Eure Lieblingsgedichte/Texte

"Wann, wo, in welcher Wüstenweite
Wirst du es je vergessen, Tor?
Wo, Füßchen, Füßchen, seid ihr heute?
Wo tretet ihr den Frühlingsflor?
Im milden Osten groß geworden,
Habt ihr auf tristem Schnee im Norden
Nie hinterlassen eine Spur:
Die lustvolle Berührung nur
von Teppichen war euch Erquickung.
Wie lang ist´s her, daß ich für euch
Vergaß die Ruhmsucht und zugleich
Das Vaterland und die Verschickung?
Das Glück der jungen Jahre schwand -
Wie eure leichte Spur im Sand."

A.S. Puschkin, aus "Evgeni Onegin"
 
Ich baue Mauern um mich.
Keiner kann zu nahe an mich heran.
Wer das Fenster in der Mauer findet,
kann mich sehen, wie ich bin.
Aber keiner darf zu mir.
Keiner darf mir mehr weh tun,
auch du nicht.
Obwohl ich mir wünschen würde,
du kämst durch diese Mauer.
Aber wenn ich dich zu mir lasse,
wirst du für mich da sein?
Oder bist du wie alle anderen?
Wirst du mir auch weh tun?
Um das zu erfahren, muss ich dich herein lassen.
Hinter meine Mauern.
Darf ich es riskieren?

Schön, aber seeehr traurig. :cry:
 
"Verstumm, entweich, schließ in dich ein
die Träume und Gefühle dein!
Was in der Seele leis erwacht,
mag wie die Sterne in der Nacht
stumm auf- und niedergehen: neig
dein Haupt in Dankbarkeit und schweig.
Kann je ein Herz verkünden - sich?
Ein andrer je ergründen - dich?
Und deines Lebens Sinn und Fug?
Gedanken, ausgedrückt, sind Lug.
Du trübst den Born, drin wühlend: neig
zum Quell dein Angesicht und schweig.
Lern leben ganz in dir allein:
ein Weltall ist die Seele dein, wo Zauber und Geheimnis spricht;
sie blendet grelles Tageslicht, betäubt der Lärm des Lebens: neig
dein Ohr dem Sphärenklang und schweig."

F.I. Tjutschew

Seit ich den besseren Übersetzungen aus dem russischen auf die Spur komme lässt mich das nicht mehr los...
 
~~~
Ein Mensch, der sich sehr schlecht benahm,
spürt zwar in tiefster Seele Scham.
Jedoch, sofern er kein Gerechter,
benimmt er fortan sich noch schlechter,
weil du für seine falsche List
ein wenn auch stummer Vorwurf bist.
Dies ist der Grundsatz, dem er huldigt:
»Es klagt sich an, wer sich entschuldigt!«
Auch ist ihm dieser Wahlspruch lieb:
»Die beste Abwehr ist der Hieb!«
Und, da er sich einmal beleidigt,
bleibt ihm nur, daß er sich verteidigt,
indem er, sich in dir betrachtend,
in dir sein Spiegelbild verachtend,
dasselbe zielbewußt verrucht
endgültig zu zertrümmern sucht..

Eugen Roth, deutscher Lyriker
 

Wenn es kein "morgen" mehr geben würde ...

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich Dich einschlafen sehe,
würde ich Dich besser zudecken und zu Gott beten, er möge Deine Seele schützen.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich Dich zur Türe rausgehen sehe,
würde ich Dich umarmen und küssen und Dich für einen weiteren Kuss zurückrufen.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich Deine Stimme höre ich würde jede
Geste und jedes Wort auf Video aufzeichnen, damit ich sie Tag für Tag wiedersehen könnte.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich einen Moment innehalten kann,
um zu sagen "Ich liebe Dich" anstatt davon auszugehen, dass Du weißt, dass ich Dich liebe.

Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich da sein kann, um den Tag mit Dir zu teilen,
weil ich sicher bin, dass es noch manchen Tag geben wird sodass ich diesen einen verstreichen lassen kann.

Es gibt sicherlich immer ein "morgen" um ein "Versehen/Irrtum" zu begehen und wir erhalten
immer eine 2. Chance um einfach alles in Ordnung zu bringen.

Es wird immer einen anderen Tag geben, um zu sagen "ich liebe Dich".

Und es gibt sicher eine weitere Chance um zu sagen: "Kann ich etwas für Dich tun?"

Aber nur für den Fall, dass ich falsch liegen sollte und es bleibt nur der heutige Tag möchte ich Dir sagen,
wie sehr ich Dich liebe.

Und ich hoffe, dass wir nie vergessen: das "Morgen" ist niemandem versprochen weder jung noch alt
und heute könnte die letzte Chance sein die Du hast, um Deine Lieben fest zu halten.
Also, wenn Du auf Morgen wartest, wieso tust Du's nicht heute? Falls das "Morgen" niemals kommt wirst
Du bestimmt bereuen, dass Du Dir keine Zeit genommen hast, für ein Lächeln, eine Umarmung oder einen
Kuss und Du zu beschäftigt warst, um jemandem etwas zuzugestehen, was sich im Nachhinein als sein
letzter Wunsch herausstellt.

Halte Deine Lieben heute ganz fest und flüstere ihnen ins Ohr, sag ihnen, wie sehr Du sie liebst und dass
Du Sie immer lieben wirst.

Nimm Dir die Zeit zu sagen "Es tut mir leid", „Bitte verzeih' mir", "Danke", oder "Ist in Ordnung".
Und wenn es kein "Morgen" gibt musst Du den heutigen Tag nicht bereuen.

gefunden im Netz, Autor unbekannt...
 
Ich möchte dich so gern berühren,
möchte deine Nähe spüren,
möchte mich an dich verschwenden,
zerfliessen unter deinen Händen.
Will dich küssen, streicheln, hören,
mich an deinem Duft betören,
will dich haben, dich umwerben,
den kleinen Tod gemeisam sterben.
Möchte dann die Augen schliessen,
deine Wärme geniessen,
mich in deine Arme strecken,
bis wir uns dann wieder wecken.
 
Gleich einer Pflanze ist dein Seelenleben,
Die sich zur Blüte niemals wird entfalten,
Wenn nicht vertraute Elemente walten,
Wenn Erde nicht und Sonne Nahrung geben.

So lenkt verschwiegner Glaube mein Bestreben,
In meinem Kreis dich innig festzuhalten,
Aus deiner Einsamkeit, der dunklen, kalten,
Zu Licht und Wärme dich emporzuheben.

Ich bin ein Teil von deiner eignen Seele;
Sie wird zu ihrer unbewölkten Klarheit
Gelangen nicht, solange ich ihr fehle.

Ihr Wesen ganz kann ich allein verstehen:
Willst du es sehn in seiner höchsten Wahrheit,
Mußt du's im Spiegel meiner Seele sehen.


(aus: Rosa Mayreder: Zwischen Himmel und Erde, Sonette, S. 30; verlegt bei Eugen Diederichs; Jena 1908)
 
Hören tu ich über das Internet ungemein gerne die Ausführungen von Prof. Dr. Harald Lesch - damit in Zusammenhang seine Texte. In seiner unnachahmlichen Art - humorvoll gewürzt - versteht er es vorzüglich, selbst dem blutigsten Laien verschiedene Begrifflichkeiten über das Universum komprimiert in einer Viertelstunde durchschaubar zu erklären. Er hat einen guten Schmäh drauf und eine Begabung, Dinge so zu präsentiert, dass sie jeder versteht. Na ja... Nicht umsonst ist er auch Philosophieprofessor. ;)

http://www.br-online.de/br-alpha/alpha-centauri/alpha-centauri-welt-2000-ID1208767151103.xml

http://www.br-online.de/br-alpha/alpha-centauri/alpha-centauri-universum-2000-ID1208766216480.xml

http://www.wasistzeit.de/interviews/a1.htm
 
Ein ganz schöner Dampfplauderer mit einem enorm guten Schmäh, der oft Wahrheiten transportiert, über die nachzudenken lohnt.
 
Ist Dir aufgefallen, daß diese 5 Videos ganz ohne Bilder haargenau gleich instruktiv und aussagekräftig wären? Daß die ohne Hintergrundgeräusche keinen Informationsverlust hätten und daß Bild und Geräusche offenbar nur dazu dienen die Informationen von 5-10 Minuten auf 45 Minuten zu dehnen und zu verdünnen? Ein sehr gutes Beispiel, daß Bücher weit bessere Medien sind, als Videos und Fernsehen, denn bei Büchern kann man dort und solange zum Nachdenken unterbrechen, wo man es nötig hat und wird weder durch zu früh einherkommende neue Informationen überfahren noch durch zu lange Zwischenphase optischer und akustischer Nullinformation gelangweilt. Ich finde das hochinteressant!
 
Wenn es kein "morgen" mehr geben würde ...

Wunderschön...die Kunst ist wohl, so zu leben, als ob es kein "morgen" geben würde ...

Ich möchte dich so gern berühren,
möchte deine Nähe spüren,
möchte mich an dich verschwenden,
zerfliessen unter deinen Händen.
Will dich küssen, streicheln, hören,
mich an deinem Duft betören,
will dich haben, dich umwerben,
den kleinen Tod gemeisam sterben.
Möchte dann die Augen schliessen,
deine Wärme geniessen,
mich in deine Arme strecken,
bis wir uns dann wieder wecken.

:daumen: danke fürs Teilen!

Gleich einer Pflanze ist dein Seelenleben,
Die sich zur Blüte niemals wird entfalten,
Wenn nicht vertraute Elemente walten,
Wenn Erde nicht und Sonne Nahrung geben.

So lenkt verschwiegner Glaube mein Bestreben,
In meinem Kreis dich innig festzuhalten,
Aus deiner Einsamkeit, der dunklen, kalten,
Zu Licht und Wärme dich emporzuheben.

Ich bin ein Teil von deiner eignen Seele;
Sie wird zu ihrer unbewölkten Klarheit
Gelangen nicht, solange ich ihr fehle.

Ihr Wesen ganz kann ich allein verstehen:
Willst du es sehn in seiner höchsten Wahrheit,
Mußt du's im Spiegel meiner Seele sehen.


(aus: Rosa Mayreder: Zwischen Himmel und Erde, Sonette, S. 30; verlegt bei Eugen Diederichs; Jena 1908)

Sehr berührend, zart, tiefsinnig....DANKE fürs Teilen!
 
Ihr seht mich an...

Ihr seht mich an,
als währ ich anders.
Ihr redet über mich,
als währ ich schlecht.
Ihr seht mich an,
vernichtet mich mit blicken.
Keine sorge,
wenn ich gehe,
werde ich euch eine Postkarte schicken.
Ihr redet über mich,
als hätte ich etwas getan.
Als währ ich böse,
und hätte was verbrochen...
fragt sich nur wann.
Doch die besten sind die,
die mich nicht beachten.
Aber trotzdem
hinter meinem rücken lachten.
Oder die,
die so direkt sind.
Alles sagen was sie denken.
Habt gedacht es interessiert mich,
eure Blödheit wird sich nicht senken.
Doch mir ist es egal,
mich stört es nicht.
Denn nicht jeder hat den mut,
so zu sein wie er ist.

verstellt euch nicht, nur um anderen zu gefallen !!
 
Zumindest einen brauchst Du

Zumindest einen brauchst Du auf dieser Welt,
der mit Dir weint und lacht,
einen, der unbeirrt zu Dir hält,
der Deine Probleme zu seinen macht.

Einen, der Deine Träume kennt,
Dir Deine Schwächen vergibt,
einen, der Dich beim Namen nennt
und froh ist, das es Dich gibt.

Einen, der Dich in die Arme nimmt,
wenn eine Hoffnung zerbricht,
einen, der Deine Saiten stimmt.
Einen brauchst Du als Licht.

nach Emmy Grund
 
Türkisches Liebeslied

Also glänzt des Liebchens Wange jede Nacht,
Daß aus Scham die Sonne sich versteckt jede Nacht,
Jeden Tag zieht an mein Aug' Rubinenpracht,
Füllet an mit Perlen selbes jede Nacht,
Weil ihr Bild verliebt im Traum die Leute macht,
Wein' ich laut, daß keiner schlafe, jede Nacht.
Ach, mit Schmerzen tötet mich die Nacht durchwacht,
Weil das Ambrahaar am Busen ruht ihr jede Nacht,
Ahmed's Pein und seiner Liebe Heldenschlacht,
Spricht die Kerz', auf einem Fuße stehend jede Nacht.

Ahmedi (gest. 1412)

(In der Übersetzung von Joseph von Hammer-Purgstall)
 
Wie oft versuchte ich nach Höherem zu streben,
auszubrechen aus meinem einfachen Leben.
Ach, unzählige Mal,
endete doch stets mit Qual.

Bin doch in eine kleine Welt geboren,
nicht zu Besserem auserkoren.
Doch seh ich, wie andere es schaffen,
versuche ich mich aufzuraffen.

Doch hab keine Kraft, laufe gegen die Wand
die ich aus Angst gebaut hab mit eigner Hand...
 
Giaconda Belli "Wenn du mich lieben willst
Erfinden wir unsere eigene Sprache"


Geliebter,
und uns werden die Augen größer:
Dinge sehen wir dann, die niemand sah,
Wege zwischen den Wolken,
Lieder in den Weizenfeldern.
Unter die Röcke sehen wir dann dem Wind,
wie seine Lippen das Wasser küssen.
Wir gehen dann ungezwungen,
ohne Schuhe und nackt,
wie unsichtbare Geister.
Worte und Lachen malen wir dann
auf die Mauern in die Welt,
während aus unseren Körpern die Liebe strömt,
sprudelnd,
glucksend,
plätschernd wie aus Brunnen.
 
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