Nun gut, ich habe Urlaub und dementsprechend ausreichend Zeit und Muße für einen Eintrag:
I.
Ad personam: Die Frage, ob deine Idee, dieses Thema hier zur Diskussion zu stellen, sonderlich glücklich gewesen sei, hast du dir mittlerweile vermutlich selbst hinlänglich beantwortet.
Ad rem: Natürlich kannst du auch mit einem kleinen Schwanz eine erfüllende (und das Wort in diesem Kontext sei nicht als deplatzierte Anspielung verstanden) Beziehung führen; ich denke aber, dass du zunächst - first and foremost, wie es in meiner Muttersprache so schön heißt - mit dir, mit deinem Schwanz und mit deiner Sichtweise ins Reine kommen solltest. Das Problem, wenn ich die Frage richtig deute, ist eher, dass dir dein Schwanz zu klein vorkommt, dass du mit dieser anatomischen Gegebenheit (und das ist eine solche, allen Internet-Scharlatanen und ihren gegenteiligen Verheißungen zum Trotz!) nicht zurechtkommst, als die vordergründige Problematisierung einer potenziell glücklichen Beziehung. Ohne Ersteres wird Zweiteres in der Tat schwierig zu erreichen sein; meines Erachtens liegt das jedoch an deiner Unzufriedenheit mit dir selbst und nicht an fehlender Größe an mancher Stelle. Es liegt nun nicht an mir, und ich maße mir überdies nicht an, dir Ratschläge zu erteilen; auch und vor allem, weil du für dich individuell-konkret herausfinden wirst müssen, wie du mit diesem Thema unverkrampft umgehen kannst.
II.
Mit besonderem Vergnügen antworte ich in diesem Thread - meiner Off-Topic-Vergangenheit in so manch anderem Forum eingedenk -, weil ich bis dato nur Beziehungen und fast ausschließlichr Sex mit Männern hatte. Vielleicht bringt diese Perspektive durchaus ihr Positives (Schwulen wird doch allgemein nachgesagt, sie seien - der Rückgriff aufs Englische sei mir gestattet - size queens). Im Laufe der Jahre habe ich unterschiedlichste Größen von Schwänzen erlebt - von ganz klein bis riesengroß; in den seltensten Fällen war dieses Faktum ein tauglicher Indikator für die Qualität des Sex, geschweige denn den Verlauf einer Beziehung. Vor Jahren habe ich mir eingebildet - und das wäre sozusagen die bildungsbürgerliche Umkehrung der hier vorherrschenden Prämisse des Primats der Größe -, mit Männern, die etwa jene berühmten Verse Aurea prima sata est aetas quae vindice nullo ... nicht weiter deklamieren könnten oder zumindest des Verfassers Namen wüssten, sei in puncto Beziehung kein Staat zu machen. Ich war, wenig überraschend, einsam. Dass ich unterdessen meine Meinung revidiert habe, mag man als Abstriche machen diskreditieren (gewissermaßen wie von 17 auf 13 Zentimeter ...); alleine ich habe dies nicht zur Erweiterung des Kandidatenkreises, sondern aus leidvoller Einsicht in meine Präpotenz getan.
III.
Mein Freund hat einen, so bestärkt mich der empirische Vergleich aus meiner Erinnerung, großen Schwanz. Ich liebe ihn, weil er für mich da, weil er sanft ist, weil ich mit ihm kuscheln kann und tausend anderer Dinge wegen - den Schwanz empfinde ich als, wenn man so will, "Bonus". Für manche Praktiken freilich eher als "Malus", aber auch damit komme ich zurecht, weil ich ihm nahe sein will, er einfühlsam ist und mir die nötige Zeit gibt. Für einen ONS machte ich mir diese Mühe nie und nimmer. Wenn ich besser neben jemandem in meinem Bett schlafe als ohne ihn, dann weiß ich - im besten und erfüllendsten Sinne -, woran ich bin. Dem täten aber auch fünf Zentimeter weniger oder drei weitere mehr keinen Abbruch.
IV.
Mich regt die Anmaßung mancher auf, pro toto foro zu sprechen - oder besser: zu schreiben. Auch der Hinweis, Ausführungen à la "Die Technik zählt, nicht die Größe" oder "Es kommt in einer Beziehung doch auf ganz anderes an als auf den Schwanz (und dessen Beschaffenheit)", dienten lediglich dazu, den Ersteller zu beruhigen, die Wahrheit sehe freilich diametral entgegengesetzt aus, zeugt von bescheidenem Einfühlungsvermögen. Einem jeden sei seine Meinung unbenommen; daraus generelle "Gesetzmäßigkeiten" und einen Allgemeingültigkeitsanspruch abzuleiten, ist indes weder taktvoll, noch hält es inhaltlicher Prüfung stand. Wie fast alles ist auch die sexuelle Präferenz individuell. So wirst du, lieber Textersteller, deinen Weg gehen - welcher das sein wird, wird sich weisen. Jedenfalls wünsche ich dir viel Glück und Erfolg dabei.
V.
Wenn ich manchen Eintrag Revue passieren lasse, fällt mir nur der Satz mit dem Essen und dem, nun ja, Vomitieren ein.