Das einzige Mal, daß ich mir nicht alle Rennen im Fernsehen angesehen habe, war als die Ära Schumacher an ihrem Höhepunkt angelangt war. Die einzige Frage, die sich zu dieser Zeit stellte war, wie er und Ferrari dieses Mal das Reglement biegen und brechen würden, damit er am Ende gewinnt. Denn wenn das Können nicht ausreichte, gelang es ihm mit unglaublichem Glück - und wenn das nicht mitspielte, mit Schiebung - ganz oben zu stehen. So fad und uninteressant wie damals, war die Formel 1 weder irgendwann davor noch danach wieder.
Auch wenn heute ein Team eine ganze Saison über dominiert, so wie die letzten Jahre Red Bull oder heuer Mercedes, finde ich dennoch jedes Rennen irgendwie spannend. Wer nur sensationsgeil vorm Fernseher sitzt und darauf wartet, daß es "crasht", sollte lieber auf Nascar umschalten. Die richtig heftigen Unfälle gibt es glücklicherweise ja nicht mehr. Auch wenn ein Rennwochenende, wie einst Imola 1994 gut für Schlagzeilen ist, so würde ich mir so etwas nicht mehr wünschen.
Was ich allerdings in dieser Saison wirklich kritisch betrachte, ist das neue Reglement, das momentan Blüten treibt, die jenseits von Gut und Böse sind. Taktik ist ja wunderbar aber wenn diese Taktik fast nur noch darin besteht, wie man mit möglichst wenig Ressourcen (Sprit, Reifen, Getriebe, etc.) gewinnt, dann hat das meiner Meinung nach nichts mehr mit "Racing" zu tun, sondern mehr mit Eiskunstlauf.