Daseins endgültig verfehlt hat."

Unabhängig von der Frage der Möglichkeit der Sinnverfehlung und der Verwerfung ist der Punkt, der mir an der katholischen Lehre am stärksten aufstößt, die Verwerfung in Gestalt von ewiger Qual. Es ist weder sehr nett noch sehr sinnvoll, scheint mir, Verbrecher in alle Ewigkeit zu foltern. Und auch die Interpretation, dass es sich bei der ewigen höllischen Folter um die Gewissensbisse des Täters handelt, der dann Einsicht in seine Taten hat, finde ich nicht beruhigend. Ich selber könnte mir mit Verwerfung im Sinne von Tod mehr anfangen.

Diese alte "apokatastasis"-Lehre hinkt m.E. daran, daß es dann eben keinen Grund gibt, auf Erden nicht der größte Verbrecher zu werden.
Das Wegfallen der Generalprävention ist sicher ein praktischer Nachteil der Apokatastasis-Lehre, aber -wie ich finde- kein inhaltliches Argument gegen sie. Eine Lehre soll ja in erster Linie so formuliert sein, dass sie möglichst wahrhaftig ist, und nicht so, dass sie pragmatisch möglichst wünschenswerte Folgen hat.

Aus Angst vor Strafe richtig zu handeln hätte für mein Gefühl obendrein keinen moralischen Wert, auch wenn das richtige Handeln natürlich dennoch gesellschaftlich sinnvoll ist. Gut (im Sinn von moralisch gut) finde ich eine Handlung dann, wenn sie aus positiven Motiven, aus Mit-Fühlen mit dem anderen, aus genuin guten Motiven gesetzt wird. Und bedenke: Unser weltliches Rechtssystem sieht ja auch keine allzu drakonischen Strafen vor, und dennoch handeln die meisten Menschen in den meisten Bereichen korrekt.

(Und stimmt schon: In Staaten mit eigenwilliger Auslegung des islamischen Rechts ist die Zahl der Eigentumsdelikte niedriger als bei uns, aber nicht, weil die Menschen dort moralischer sind, sondern weil sie Angst um die Vollzähligkeit ihrer Gliedmaßen haben.)

Ich finde den katholischen Standpunkt von der Entscheidungsmöglichkeit bis ins Letzte eigentlich sehr schön, und zwar auch aus einem ganz anderen Grund: (Geistes-) Krankheit, Verblendung, Dummheit und mangelnde Einsicht, banal gesprochen: Der Unterschied zwischen "gut" und "gut gemeint". Manche, wenn nicht große Fehler, Ungerechtigkeiten und Verbrechen geschehen aus subjektiv ehrlich guter, vielleicht irregeleiteter oder verblendeter oder auch nur die Konsequenzen nicht absehender Absicht. Diesem Menschen die Möglichkeit zu geben, die ganze Wahrheit zu erkennen und unter diesem Wissen noch einmal die Möglichkeit einer Neueinschätzung der Dinge zu geben, halte ich für ausgesprochen fair und gut.

ich glaube nicht (und hoffe nicht einmal, wenn ich z.B. an Ungeheuer wie Nero, Cesare Borgia, Hitler, Himmler, Stalin, Mao & Co. denke!), daß alle "in den Himmel" kommen.
Stimmt, bei diesen Personen ist der Gedanke, dass sie automatisch und trotzdem in den Himmel kommen, haarsträubend, und die Vermutung, dass sie sich irgendwann doch geändert haben, nach menschlichem Ermessen sehr unwahrscheinlich. Irengwie hoffe ich aber doch, dass sie schließlich entweder geläutert oder wenigstens gestorben sind - ein ewiges Leben auf dem Grillspieß wünsche ich auch ihnen nicht, obwohl sie selber Millionen Menschen genau das bereitet haben.

Viele Grüße,
N.N.
 
In diesen Fragen bin ich ein einfacher Mann, der nicht mit diversen Lehren aufwarten kann und deshalb das glaubt, was er sich selbst zurecht zimmert.

Außerdem bin ich Protestant. Und die protestieren halt. Ich zumindest. :mrgreen:
 
@ausgezogen:
Der Katechismus der Katholischen Kirche (Benno - bitte weghören :)) schreibt folgendes:
"1035 Die Lehre der Kirche sagt, daß es eine Hölle gibt und daß sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, "das ewige Feuer" [Vgl. DS 76; 409; 411; 801; 858; 1002; 1351; 1575; SPF 12]. Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt (Vgl. dazu auch 393).
1036 Die Aussagen der Heiligen Schrift und die Lehren der Kirche über die Hölle sind eine Mahnung an den Menschen, seine Freiheit im Blick auf sein ewiges Schicksal verantwortungsvoll zu gebrauchen. Sie sind zugleich ein eindringlicher Aufruf zur Bekehrung: "Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn" (Mt 7,13-14)"

Natürlich sagt uns die Offenbarung hinsichtlich keines Menschen (vielleicht mit Ausnahme des Judas Iskariot, über den das Diktum Jesu "er wäre besser nicht geboren worden" eine letztendliche Erlangung der Seligkeit wohl ausschließen dürfte - sonst war es ja doch besser gewesen, daß er geboren wurde!), daß er verdammt ist, und nur die Calvinisten (ich hoffe, Benno ist kein solcher, sondern ein A.B.-ler :)) lehren die positive Vorherbestimmung von Menschen zur Verdammung.

Aus Angst vor Strafe richtig zu handeln hätte für mein Gefühl obendrein keinen moralischen Wert, auch wenn das richtige Handeln natürlich dennoch gesellschaftlich sinnvoll ist. Gut (im Sinn von moralisch gut) finde ich eine Handlung dann, wenn sie aus positiven Motiven, aus Mit-Fühlen mit dem anderen, aus genuin guten Motiven gesetzt wird.

Das ist zwar prinzipiell richtig, nur glaube ich, daß es dem Menschen hernieden leider nicht vergönnt ist, nur aus positiven Motiven gut zu handeln. Das Gute nur allein um des Guten willen zu tun, kann wohl nur Gott allein! Außerdem denke ich, daß in der Realität meist eine Gemengelage von Motiven vorliegt: wer denkt sich schon: "Ich würde ja meine Eltern vergiften, doch nur weil ich dann vielleicht in die Hölle komme, laß ich's doch lieber!"?
Manche, wenn nicht große Fehler, Ungerechtigkeiten und Verbrechen geschehen aus subjektiv ehrlich guter, vielleicht irregeleiteter oder verblendeter oder auch nur die Konsequenzen nicht absehender Absicht. Diesem Menschen die Möglichkeit zu geben, die ganze Wahrheit zu erkennen und unter diesem Wissen noch einmal die Möglichkeit einer Neueinschätzung der Dinge zu geben, halte ich für ausgesprochen fair und gut.
... und genau dazu dient das Fegefeuer (sorry, Benno - bitte weghören :))

Bezüglich der von mir beispielhaft angeführten "Ungeheuer in Menschengestalt" glaube ich Ihnen gerne, daß Sie ihnen kein "ewiges Leben am Grillspieß" wünschen. Ich auch nicht - wenn sie sich bekehrt haben sollten, sollen sie auch gerettet werden! Nur gleich im voraus nach dem Motto "Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind!" zu leben, kann halt auch ins Auge gehen. Der Hl. Paulus drückt es vielleicht ein bisserl kraß aus, wenn er sagt: "Zitternd wirkt euer Heil!" Ich finde (als alter Pelagianer :D - alle Protestanten [Benno - eh klar :mrgreen:!] - und [fast] alle Katholiken - außer einigen alten Jesuiten - bitte weghören!), daß ich mir mit meinen Taten schon irgendwie mein jenseitiges Schicksal "verdiene", im positiven wie im negativen Sinne.

Und daß es für viele von uns besser ausgehen mag, als wir eigentlich erwarten dürften, ist halt diese undefinierbare "Gnade". Über die ich von einem jungen Pater eine für mich wunderbar schlichte Definition erhielt, als ich ihn ersuchte, mir zu sagen, was denn er unter "Gnade" verstehe: "Daß Sie jetzt mit mir darüber reden, ist schon eine! Sie hätten ebensogut diese Frage nicht stellen können. Das war in Ihrem freien Willen. Niemand hat Sie gedrängt, mir die Frage zu stellen. Aber, daß Sie mir eben diese Frage stellen WOLLTEN, und daß genau dann gerade ich da bin, dem Sie sie stellen KÖNNEN: das ist Gnade!" (ich weiß, ich weiß - das ist überhaupt nicht reiner Pelagianismus, aber was soll ich machen, mir hat's trotzdem viel gegeben ...)

MfG

Spencer
 
Pelagianismus ist der Glaube, dass die Erbsünde die menschliche Natur nicht verderben kann (die – von Gott stammend – auch göttlich sei), und dass der sterbliche Wille in der Lage ist, zwischen Gut und Böse ohne göttlichen Beistand zu unterscheiden. Somit war Adams Sünde ein schlechtes Beispiel für seine Nachkommen, aber seine Handlungen hatten nicht die Konsequenzen, die der Erbsünde zugerechnet werden. Der Pelagianismus sieht die Rolle von Jesus Christus als gutes Beispiel für die Menschen (und somit Adams schlechtem Beispiel entgegenwirkend). Daher hat die Menschheit den vollen Einfluss auf und damit auch die volle Verantwortung für ihr Seelenheil und ihre Sünden – und auf letzteres dringen Befürworter und Gegner des Pelagianismus gleichermaßen.
Was wär ich ohne ihn?

@spencer
Nett, dass Du mich in Dein etwas längeres, mitunter 3x zu lesendes Posting einbeziehst. 3x lesen, weil ich ein "einfacher" Mann bin.

Jo, A-B-ler!

. . . daß ich mir mit meinen Taten schon irgendwie mein jenseitiges Schicksal "verdiene", im positiven wie im negativen Sinne.
Mag sein, es muss ja auch im Paradies jemanden geben, der kocht und welche, die nur genießen.

Das mit der Gnade hat mir beim Lesen auch einiges gegeben. Danke!

Ich habe einem Taizé-Priester mal gesagt, dass ich, obwohl eigentlich nach Eigendefinition gläubiger Christ, sehr oft auch an Gott zweifle. Er gab mir als Antwort: Das tut jeder Christ. In solchen Momenten muss man sich jemanden suchen, der zu dem Zeitpunkt ein bissl fester ist im Glauben, so dass man sich mit dessen Hilfe wieder aufrichten kann.

Ich richte mich gerne an anderen auf und helfe gerne aufrichten. Aber ich missioniere nicht.

Benno
 
@benno:
Da mit dem "einfachen Mann" glaube ich Ihnen keine 10 Sekunden! Sie haben nach Ihren Postings zu schließen Herz UND Hirn - und das zählt doppelt!

Daß ich Ihnen mit meinem Schlußabsatz etwas geben konnte freut mich wirklich. Polemiken für's Hirn sind für mich ja nie ein Problem, aber "gratia gratis data" ist halt was anderes (sorry, aber manchmal muß ich halt meiner Liebe zum Latein nachgeben :)) ...

MfG

Spencer
 
"gott verzeiht nur eine sünde nicht: wenn eine frau einen mann in ihr bett ruft und er nein sagt"(na, an die zitierer von konzilsweisheiten, woher kommt dieser satz?)
in gottes und in teufels namen, so ist es, und angeblich treffen sich die beiden ja ab und zu ganz gern (goethe)
 
@spencer
Wir sind hier per Du. Es ehrt mich zwar ungemein, gesiezt zu werden, aber es läßt mich auch nachdenklich werden.

Leider kann ich in meinem realen Leben meine Herz-/Hirnfunktion nicht so einsetzen, wie ich will, sonst müßte meine Frau nicht unwissend unter meinen Fehltritten leiden.

Leider rutscht nämlich auch mein Hirn des Öfteren in tiefere Regionen (und auch am Herz vorbei).

@grünbaum
GSD bin ich kein Konzilzitierer :mrgreen: , sonst müßt ich wieder mal meinen Freund, den guten, alten Gugl befragen :mrgreen:

LG
Benno
 
@benno:
Wir sind hier per Du. Es ehrt mich zwar ungemein, gesiezt zu werden, aber es läßt mich auch nachdenklich werden.
Weiß ich - ich ziehe es jedoch generell vor, eher per "Sie" zu verkehren (ich meine: schriftlich und verbal, natürlich nicht mit Mädels [weder oral noch genital :D]). Wie eine - recht bodenständige - Klientin mir einmal über das Problem "Du/Sie" so treffend sagte: "Nach'm »Du« kommt's Oaschloch!" Also, lieber Benno, nehmen Sie es nicht zu nachdenklich (ich hoffe, Sie verweigern jetzt nicht wegen obstinaten Siezens jede weitere Kommunikation :))
Bezüglich Herz/Hirnfunktion : geht und doch allen so (würden wir hier sonst posten? :mrgreen:)

@grünbaum:
Jaja, der alte Goethe war manchmal ein kleines Schweinderl mit Hang zur absurden Pointe. Hans Weigel meinte einmal über das Verhältnis Goethe/Schiller: "Goethe wäre auch heute noch Goethe, Schiller wäre Werbetexter geworden". Demgegenüber könnte man auch formulieren: "Schiller wäre auch heute noch Schiller, Goethe wäre Kabarettist geworden"
 
@benno:
Wir sind hier per Du. Es ehrt mich zwar ungemein, gesiezt zu werden, aber es läßt mich auch nachdenklich werden.
Weiß ich - ich ziehe es jedoch generell vor, eher per "Sie" zu verkehren (ich meine: schriftlich und verbal, natürlich nicht mit Mädels [weder oral noch genital :D]). Wie eine - recht bodenständige - Klientin mir einmal über das Problem "Du/Sie" so treffend sagte: "Nach'm »Du« kommt's Oaschloch!" Also, lieber Benno, nehmen Sie es nicht zu nachdenklich (ich hoffe, Sie verweigern jetzt nicht wegen obstinaten Siezens jede weitere Kommunikation :))
Bezüglich Herz/Hirnfunktion : geht uns doch allen so (würden wir hier sonst posten? :mrgreen:)

@grünbaum:
Jaja, der alte Goethe war manchmal ein kleines Schweinderl mit Hang zur absurden Pointe. Hans Weigel meinte einmal über das Verhältnis Goethe/Schiller: "Goethe wäre auch heute noch Goethe, Schiller wäre Werbetexter geworden". Demgegenüber könnte man auch formulieren: "Schiller wäre auch heute noch Schiller, Goethe wäre Kabarettist geworden"
 
@spencer
Ich wiederum duze hier jeden. Ich hoffe, das macht DIR dann nichts aus!

Ansonsten hat Deine Klientin natürlich vollkommen Recht. Das ist mir auch schon so passiert. Trotzdem ist mir das Du lieber, weil es Nähe verheißt und Dir ist mir hier wichtiger.

Natürlich bin ich nicht angefressen, wennst mich weiter siezt, nur etwas befremdet. Aber das ist ok!

Benno
 
@benno:

"Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." Paulus, Gal. 6.2 :)

MfG

Spencer
 
@spencer
Ich wiege 175 kg! :mrgreen: Um mal wieder bißchen durchzuschnaufen!

Im Bibelzitieren bin ich nicht so gut, da müßt mir wieder Gugl helfen und den werde ich heute nicht mehr bemühen.

Ansonsten hast Du natürlich Recht!

LG
Benno

Mein Konfirmandenspruch:
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, dazu Du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.

Hat auch der gute, alte Paulus abgegeben. Briefe an Timotheus. Ich weiß aber nicht mehr die Stelle. Zu Hause hängt der Spruch am Gang. Da könnte ich nachschauen. Aber Du wirst´s vielleicht auch so wissen.

Hat mich auch eine gute Zeit begleitet der Spruch; eigentlich begleitet er mich immer noch; in meiner Auslegung halt.
 
"gott verzeiht nur eine sünde nicht: wenn eine frau einen mann in ihr bett ruft und er nein sagt"
Na, sag schon, Grünbaum, woher hast du das Zitat? Übrigens wurde der keusche Joseph, als er Potiphars Weib floh, von Gott nicht bestraft.

"Nach'm »Du« kommt's Oaschloch!"
Noch nie "Sie Arschloch Sie!" gehört?

LG, wini
 
@wini

also, wenns dich so interessiert, ist aus "alexis sorbas" von n. kazantzakis
 
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