Ich möchte wieder ein bissl was zum Thema beitragen.
jeder kann sich hier frei bewegen: wennst wer bist oder wen kennst, dann sogar als rechtskräftig zu unbedingter verurteilter. versuch mal, dich als nicht dieser schicht zugehöriger dann frei zu bewegen!
Dein erster Satz zeigt zwar eine große Ungerechtigkeit, aber es ändert nichts an meiner Freiheit.
lebt in relativer sicherheit: aber in absoluter sicherheit sogar! nämlich in der absoluten, auch ohne verdacht überwacht und verfolgt zu werden. und wenn ein oberoberster gerichtshof das verbietet, dann denkt man darüber nach, ob nicht eine gesetzesänderung doch die lücke wieder aufmacht. wofür, frag ich mich? was ist der zweck? und wer überwacht die überwacher?
Ich bin auch im Prinzip gegen Überwachung, und Überwachung schränkt zweifellos Freiheit ein. Andererseits täte man sich ohne jegliche Überwachung bei der Aufklärung von Verbrechen schwerer. Und man darf schon eines nicht vergessen: Das Internet ist zwar eine Supersache, aber es hat auch eine neue Art von Kriminalität mit sich gebracht. Würden die Gesetzgeber der Welt gar nicht darauf reagieren, wäre uns das Recht?
Ich bin ja jetzt doch schon 20 Jahre im Internet unterwegs, habe auf diversen Plattformen verschiedene auch kontroversielle Meinungen von mir gegeben - welche Nachteile habe ich eigentlich durch die Überwachung?
Abgesehen davon finde ich es schon seltsam, dass sehr viele über staatliche Überwachung raunzen, aber gleichzeitig freiwillig mit Klarnamen bei Facebook & Co. registriert sind, wo die Überwachung wesentlich professioneller gemacht wird als es Staaten je können werden. In einer freien Gesellschaft darf es natürlich aber auch jedem frei stehen, sich freiwillig überwachen zu lassen.
ist nicht unbedingt gefährdet in die obdachlosigkeit zu rutschen: das, mein freund, ist nicht einmal lächerlich! eine frau hättens grad bei uns wegen einem eingemahnten rückstand von 118 euro (!!)
delogiert, die wegen einer
stationären CHEMO ihre gerichtsverständigungen und termine verpasst hat. damit die wohnung frei wird, um für
100 % richtwert vermietet zu werden ... im sozialen wohnbau, auch wenn man eigentlich abschläge rechnen müsste!
eine frau, die sie samt zweier kleinkinder wegen eigenbedarfs für die wohnung (gesetzlich zulässig) über nacht aus der wohnung geschmissen haben und die von wiener wohnen abgewiesen worden ist, weil delogierung und obdachlosigkeit kein zuweisungsgrund ist, wär mit sack und pack auf der straße gestanden! im 21. jahrhundert, in der hauptstadt der republik österreich!!! (...)
Das sind zweifellos Härtefälle, bei denen es schlimm gelaufen ist. Aber welche Ansprüche stellst Du eigentlich an ein gutes, freiheitsunterstützendes System? Dass es für jeden (einigermaßen unverschuldeten) Härtefall das passende Rezept hat? Ich fürchte, dieses Ideal wird nie ein System auf der Welt erreichen. Man kann versuchen, Systeme zu verbessern, und Leute wie Du sind sicher ein Schlüssel dafür. Aber bei jeder "Verbesserung" des Systems kann es passieren, dass dabei etwas untergeht, was vorher gut funktioniert hat. Das ist wie wenn man ein Haus umbaut - man glaubt, man hat alle Schwächen beseitigt und alles ist super, aber vielleicht kommt man drauf, dass manches früher doch besser funktioniert hat.
ist medizinisch grundversorgt: ja hervorragend sogar! dann versuch einmal eine augenlaserung zur schärfenkorrektur auch nur teilweise ersetzt zu bekommen, wennst dich nicht in stationäre begibst, in spitälern, die bestimmte lasertechniken gar nicht anwenden und noch dazu wesentlich schlechtere geräte und weniger erfahrung auf dem gebiet haben. oder schau dir an, welchen kassenersatz du auf eine brille bekommst, die dir nicht nach kurzer zeit die nase plattdrückt. nimm das beispiel zahnersatz, kostenersatz für dauermedikamente, kostenersatz für chronisch kranke, ....
Du darfst nicht vergessen, dass Medizin immer vielfältiger wird. Viele Behandlungen, die wir heute von der SV bezahlt bekommen wollen, gab es vor 10 Jahren noch nicht. Auf die Entscheidungsträger in den SVs kommen sicher tagtäglich neue Medikamente und Techniken zu, über die sie zu entscheiden haben, ob und wie sie die bezahlen, und das möglichst ohne ihr Budget zu überschreiten. Ich habe auch schon über das eine oder andere den Kopf geschüttelt, insbesondere weil in den einzelnen SVs viele Dinge völlig unterschiedlich gehandhabt werden. Aber ist unsere medizinische Versorgung so schlecht?
Das medizinische System in Österreich ist sicher diskussionswürdig, zugegeben. Es ist ja unglaublich, wer da alles mitmischt: Sozialversicherungen, Sozial-, Gesundheits- und Wirtschaftsministerium, Landesregierungen (!), Bürgermeister (!), dazu noch diverse Lobbies. Viele Köche verderben den Brei.
aus einem ähnlichen bereich: eine frau in unserer anlage, so gut wie blind (gutachten des facharztes) sucht statt um derzeitiger pflegestufe 1 um pflegestufe 2 an. bekommt einen vertragsarzt der kasse vorbeigeschickt, der sie "untersucht" (KEIN facharzt für augen). bescheid: die pflegestufe 2 ist abgelehnt, da keine ausreichende behinderung und pflegebedarf gegeben ist. wenn die dame will, kann sie natürlich beim verwaltungsgerichtshof (kostenpflichtig) dagegen berufen (o-text). ich schreib über ersuchen der dame einen text: die kasse soll uns die befunde zusenden, denn wir bereiten die klage vor. daraufhin bekommt sie prompt eine neuerliche vorladung zum FACHarzt - jetzt hat sie pflegestufe 4 !!!! und, frage, was machen leute, die sich einschüchtern lassen und niemanden haben, der ihnen (gratis selbstverständlich) so einen brief aufsetzt???
Ein klassisches Fehlgutachten eines Sachverständigen. In Österreich haben Sachverständige viel zu tun, bei Gerichten, in Verwaltungssachen, im Sozialbereich, usw., usw. Wo Menschen arbeiten, passieren leider Fehler. Aber hast Du ein bessere Idee, wie man ein Rechtssystem anders aufbauen kann als auf Sachverständige? Mir fällt leider nichts Besseres ein. Vielleicht sollten die Konsequenzen für Sachverständige bei Fehlgutachten etwas strenger sein.
kann beruflich machen was man will: ah ja, super! mit welcher meiner töchter willst das diskutieren? mit der psychotherapeutin, die punkto ausbildung und praxis das heftigste des heftigsten durchgestanden hat und trotz akutestem bedarf ned mehr als einen teilzeitjob zsammbekommt (weil kein geld da ist)?
Zunächst einmal gratuliere zu Deinen Töchtern. Aus meiner Sicht haben sie aber schon irgendwie ein seltenes Pech. Ich kenn halt auch die andere Seite Leut, die von Headhuntern gesucht werden, und damit meine ich kein Top-Manager! Was meinst Du mit "kein Geld da"? Du meinst vom staatlichen System her?
mit der akademisch top ausgebildeten restauratorin, für die es trotz der verfallenden denkmäler und gebäude keinen job (weil kein geld) gibt?
Ist schlimm. Interessant eigentlich, weil bei uns ja ohnehin immer irgendwas restauriert wird. Natürlich - wenn man von staatlichen Aufträgen abhängig ist, besteht immer die Gefahr, dass für eine bestimmte Sparte kein Geld da ist. In den Gemeinden versickern dafür Milliarden für Sinnlosprojekte, die sich irgendwelche Bürgermeister einbildet.
und keine job für die managerin und CEE-ausbildungschefin einer internationalen modekette? und, und, und, und ???
Das wundert mich am meisten.
Die letzten beiden Jahre konnte bei Gericht die höchste Pflegestufe (ich glaub 7?) durchgesetzt werden, doch sämtliche Ersparnisse meiner Großeltern und Mutter waren letztendlich dahin, und das Haus meiner Großeltern gehört nun der Bank...
genau das ist der punkt: derartige "pflegesysteme" oder hartz IV in deutschland etc. sind in wahrheit eine glatte enteignung. die leute haben schließlich ihr leben lang sozialversicherung bezahlt - und es heißt ja sozialVERSICHERUNG - also muss sie auch wie eine solche arbeiten (risikoverteilung etc.).
Dazu muss man aber schon sagen, dass die Sozialversicherungssysteme in Europa bis vor etwa 20 Jahren überhaupt nicht für Pflegeleistungen konzipiert waren! Es war halt vorgesehen, dass die jüngeren Verwandten die älteren pflegen. Das ist natürlich, wenn man an den Threadtitel denkt, für die Betroffenen nicht so lustig, soviel Liebe sie auch aufbringen. Habe das in einigen Fällen miterlebt, bei manchen ging es über Jahre. Die Lebenserwartung ist dramatisch höher geworden, und die Gesellschaft hat sich verändert.
Die Lösung war, dass man vermehrt auch Pflege an den Staat delegiert bzw. sich von ihm finanzieren lässt. Im Gegensatz zu Krankheit, Unfall und Pension hat man aber keine weitere Sparte in der SV eingeführt. Das hätte wieder 3% des Bruttogehalts gekostet möglicherweise. Die Folge: Das Geld ist knapp. Dass sich der Staat am Vermögen der Nachkommen teilweise schadlos hält im Fall von Pflegeleistungen, ist eine logische Folge. Auch hier wieder die Frage: Wie soll man es anders organisieren?
was es bei einem versicherungssystem ja grundsätzlich nicht ist. es besteht anspruch auf eine entsprechende leistung entsprechend des gedeckten schadens - und ned nach dem motto "wannst da's über eingaben und einsprüche erstreitest, dann schon - wenn ned, hast a pech ghabt!".
Zunächst einmal hast Du das Versicherungssystem einmal auf den Punkt gebracht. Egal ob private oder soziale Versicherungssysteme, es kommt tatsächlich nicht drauf an, wieviel man eingezahlt hat. Es kann sein, dass jemand sich nach 6 Monaten Arbeitszeit das Bein bricht, und es kann sein, dass es jemandem in der Pension passiert, nachdem er 50 Jahre ins System eingezahlt hat. Die Ansprüche sind für beide gleich.
Das "wieviel" zählt in der Pensionsversicherung, die ja eine Mischung ist zwischen echter Versicherung und Sparform.
Dass man um Ansprüche streiten muss, ist zweifellos mühsam. Aber immerhin haben wir ein Rechtssystem, in dem man streiten kann. Dass der Zugang zum Recht immer teurer wird, ist aber zweifellos etwas, was uns im Allgemeinen unfreier macht. Allein die Gerichtskosten für so banale Sachen wie Kopieren machen es für Vermögende leichter, ihr Recht durchzusetzen, dazu noch die Rechtsanwaltstarife, die MMN weit stärker steigen als die Inflation (habe das aber nicht nachgeprüft).
ich brech gleich in tränen aus (wohlgemerkt als durchaus besserverdienender). frage: ist die beitragshöhe nach oben gedeckelt - und wo?
Man kann über Höchstbeitragsgrundlagen diskutieren. Aber man sollte auch die Konsequenzen bedenken. Hebt man in der Pensionsversicherung die Höchstbeitragsgrundlage an, bedeutet das später schlicht und einfach mehr Ausgaben für Pensionen. In der Krankenversicherung wäre es unproblematischer.
Man muss aber trotzdem zugeben, dass die Grundpfeiler unseres Systems noch immer epochale Errungenschaften sind, nämlich, dass KV-Beiträge nicht vom individuellen Risiko abhängen, sondern vom Einkommen.