Gesundheit von Sexworkerinnen ...

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... ich erlaube mir desöfteren diverse "gesundheitsthreads" querzulesen ... und im speziellen interessieren mich jene threads, wo (egal welche) geschlechtskrankheiten diskutiert werden ...

... manches lerne ich dabei, manches verwundert mich und last not least amüsiert mich so manches ...


... und nun möchte ich eine frage zur diskussion stellen ...

... sexworkerinnen haben in gewisser hinsicht nicht nur eine soziale verantwortung zu tragen, sondern auch eine eminent wichtige punkto gesundheit: sowohl jener der eigenen als auch jener der freier und kunden ...

... nun möchte ich die geneigte leserschaft fragen, wie diese verantwortung gesehen wird und in welcher weise sie von den sexworkerinnen auch erfüllt wird ... wie sehr wird "vertraut" und wie sehr wird der gedanke beiseite geschoben, ob denn das professionelle gegenüber auch - wie es das gesetz verlangt - unter wöchentlicher gesundheitlicher kontrolle steht ...

... meine frage zielt jetzt nicht primär auf hiv ab, denn es gibt meines erachtens eine vielzahl anderer erkrankungen, die ebenfalls nicht unter den tisch gekehrt werden dürfen ... egal ob es sich nun um diverse pilzerkrankungen, hpv-viren, ... oder hepatitis, etc handelt ...


... freu' mich auf eine anregende und BITTE niveauvolle diskussion ...

... yvonne :)
 
Vorab soll bei dieser Diskussion daran erinnert werden, dass SexworkerInnen, vor allem in Wien, zum Nachweis ihres "Freiseins von Geschlechtskrankheiten" unverhältnismäßige Belastungen auf sich nehmen müssen. Der Ausschuss gegen Folter der Vereinten Nationen hat in der diese Woche zu Ende gegangenen 44. Sitzung die Zustände an der Untersuchungsstelle in Wien mit Besorgnis zur Kenntnis genommen und die österreichische Bundesregierung erinnert, dass sie die Verpflichtung hat, die Menschenwürde der untersuchten SexarbeiterInnen zu wahren. Unverhältnismäßig sind diese Belastungen der SexworkerInnen darüber hinaus auch deshalb, weil die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Staaten von Zwangsuntersuchungen abrät. Im Zeitalter von AIDS trägt jeder, ob Freier oder SexworkerIn, die Verantwortung für die Gesundheit: Dies kann nur mittels Safer Sex erfolgen.
 
... übergeordneter organisationen sind das eine, die realen lebenswelten das andere ... und welche bürden in vielerlei hinsicht einem die kontrollstelle in wien woche für woche auferlegt muss hier nicht näher erwähnt werden ...

... meine wenigkeit jedenfalls hat all diese fragen in anbetracht der momentanen situation aufgeworfen und nicht im lichte dessen, was möglicherweise von der uno und anderen (menschenrechts-)organisationen verlangt wird ...

... "behördlich" verordnete "zwangsuntersuchung" klingt natürlich heavy ... aber ich sehe dies ein wenig pragmatisch: auch wenn es teilweise sehr mühsam ist: eine regelmässige gesundenuntersuchung verhindert zwar keine krankheiten, aber man vermindert das risiko jedenfalls erheblich ...

... und ich denke, dass dies eine mindestanforderung an jede sexworkerin ist, was man neben den anderen regelmässigen ärztlichen untersuchungen (gynäkologe, dermatologe, ...) für die eigene und damit auch für die gesundheit anderer machen kann ...

... yvonne :)
 
eine regelmässige gesundenuntersuchung verhindert zwar keine krankheiten, aber man vermindert das risiko jedenfalls erheblich

Gerade das ist ja der fatale Irrtum, vor allem bei AIDS - weshalb die WHO ja von Zwangsuntersuchungen abrät: Es entsteht durch die Untersuchung das falsche Gefühl der Sicherheit. Tatsächlich müsste sich jeder bei Sex mit Unbekannten so verhalten, als ob er/sie annimmt, der Sexpartner habe HIV (was er/sie ja trotz Untersuchung haben könnte). Dies betrifft nicht nur Sexworker, sondern auch Swingerparties (wo sich die Unsitte von ungeschütztem Geschlechtsverkehr nach laienhaft ausgeführten HIV-Schnelltests verbreitet). Zusätzlich wäre es günstig, wenn SexworkerInnen einen diagnostischen Blick für Krankheitsbilder entwickeln, um sich selbst zu schützen.

Selbstverständlich ist es gut, wenn man sich dennoch freiwillig (!) ab und zu untersuchen lässt. Aber dann sollte z.B. die gynäkologische Untersuchung auch Krebsabstriche einschließen, und nicht nur auf Geschlechtskrankheiten fokussiert sein.
 
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... "behördlich" verordnete "zwangsuntersuchung" klingt natürlich heavy ... aber ich sehe dies ein wenig pragmatisch: auch wenn es teilweise sehr mühsam ist: eine regelmässige gesundenuntersuchung verhindert zwar keine krankheiten, aber man vermindert das risiko jedenfalls erheblich ...

Das würd ich mal bezweifeln.

Zwangsmassnahmen haben prinzipiell immer nur eine begrenzte Wirkung und auch bei der Kontrolluntersuchung ist dies nicht anders.

Unter anderem ruhen in der Kontrolluntersuchung folgende systemimmanenten Fehler:

Es wird eine falsche, trügerische Sicherheit aufgebaut, die der Realität nicht Stand hält, denn die Untersuchung garantiert keinesfalls dass die SW frei von STIs ist, verleitet aber die Gäste zu risikobehaftetem Verhalten.

Gerade die hochinfektiöse Phase mancher Erkrankungen (z.B. HIV) wird nicht erfasst.

Es werden zwar Erkrankungen festgestellt, aber der wichtigste Punkt fehlt: die Motivation der SW auch entsprechende Konsequenzen zu ziehen: die gesundheits- bzw. verantwortungsbewussten SW - und das sind jene, die weitgehend auch ohne Kontrolluntersuchung auf ihren gesundheitlichen status achten - werden eine Behandlung einleiten und während der infektiösen Phase ihre Tätigkeit sistieren. Alle anderen entziehen sich ohnehin dem System bzw. arbeiten nach einem positiven Befund weiter. Diese Gruppe kann nur durch ein freiwilliges, niederschwelliges Angebot erfasst und betreut werden, niemals aber durch Zwangsmassnahmen ..................
 
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Es werden zwar Erkrankungen festgestellt, aber der wichtigste Punkt fehlt: die Motivation der SW auch entsprechende Konsequenzen zu ziehen: die gesundheits- bzw. verantwortungsbewussten SW - und das sind jene, die weitgehend auch ohne Kontrolluntersuchung auf ihren gesundheitlichen status achten - werden eine Behandlung einleiten und während der infektiösen Phase ihre Tätigkeit sistieren. Alle anderen entziehen sich ohnehin dem System bzw. arbeiten nach einem positiven Befund weiter. Diese Gruppe kann nur durch ein freiwilliges, niederschwelliges Angebot erfasst und betreut werden, niemals aber durch Zwangsmassnahmen ..................


... auch wenn manche nun einen widerspruch orten ... dieser meinung schliesse ich mich zu 100% an ...

... aber ich denke, dass es fiktion ist, von jeder sexworkerin zu erwarten, sich freiwillig regelmässigen gesundenuntersuchungen zu unterziehen ...

... auch wenn es zwang beinhaltet und vieles im argen liegt: besser diese form der "unterkontrollstellung" als gar keine ärztliche untersuchung ...

... yvonne :)
 
... aber ich denke, dass es fiktion ist, von jeder sexworkerin zu erwarten, sich freiwillig regelmässigen gesundenuntersuchungen zu unterziehen ...

... auch wenn es zwang beinhaltet und vieles im argen liegt: besser diese form der "unterkontrollstellung" als gar keine ärztliche untersuchung ...

Und wieviele gehen zur Kontrolluntersuchung? Doch auch nur ein Bruchteil. Und manche arbeiten sogar nach einem positiven Befund weiter.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein freiwilliges, niederschwelliges, System besser angenommen wird, für eine bessere Gesundheit sorgt, Illegalität und Zwang einschränkt und sowohl zur Volksgesundheit als auch zur physischen und psychischen Gesundheit der SW einen wesentlichen Beitrag leistet.
 
... aber ich denke, dass es fiktion ist, von jeder sexworkerin zu erwarten, sich freiwillig regelmässigen gesundenuntersuchungen zu unterziehen ...

Im Hinblick auf Zustände, die vom zuständigen Ausschuss der Vereinten Nationen (der international durchaus mit ärgsten Vorkommnissen konfrontiert ist) als erniedrigende Behandlung (somit als Vorstufe der Folter) angesehen werden, ist es durchaus rational, dass sich SexworkerInnen bei dieser Untersuchungsstelle nur unter Zwang melden. Im Hinblick auf den Abschlussbericht des UN-Ausschusses ist es aber fraglich, ob dieser Zwang in Hinkunft noch durchsetzbar ist - der Staat hat nicht das Recht, irgendjemanden erniedrigender Behandlung auszusetzen (verfassungsgesetzlich gewährleistetes Recht auf Schutz vor erniedrigender Behandlung gem Art 3 EMRK iVm Art 144 B-VG).

Falls hingegen von Gesundheitsbehörden aufsuchende Arbeit betrieben wird, dann lassen sich die angesprochenen SexworkerInnen sehr wohl gerne freiwillig untersuchen - dazu gibt es positive Erfahrungen aus Deutschland (wo es keine Zwangsuntersuchung gibt)

... auch wenn es zwang beinhaltet und vieles im argen liegt: besser diese form der "unterkontrollstellung" als gar keine ärztliche untersuchung ...

Im Hinblick auf die international festgestellte erniedrigende Behandlung würde ich das nicht "ärztliche Untersuchung" nennen, weil eine erniedrigende Behandlung jeder medizinischen Ethik Hohn spricht. Schließlich nennen wir die "Experimente" von Dr. Mengele an KZ Häftlingen auch nicht "medizinische Behandlung" sondern Misshandlung und Folter.

Ich denke, wir stimmen aber alle in Folgendem überein: Besser eine freiwillige medizinische Untersuchung, als Erniedrigung unter dem Vorwand einer Untersuchung ohne positiven Effekt.
 
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein freiwilliges, niederschwelliges, System besser angenommen wird, für eine bessere Gesundheit sorgt, Illegalität und Zwang einschränkt und sowohl zur Volksgesundheit als auch zur physischen und psychischen Gesundheit der SW einen wesentlichen Beitrag leistet.


... ich kann deine ausführungen wieder nur bestätigen ... allein der glaube fehlt mir, dass sich sowohl von der gesetzgebenden als auch von seiten der sexworkerinnen auf absehbare zeit etwas ändern wird ...

... und dazu zählt sicher nicht nur der aspekt der gesundheit ...

... yvonne :)
 
... ich kann deine ausführungen wieder nur bestätigen ... allein der glaube fehlt mir, dass sich sowohl von der gesetzgebenden als auch von seiten der sexworkerinnen auf absehbare zeit etwas ändern wird ...

... und dazu zählt sicher nicht nur der aspekt der gesundheit ...

Da muss ich dir leider Recht geben. Der Populismus feiert Hochkonjunktur und dazu gehört die Tendenz das SW zu ächten, unter Kontrolle zu stellen, einzuschränken oder gänzlich zu verbieten. Und jeder, der ein bisschen Ahnung hat oder einen Rest gesunden Hausverstandes besitzt ist klar, dass dies dem gewollten Ziel entgegenwirkt.
 
Im Hinblick auf die international festgestellte erniedrigende Behandlung würde ich das nicht "ärztliche Untersuchung" nennen, weil eine erniedrigende Behandlung jeder medizinischen Ethik Hohn spricht. Schließlich nennen wir die "Experimente" von Dr. Mengele an KZ Häftlingen auch nicht "medizinische Behandlung" sondern Misshandlung und Folter.


... dein ansinnen in ehren ... aber den vergleich mit dem ns-regime finde ich dennoch stark überzogen ...

... ich selber habe mich bei der wöchentlichen kontrolluntersuchung noch nie misshandelt oder gefoltert gefühlt ... weder von behördlicher noch von spezifisch ärztlicher seite ...

... yvonne :!:
 
... ich kann deine ausführungen wieder nur bestätigen ... allein der glaube fehlt mir, dass sich sowohl von der gesetzgebenden als auch von seiten der sexworkerinnen auf absehbare zeit etwas ändern wird

Im Hinblick auf die scharfe internationale Kritik der Vereinten Nationen an den Zuständen der Gesundheitsuntersuchung in Österreich kann ich mir sehr gut vorstellen, dass der Gesetzgeber reagieren wird, weil sich internationaler Druck aufbaut:

Die nächste internationale Beobachtung ist durch den UN Ausschuss für soziale und kulturelle Rechte (Abgabetermin des österreichischen Berichts Ende 2010): Hier wäre die Zwangsuntersuchung unter dem Aspekt des Rechts auf die beste medizinische Behandlung zu sehen, was Sexworkern offenbar in Wien verweigert wird. Es ist davon auszugehen, dass dieser Ausschuss die Ergebnisse des Ausschusses gegen Folter aufgreifen wird, weil erniedrigende Behandlung ist nicht die best practice!

Anschließend folgt der Bericht an den Ausschuss gegen jegliche Diskriminierung der Frauen (2011): Hier ist ein eigener Artikel dem Schutz von Frauen vor sexueller Ausbeutung gewidmet - und unter diesem Artikel könnte das Thema der erniedrigenden Zwangsuntersuchung wieder aufgegriffen werden.

Wenn Österreich nichts verbessert, könnten durchaus Zweifel entstehen, wie es um die Lage der Menschenrechte in Österreich bestellt ist. Denn gerade die schwächsten Gruppen, wie Sexworker, sollen unter ihrem Schutz stehen.

Hinzu kommt der Aspekt der psychischen Gesundheit: Ständige erniedrigende Behandlung kann krank machen (Alkoholsucht, Depressionen, ...)
 
... ich weiss nun nicht, ob es sinnvoll ist, alle pflichten, die sexworkerinnen im regelfall haben (ich rede explizit nicht von den rechten, da liegt genügend im argen) unter den mantel von menschenrechtsverletzungen zu stellen ...

... ich persönlich gewinne meinem beruf sehr viel positives ab ... und kann daher diese herbe kritik nicht nachvollziehen, aber jedem das seine ...

... und wenn ich nur an die jährlichen berichte von "amnesy international" über die lage der menschenrechte in österreich denke, dann braucht es nicht die situation um die sexworkerinnen um zu erkennen, dass in mancherlei hinsicht einiges im argen liegt ...

... yvonne :)
 
liebe yvonne, ich hatte einige male das vergnügen, auf der untersuchungsstelle einige vergnügliche stunden zu verbringen und war jedes mal wieder bass erstaunt über den rassismus mit dem dort gefuhrwerkt wird.
nicht in dem sinne dass man generell ausländerinnen etwas rüde behandelt, sondern alles, was irgendwie "anders" aussieht oder sich verhält.
ich habe nur erlebt, wie eine der "schwestern" oder wie immer man die aufrufenden damen nennen kann, ziemlich gereizt in die runde geplärrt hat, wenn sie jemanden ausgerufen und diese/r nicht sofort reagiert hat.
alos kein vergleich zu einer arztpraxis, wo die sprechstundenhilfen sicher genausoviel stress haben, aber sich wesentlich mehr am riemen reißen müssen.
man könnte fast annehmen, dass das medizinische personal in der untersuchungsstelle davon ausgeht, dass sich nutten eh nicht wehren, weil sie ja am rande der gesellschaft leben.
ich selber wurde dort sehr ok behandelt, aber was ich von anderen mitbekommen habe, ist das nicht die norm.

was die verantwortung von SW betrifft, generell ist es leider so, dass je niederer das bildungsniveau desto geringer die hemmschwelle bzw die achtung dem eigenen körper und der eigenen gesundheit gegenüber und dahingehend natürlich auch gegenüber einem etwaigen kunden.

anders gesagt, ich würde auf dem babystrich oder auf der felberstraße mit einem höheren aufkommen an wahllos übertragenen geschlechtskrankheiten rechnen als in einem nobelescort.
obwohl wahrscheinlich die registrierungshäufigkeit auf der straße höher ist.

andererseits sollte der kunde selber so viel grips mitbringen, um sich vor krankheiten zu schützen, im privaten bereich ebenso wie im käuflichen.

dass HIVtests erst wochen nach der infektion eindeutig und stichhaltig durchgeführt werden können, ist ohnehin ein alter hut.
aber wer kommt schon gerne mit einem pilz, bakterien oder einem tripper nach hause zum liebenden weibe?

ich selber habe eine medizinische ausbildung und mir dadurch sicher einiges erspart - es gibt einige sehr deutliche anzeichen für eine erkrankung, wie flecken auf der haut (nicht unbedingt im genitalbereich, auch zb am nacken bei bestimmten geschlechtserkrankungen), ausfluss, geruch, ...
dennoch kann man rein dem augenschein nicht trauen - wer kann schon sagen ob der kunde/ die dame HIVpositiv ist oder eine hepatitis mit sich herumschleppt?
 
... dein ansinnen in ehren ... aber den vergleich mit dem ns-regime finde ich dennoch stark überzogen

Wir sollten uns daran erinnern, dass in Europa der Schutz durch ein verbindliches System der Menschenrechte erst unter dem Eindruck der Greueltaten des NS-Regimes aufgebaut wurde. Gerade das Folterverbot wurde so gemeint, dass auch Dr. Mengeles "medizinische Experimente" geächtet werden (siehe Art 7, Pakt über politische und bürgerliche Rechte, wo das Verbot medizinischer Experimente ohne Einwilligung ausdrücklich unter dem Folterverbot angeführt wird).

Erniedrigende Behandlung ist ebenfalls vom Folterverbot erfasst. Sie ist natürlich auf einer viel geringeren Schwelle (selbstverständlich behauptet niemand, dass die Ärzte an der Untersuchungsstelle foltern). Wenn der Staat jedoch erniedrigende Behandlung toleriert, weicht er den Schutz durch das Folterverbot auf - und deshalb ist es wichtig, dass in Wien umgehend auf die Feststellungen der Vereinten Nationen reagiert wird - weil sonst zu befürchten ist, dass das Folterverbot aufgeweicht wird.

In Wien wäre z.B. wegen dieser Überlegung nun zu prüfen, ob es regelmäßige Praxis ist, dass SexworkerInnen Medikamente verabreicht werden, über deren Wirkung und Zusammensetzung sie nicht aufgeklärt wurden (siehe ein Schattenbericht beim oa Ausschuss) und insbesonders wäre dann genauestens zu hinterfragen, ob diese Praxis Teil von Experimenten ("Anwendungsbeobachtungen" im extra bezahlten Dienste der Pharmaindustrie) ist. Da SexworkerInnen sozial schwach sind, könnten sie sich womöglich gegen einen solchen Missbrauch gar nicht wehren - und sind noch dankbar für die "Sonderbehandlung".
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt zahlreiche Berufe wo regelmäßige Untersuchungen vorgeschrieben und durchgeführt werden. Vorgeschrieben deshalb, weil bei dem Großteil der Bevölkerung auf Grund Faulheit, Scham, Ignoranz und Co freiwillige - auch wenn niederschwellige - Maßnahmen nicht realisierbar sind (sei es Kontrollen, Untersuchungen, vorbeugende Maßnahme oder was auch immer). Wieviele Autofahrer würden ihre Autos regelmäßig zu technischen Untersuchungen bringen? Wieviele Betriebe würden regelmäßig ihre Strom-, Belüftungs- usw. Anlagen regelmäßig überprüfen lassen. Wie viele Ärzte machen regelmäßig nur zum mindestens eine Blutuntersuchung? (He, he - ich auch nicht).

Es ist einfach nicht wahr, dass regelmäßige Untersuchungen bei den SWs das Risiko von Verbreitung von Infektionen nicht senkt. Nicht auf null, aber es wird gesenkt! Genauso, wie auch trotz Pickerl immer noch viele Unfälle auf Grund technicher Mängel passieren. Aber wie würde es ohne Pickerl aussehen?!

Das Problem ist, dass viele - auch Ärzte - SWs für einen minderwertigen, zweitklassigen Menschen halten. So sieht dann leider alles, was die Prostitution betrifft aus: die Gesetze, die Untersuchungen, die Betreuung von erkrankten SWs und alles.

Meines Achtens gehört Prostitution legal voll akteptiert, eindeutig geregelt, kranken- und pensionsversichert und ordentlich, wie jeder Beruf mit einer besonderen Gefährdungspotential, kontrolliert.

Aber kontrolliert wird es halt sein müssen. Es ist sowieso eine böse Unterstellung, dass SWs generell, auch wenn eine Infektion erkannt wird, weiterarbeiten. Es gibt sicherlich Ausnahmen, aber ich bin schon überzeugt, dass der Großteil deren, die sich regelmäßig kontrollieren lassen auch im Falle des Falles pausieren und sich behandeln lassen würden. Wenn es nicht kontrolliert wird, hat man nicht einmal die Chance zu pausieren und zu behandeln. Und wo keine Vorschriften, dort wird es auch nicht kontrolliert.

Ich betrachte übrigens freizügige Frauen, die auf Parties mit Alkohol und Drogen regelmäßig ihre Partner wechseln für viel gefährlicher als SWs, die sich regelmäßig kontrollieren lassen. OK, die machen es nicht fürs Geld, aber wer glaubt, dass man solche Frauen überzeugen und zu regelmäßigen, freiwilligen Kontrollen bringen kann? Ich kenne keine Statistiken, aber ich bin mir 100% sicher dass legale Prostitution weniger STDs verbreitet als "normale" Promiskuität!
 
Es gibt zahlreiche Berufe wo regelmäßige Untersuchungen vorgeschrieben und durchgeführt werden.

So zahlreich sind die Berufe auch nicht mehr, denn es wurden in der Vergangenheit bereits viele (Zwangs)untersuchungen abgeschafft. Vom Lungenröntgen bis zur Ausscheideruntersuchung.

Es ist einfach nicht wahr, dass regelmäßige Untersuchungen bei den SWs das Risiko von Verbreitung von Infektionen nicht senkt.

Natürlich senken sie das Risiko, aber durch andere Massnahmen gibt es tauglichere Mittel ein besseres Ergebnis auf freiwilliger Basis zu erzielen.
 
liebe yvonne, ich hatte einige male das vergnügen, auf der untersuchungsstelle einige vergnügliche stunden zu verbringen und war jedes mal wieder bass erstaunt über den rassismus mit dem dort gefuhrwerkt wird.
nicht in dem sinne dass man generell ausländerinnen etwas rüde behandelt, sondern alles, was irgendwie "anders" aussieht oder sich verhält.
ich habe nur erlebt, wie eine der "schwestern" oder wie immer man die aufrufenden damen nennen kann, ziemlich gereizt in die runde geplärrt hat, wenn sie jemanden ausgerufen und diese/r nicht sofort reagiert hat.
alos kein vergleich zu einer arztpraxis, wo die sprechstundenhilfen sicher genausoviel stress haben, aber sich wesentlich mehr am riemen reißen müssen.
man könnte fast annehmen, dass das medizinische personal in der untersuchungsstelle davon ausgeht, dass sich nutten eh nicht wehren, weil sie ja am rande der gesellschaft leben.
ich selber wurde dort sehr ok behandelt, aber was ich von anderen mitbekommen habe, ist das nicht die norm.


... ich verstehe nur zu gut, was du meinst und erlebe dies auch sehr sehr häufig ... und ich weiss, dass ich für meine folgende aussage schelte bekommen werde, aber mich wundert der rassismus den migrantinnen und "speziellen" ausländischen sexworkerinnen gegenüber in keinster weise, weil eben dieser rassismus auch von der anderen seite offen gelebt und gezeigt wird ...

... und nein: rassismus und intoleranz als gesellschaftsbild ist sicher nicht das meine ... meine aussage bezieht sich ausschliesslich auf ge- und erlebte realität bei der kontrollstelle ...

... yvonne :!:




ps: auch die sache mit dem bildungsniveau ... ist so eine sache: in den grundzügen gebe ich dir absolut recht, aber ich "durfte" auch schon mit einer hochgebildeten escortlady punkto gesundheit(sverständnis) erfahrungen machen, die einem das gruseln lehrten und meinen sofortigen rückzug von weiteren dates veranlassten ...
 
Meines Achtens gehört Prostitution legal voll akteptiert, eindeutig geregelt, kranken- und pensionsversichert und ordentlich, wie jeder Beruf mit einer besonderen Gefährdungspotential, kontrolliert.

absolut d'accord.
allerdings wird es eine gesellschaftliche ent-ächtung nie wirklich geben.
ich persönlich hatte nie ein problem damit, nicht akzeptiert zu werden (unter anderem DANKE an meine freunde aus dem forum, die mir gezeigt haben, dass man als SW nicht unter dem teppich gehen muss) allerdings habe ich auch das privileg einer anständigen ausbildung und eines elternhauses, das hinter mir steht.
solange es frauen gibt, die um ihre männer fürchten, so bald sich eine professionelle nähert ( speziell in erotisch unterentwickelten gebieten mit hohem spießeranteil), kann es keine gleichstellung geben.
diesen fehlschluss hier zu zerlegen habe ich hier weder lust noch muße, aber fakt ist, dass ein solches system an der verlogenheit eines regimes und dessen wähler scheitern muss, die brav ihre kerzerln schlucken und sich dem warmen schauer der selbstgerechtigkeit hingeben.


Ich betrachte übrigens freizügige Frauen, die auf Parties mit Alkohol und Drogen regelmäßig ihre Partner wechseln für viel gefährlicher als SWs, die sich regelmäßig kontrollieren lassen. OK, die machen es nicht fürs Geld, aber wer glaubt, dass man solche Frauen überzeugen und zu regelmäßigen, freiwilligen Kontrollen bringen kann? Ich kenne keine Statistiken, aber ich bin mir 100% sicher dass legale Prostitution weniger STDs verbreitet als "normale" Promiskuität!

in diesem punkt gehen wir 100% konform.
 
So zahlreich sind die Berufe auch nicht mehr, denn es wurden in der Vergangenheit bereits viele (Zwangs)untersuchungen abgeschafft. Vom Lungenröntgen bis zur Ausscheideruntersuchung.

sämtliche schwerarbeiter, die in irgendeiner weise permanent hitze, dämpfen, chemikalien, staub und sonst was ausgesetzt sind, müssen sich regelmäßig untersuchen lassen, das steht sogar in deren arbeitsvertrag.

sogar jeder lkw-lenker muss alle 5 jahre zur ärztlichen kontrolle, weil er sonst die fahrerlaubnis verliert - so einfach, so bewährt. früher oder später wird die eu das auch auf pkw-lenker ausdehnen, das ist nur eine frage der zeit...

Natürlich senken sie das Risiko, aber durch andere Massnahmen gibt es tauglichere Mittel ein besseres Ergebnis auf freiwilliger Basis zu erzielen.

du hättest politiker werden sollen *lol*....wärst du eventuell geneigt, deinem inhaltsleeren statement auch ein taugliches beispiel anzufügen?
 
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