Mich macht der Fall nachdenklich. Wir haben in Österreich ein, wie ich meine, sehr ausgeklügeltes Sexualstrafrecht, wesentlich ausgeklügelter als das bspw. das deutsche, das etwas mehr moralingetränkt ist. Bei uns darf man/frau ab 14 grundsätzlich Sex haben, ab 13 wenn der/die Partner/in nicht mehr als 3 Jahre älter ist und sogar ab 12 dürfen "sexähnliche Handlungen" miteinander gemacht werden, wenn der/die Partner/in nicht mehr als 4 Jahre älter ist. Dann gibt es noch die "Einschleifregel" zwischen 14 und 16, wenn die "mangelnde Reife" oder ein Autoritätsverhältnis ausgenützt wird. Wenn ich das lese, denke ich mir, dass damit eigentlich alles Notwendige an Strafmaßnahmen abgedeckt ist, ohne dass jugendliche "Täter" unnötig ins Kriminal kommen, nur weil sie mit etwas jüngeren herumfummeln oder den ersten Sex haben.
Nach diesen Buchstaben des Gesetzes ist das Verhältnis von Renata C. mit Erwin U. natürlich strafbar. Es kann sogar sein, dass die Dame eine sehr hohe Strafe bekommt, weil erstens der Altersunterschied sehr hoch ist (wenn ein 18jähriger mit einer 13jährigen Sex hat, kommt er wahrscheinlich mit einer bedingten Strafe davon) und zweitens auch eine Art Autoritätsverhältnis bestand.
Warum bleibt bei mir trotzdem ein schaler Nachgeschmack? Ich weiß es nicht. Viele haben gepostet, dass wenn der Mann 40 und die Frau / das Mädchen 13 wäre, würden die Reaktionen anders verlaufen. Bei mir sogar ganz sicher. Bei einem 40jährigen Mann kann ich als Mann mir nicht so einfach vorstellen, dass er ehrlich in ein 13jähriges Mädchen verliebt sein kann. Im umgekehrten, hier vorliegenden Fall besteht nach meinem Gefühl (und das hat überhaupt nichts mit der rechtlichen Seite zu tun!) zumindest eine gewisse Möglichkeit. Vielleicht sehe ich es so, weil ich ein Mann bin, vielleicht ist die Einschätzung aus Sicht von Frauen anders. Es gibt aber einige Indizien, dass die Beziehung nicht ganz so schlimm ist, wie man von den "Rohdaten" her meinen würde. Da ist einmal die Tatsache, dass die beiden immer noch zusammen sind. Dass die Mutter des Buben die Beziehung gutheißt. Würde sie dies wirklich tun, wenn die 40jährige ein so böses Luder wäre? Würde sie sie in ihrer Mansardenwohnung leben lassen? Weiters fällt auf, dass der Sohn den Kontakt zum Vater nach dessen Anzeige abgebrochen hat. O.k., vielleicht wird er ihm in fünf, sechs Jahren dankbar sein, das wissen wir nicht. Aber offenbar ist es ihm absolut nicht recht, dass sein Vater ihm die Beziehung zerstören bzw. seine Geliebte kriminalisieren wollte. Nicht zuletzt wird der 13jährige vom Verein als für sein Alter körperlich besonders entwickelt beschrieben. Er war in der Nachwuchsliga Torschützenkönig, nicht zuletzt deswegen weil er seine gleichaltrigen Gegner und Kollegen überragt hat. Ich weiß, körperliche ungleich geistige Entwicklung, aber es gibt eben Indizien, dass der Bursche sehr frühreif ist.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich das alles sehr zwiespältig sehe und ich bin froh, nicht in der Haut des Richters stecken zu müssen. Zu einer Verurteilung wird es in jedem Fall kommen, aber welches Strafmaß hier angewendet werden sollte, das ist eine ganz schwierige Entscheidung, finde ich.
Ob das Verhältnis straffrei wäre, wenn die beiden bis zum 14.Geburtstag des Burschen gewartet hätten? Also Ausnützen geistiger Unreife würde ich nach dem bisherigen Informationsstand eher ausschließen. Wenn, dann hätte man der Trainerin einen Missbrauch ihres Autoritätsverhältnisses ankreiden können, das sogar bis 18 noch strafbar wäre.
Jedenfalls meine ich, dass wenn die beiden ein Exklusivinterview geben oder gar ein Buch über ihre Beziehung schreiben würden, sie sehr viel Geld einstreifen könnten (das kann man gutheißen oder auch nicht).